In der Leipziger Straße in Berlin-Mitte will die Interessengemeinschaft “Operation Himmelblick” Dächer von Hochhäusern für die Hausgemeinschaft zugänglich und nutzbar machen, da Freiräume und Begegnungsflächen in der Umgebung rar sind. Es ist ein Vorhaben welches Modellcharakter für ganz Berlin haben könnte.

Leipziger Straße in Berlin-Mitte: Zwischen 1969 und 1982 entstanden die Wohnhäuser in Plattenbauweise, die auf beiden Seiten der Straße errichtet wurden und das städtebauliche Bild bis heute prägen.

© Visualisierungen: Zore Hünermann / Operation Himmelblick
© Fotos: Pixabay
Text: Björn Leffler

 

Die Leipziger Straße in Berlin-Mitte gehört nicht unbedingt zu den Paradebeispielen gelungener Stadtentwicklung. Vor allem die während der DDR-Zeit entstandenen Plattenbauten prägen das Areal rund um die vielbefahrene Hauptverkehrsader im Zentrum der Hauptstadt.

Rund um die Leipziger Straße hat in den vergangenen Jahren eine enorme Verdichtung stattgefunden. Durch Bauprojekte wie den Bau des Axel Springer Neubaus oder ein neues Wohngebäude der WBM sind Freiflächen bebaut worden, die auch als Grünflächen mit Spielplätzen hätten genutzt werden können.

Städtebauliche Verdichtung: Freiräume im Zentrum verschwinden

Auch am Petriplatz erfolgt seit vielen Jahren eine bauliche Verdichtung, die in wenigen Jahren mit dem Bau des House of One abgeschlossen sein wird. Für die Bewohnerinnen und Bewohner der riesenhaften Wohnhäuser an der Leipziger Straße sind dadurch städtische Freiraumpotenziale verschwunden.

In wenigen Jahren soll ein weiteres Projekt hinzukommen, welches nicht unbedingt zur Beruhigung des Stadtraums beitragen wird: Der Bau der geplanten Tramlinie vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz, der in weiten Teilen über die Leipziger Straße führen wird.

Interessengemeinschaft “Operation Himmelblick” will Häuserdächer nutzen

Nun hat sich eine Interessengemeinschaft gebildet, um bislang ungenutzte Flächenpotenziale nutzbar zu machen, die den Bewohnerinnen und Bewohnern der DDR-Plattenbauten bislang nicht zugänglich waren. Die Operation Himmelblick möchte sprichwörtlich aufs Dach.

Konkret haben die Initiatoren das Wohngebäude an der Leipziger Straße 54 bis 58 im Blick. Sie wollen das ungenutzte Potenzial der Dachflächen des Gebäudes mit 14 Etagen nutzen und damit, wie sie selbst sagen, an die ursprünglichen “Planungsideale des Plattenbaus” anknüpfen.

Begrünung der Dachfläche und Begegnungsräume sollen entstehen

Die endgültige Form der Dachgestaltung steht bislang noch nicht fest. Klar ist aber, dass neben einer intensiven Begrünung der Dachfläche zusätzliche Begegnungsstätten für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen werden sollen, um den soziokulturellen Austausch zwischen den Menschen zu fördern.

So könnten etwa Sitzgelegenheiten aber auch Spielflächen eingerichtet werden. Die Immobilie selbst ist Eigentum der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte, die das Vorhaben unterstützt und mit Operation Himmelblick kooperiert. Die Gruppe selbst bezeichnet sich als Zusammensetzung aus Stadtbewohnern, Nachbarschaftsenthusiasten, Kulturliebhabern und Nischenexperten.

Informationsveranstaltung zum Projekt auf der Fischerinsel

Die Umsetzung des Projekts steht noch am Anfang, umso größer sind die Möglichkeiten für die Menschen vor Ort, sich aktiv in den Gestaltungsprozess einzubringen. So gibt es am heutigen Dienstag eine Informationsveranstaltung des Bündnisses sowie der Berliner Woche, welches ab 18:30 an der Fischerinsel 3, im Zirkuszelt des Kreativhauses, stattfinden wird.

Ab 1969 wurde die Leipziger Straße im Rahmen der Neugestaltung der Berliner Innenstadt zwischen Spittelmarkt und Charlottenstraße neu und „autogerecht“ mit acht Fahrstreifen und einem Mittelstreifen angelegt.

Zwischen 1969 und 1982 entstanden die DDR-Plattenbauten an der Leipziger Straße

Beidseitig des verbreiterten Straßenabschnittes entstanden von 1969 bis 1982 unter Beseitigung der wenigen erhaltenen Altbauten vielgeschossige Wohnbauten in Plattenbauweise. Während die Nordseite dieses Straßenabschnittes mit langgezogenen 14-geschossigen Gebäuderiegeln bebaut wurde, entstanden auf der Südseite acht paarweise angeordnete 23- bis 25-geschossige Wohnhochhäuser.

Bis heute prägt die Architektursprache dieser Zeit das Bild der Leipziger Straße, die seit dem Mauerfall zu einer der wichtigsten Verkehrsachsen der Berliner Innenstadt geworden ist. Umso wichtiger sind innovative Vorhaben wie die Initiative Operation Himmelblick, um sinnvoll und zukunftsorientiert mit dem baulichen Erbe der 1960er und 1970er Jahre umzugehen und die heutige Verdichtung der Stadt effizient und kreativ zu ergänzen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Die Leipziger Straße im Jahr 1981. Im Hintergrund sind bereits die neu entstandenen Wohnhäuser erkennbar.

Die Leipziger Straße heute, vom Spittelmarkt aus gesehen.

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Quelle: Operation Himmelblick, Berliner Woche, Wikipedia

 

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