Die Berliner Verkehrsverwaltung hat ihr Konzept zur Anbindung der geplanten Wohnquartiere in Pankow präsentiert. Nicht weniger als drei neue U-Bahnlinien will Manja Schreiner (CDU) dafür realisieren, inklusive einer möglichen Linie U10 vom Alexanderplatz bis nach Buch.
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Text: Björn Leffler
Dass in Pankow in den kommenden Jahren mehreren große Wohnungsbauvorhaben realisiert werden sollen, ist hinlänglich bekannt. In neuen Quartieren wie “Am Sandhaus“, im Blankenburger Süden, auf der Elisabeth-Aue oder in Karow-Süd sollen Wohnungen für zehntausende Menschen entstehen.
Dass die bisherigen infrastrukturellen Voraussetzungen nicht ausreichen, diese Quartiere mit einer optimalen ÖPNV-Anbindung zu versorgen, darüber sind sich Politiker des Berliner Senats und des Bezirks Pankow einig.
Pankow: Neue Wohnquartiere brauchen bessere ÖPNV-Anbindung
Nun wird darüber diskutiert, wie die neuen Wohnquartiere idealerweise an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen werden sollen. Die von der CDU geführte Senatsverkehrsverwaltung strebt nun eine große Lösung an – und den Bau von bis zu drei neuen U-Bahnlinien.
Im ersten Schritt allerdings soll die Tram als zusätzliche Verkehrsverbindung dienen. Pankows große Neubaugebiete sollen zunächst durch eine neue Straßenbahnlinie M2 erschlossen werden, da diese Lösung die kürzeste Bauzeit verspricht.
Pankow: Erst eine neue Tram, dann bis zu drei neue U-Bahnlinien
Ab den 2040er Jahren sollen zusätzlich zwei bis drei neue U-Bahntrassen hinzukommen. Das neue Verkehrskonzept für Pankow wurde in der vergangenen Woche von Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) vorgestellt.
Die U-Bahnprojekte umfassen laut Senatsmitteilung eine Verlängerung der Linie U9 von der Osloer Straße über Pankow Kirche, Heinersdorf, Blankenburg bis nach Karow. Zudem soll die U2 von Pankow über Pankow Kirche nach Französisch Buchholz verlängert werden.
Manja Schreiner will Machbarkeitsstudie für eine neue Linie U10
Zusätzlich plant Manja Schreiner eine Machbarkeitsstudie für die Linie U10 vom Alexanderplatz über Weißensee in den Nordosten der Hauptstadt. Zuvor hatte die CDU den Wunsch geäußert, die Linie bis nach Buch zu führen oder sogar bis nach Brandenburg zu verlängern. Dies wird wohl auch weiterhin im Gespräch bleiben.
Der Senat plant zusätzlich auch noch eine Verbindung nach Osten in Richtung Lichtenberg durch die Verlängerung der S75 über Malchow bis zur geplanten Station Sellheimbrücke. Zusätzlich soll hier eine Verbindung zur S2 am Karower Kreuz geschaffen werden.
Pankow: Ist die Magnetbahn eine realistische Option?
Seitdem in Berlin das Thema Magnetschwebebahn durch Medien und Öffentlichkeit mäandert, wird allerdings auch darüber nachgedacht, zur Anbindung der neuen Quartiere die Verwendung der für Berlin neuartigen Magnetbahn-Technologie in Betracht zu ziehen, wie die Berliner Morgenpost berichtet.
Der CDU-Abgeordnete Johannes Kraft hatte eine solche Lösung öffentlich ins Spiel gebracht und dabei eine aufgeständerte, also über dem Straßenniveau fahrende Magnetbahn als auch eine unterirdisch fahrende Variante vorgeschlagen.
Johannes Kraft: “Geschwindigkeitsvorteil der Magnetbahn ist erhelblich”
Damit gibt es nun zusätzlich eine weitere Option, die öffentlich diskutiert, wird, zusätzlich zum von Manja Schreiner präsentierten, geplanten Ausbau des U-Bahnnetzes.
“Ob eine klassische U-Bahn sinnvoll ist oder eine Magnetschwebebahn, sollen Untersuchungen zeigen. Letztere kann Höhenunterschiede leicht überwinden, würde zum Beispiel am Alexanderplatz im Untergrund starten und könnte in Prenzlauer Berg auf der Greifswalder Straße oberhalb der jetzigen Straßenbahn verlaufen. Der Geschwindigkeitsvorteil wäre erheblich,” sagte Kraft zur Berliner Morgenpost.
Pankow: 30 Kilometer U-Bahnstrecke sollen entstehen
Bei dem von Manja Schreiner vorgeschlagenen U-Bahn-Ausbau geht es darum, nicht weniger als 30 Kilometer neue Strecke zu realisieren, die teilweise unterirdisch und teilweise als Hochbahn verlaufen würde. Schon das ist eine erstaunlich umfangreiche Verkehrsvision für den Berliner Nordosten.
Die Vision des Berliner Senats für die neuen Linien in Pankow stoßen derweil auf ein geteiltes Echo. “Drei U-Bahnlinien sind nicht realistisch“, sagt etwa Jens Wieseke von der Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin (IGEB) gegenüber der Berliner Morgenpost. Die Planung sei zeitlich zu langwierig und wäre auf viel mehr Menschen ausgelegt, als absehbar in den neuen Quartieren leben würden.
Geteiltes Echo für Verkehrsplanungen des Berliner Senats
Der SPD-Abgeordnete Dennis Buchner, früherer Chef des Berliner Landesparlaments, begrüßte hingegen das Vorhaben: “Ein Durchbruch für gute Verkehrsinfrastruktur im Nordosten. (…) Pankow ist seit 2001 um rund 90.000 Einwohnerinnen und Einwohner gewachsen. Dieses Wachstum wird sich durch Bauprojekte in den nächsten 20 Jahren auch weiter fortsetzen.”
Der Senat setzt darauf, dass neue U-Bahnlinien auch vom Bund mitfinanziert würden. Die Grünen begrüßen vor allem den geplanten Ausbau der Tramverbindungen in Pankow, die im ersten Schritt erfolgen soll, während die neuen U-Bahnlinien geplant werden.
Till Moepert: “Brauchen Mut, die Stadt auch mal visionär zu planen”
Till Moepert, Sprecher des Bucher Bürgervereins, begrüßt die Verkehrspläne des Senats und fasste es gegenüber der Berliner Morgenpost wie folgt zusammen. “Wir brauchen den Mut, auch mal visionär die Stadt zu planen. Hätte man vor 100 Jahren nicht große Anstrengungen beim Bau von Verkehrswegen unternommen, wäre Berlin heute keine attraktive Stadt.”
Dass bei dieser Planung bereits ernsthaft über den Einsatz der Magnetbahn-Technologie nachgedacht wird, erscheint derzeit eher unrealistisch. Die Senatsverwaltung will sich nun voll und ganz auf den Ausbau des nordöstlichen U-Bahnnetzes konzentrieren. Und das ist schon herausfordernd genug.
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Quellen: Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung, BVG, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verkehr und Klimaschutz, Bezirksamt Pankow
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