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Durchbruch beim “Pankower Tor”: Einigung mit Naturschutzbund

Seit Jahren gibt es Streit um eine bedrohte Krötenpopulation, die auf dem potenziellen Baugrund für das Vorhaben “Pankower Tor” heimisch ist. Ursprünglich sollten die Tiere nach Brandenburg umgesiedelt werden, nun aber soll ihnen eine fünf Hektar große Fläche auf dem Quartiersgelände eingerichtet werden. Der NABU hat die Klage gegen das Neubauquartier kurz vor dem Gerichtstermin zurückgezogen.

So soll die Neuentwicklung des Areals auf dem ehemaligen Güterbahnhof Pankow einmal aussehen. Nun ist man auch bei der Lösung von Naturschutzfragen auf der Zielgeraden. / © Visualisierung: Nöfer Architekten

© Visualisierungen: Nöfer Architekten
© Foto: Depositphotos.com

Text: Björn Leffler

 

2025 sollte es endlich losgehen mit dem ambitionierten Bauprojekt “Pankower Tor”, doch der Streit um die Zukunft der auf dem Gelände heimischen Krötenpopulation war nach jahrelanger Diskussion noch immer nicht beigelegt.

Bereits im August 2021 hatte eine Expertenjury entschieden, dass das städtebauliche Konzept der Büros Nöfer Architekten und Christoph Kohl Stadtplaner Architekten als Grundlage für die Erstellung eines Masterplans dienen sollte, um das bislang brachliegende Gelände unweit des S- und U-Bahnhofs Pankow zu gestalten.

Ungeklärte Zukunft der Krötenpopulation behinderte Bauprojekt “Pankower Tor”

Das Schicksal der Kreuzkröte behindert diese Planungen jedoch empfindlich. Ursprünglich hatte der Berliner Senat geplant, die Tiere nach Brandenburg umzusiedeln, um einen möglichen Baustart des Projekts zu beschleunigen.

Der NABU hatte bereits im Juli 2021 dagegen geklagt, dass der Senat das Bauprojekt „Pankower Tor“ als ein Bauvorhaben von zwingend öffentlichem Interesse eingestuft hatte. Denn nur mit dieser Einstufung ist die Umsiedlung der streng geschützten Tiere rechtlich überhaupt möglich.

NABU und Senat steuerten auf eine juristische Auseinandersetzung zu

Die Naturschützer hatten mehrfach öffentlich betont, dass sie eine Umsiedlung der Tiere extrem kritisch sehen und daher einen Verbleib der Tiere auf dem Areal gefordert. Dies soll nach Informationen des Tagesspiegel nun auch die favorisierte Variante der Projektbeteiligten sein.

“Die Kreuzkröten sollen auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs verbleiben”, bestätigte daher bereits im September 2023 Bezirksbaustadtrat Cornelius Bechtler (Die Grünen) in einem öffentlichen Statement.

NABU hat seine Klage gegen das Bauvorhaben zurückgezogen

Der NABU hat seine Klage gegen das Wohn- und Gewerbeprojekt kurz vor dem angesetzten Gerichtstermin letztlich zurückgezogen, da die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt  den Bescheid zur Feststellung des “überwiegenden öffentlichen Interesses” für das Bauvorhaben ebenfalls zurückgezogen hat.

Statt Konfrontation setzen beide Seiten nun also auf einen Dialog – und darauf, dass die Tiere auf dem Gelände verbleiben sollen. Die Frage ist nun noch, wo die Tiere zukünftig leben sollen, und wie große die Fläche sein wird, die ihnen der Bezirk und der private Projektpartner, die Krieger Handel SE, zur Verfügung stellen wird.

Krötenpopulation: Größe und Ort der künftigen Fläche noch ungeklärt

In unmittelbarer Nähe zum historischen Rundlokschuppen, dessen zukünftige Nutzung noch unklar ist, möchte das Bezirksamt Pankow nun fünf Hektar bereitstellen, um die bedrohte Krötenpopulation dort anzusiedeln. Dem NABU ist diese Fläche jedoch noch zu klein, mindestens zehn Hektar sollen es nach den Wünschen der Naturschützer eigentlich sein.

Der NABU möchte, dass die Tiere, die derzeit auf dem westlichen Teil des Geländes leben, dort verbleiben können, da das vom Bezirk favorisierte Areal entlang der Bahngleise als nicht optimal angesehen werde. Rund 800 Tiere zählen zur Population der Kreuzkröten auf dem historischen Bahngelände. Insgesamt 40 Hektar umfasst die Größe des gesamten, geplanten Quartiers.

Naturschützer erleichtert über Einlenken der Senatsverwaltung

Rainer Altenkamp, Vorsitzender des Berliner NABU-Verbands, äußerte sich gegenüber dem Tagesspiegel entsprechend wohlwollend: “Wir freuen uns erstmal, dass zumindest der Plan einer kompletten Umsiedlung der Kreuzkrötenpopulation nach Brandenburg offenbar vom Tisch ist.

Altenkamp zeigt sich darüber hinaus durchaus optimistisch, dass nun gemeinsam mit den Projektpartnern zügig ein tragfähiges Konzept für den weiteren Bestand der Population auf dem derzeitigen Gelände gefunden werden kann. Nach vielen Jahren der Diskussionen und Kompromissvorschläge scheinen sich Befürworter und Gegner des Bauvorhabens “Pankower Tor” also endlich anzunähern.

“Pankower Tor”: Neues Stadtquartier mit 2.000 Wohnungen geplant

Auf dem Areals des einstigen Rangierbahnhofs Pankow soll ein neues Stadtquartier entstehen. Das Gebiet liegt direkt am S- und U-Bahnhof Pankow und  erstreckt sich entlang der Bahntrasse und der Granitzstraße, von der Mühlenstraße im Westen über die Berliner Straße hinaus bis zum S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf und der Prenzlauer Promenade im Osten.

Das neue Stadtquartier wird kooperativ von der Eigentümerin Krieger Handel SE, dem Bezirk Pankow sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen entwickelt.

Pankow: Wenig Autos, dafür Radschnellweg und neue Tramlinie

Als ein grundsätzliches Ziel wurde im Rahmen des Wettbewerbs die “Unterbindung des Durchgangsverkehrs und dauerhafte Reduzierung des motorisierten (Individual-)Verkehrs” ausgegeben. Außerdem soll der Radschnellweg „Panke Trail“ parallel zur Bahntrasse durch das neue Quartier geführt werden.

Auch eine neue Tramlinie zwischen Pankow und Weißensee soll Bestandteil des Projekts sein. Sie soll weitgehend entlang der Granitzstraße und weiter bis zur Prenzlauer Allee geführt werden. Insgesamt 2.000 neue Wohnungen sollen bei dem Bauvorhaben entstehen. Die tatsächliche Realisierung des Projekts ist nun wieder ein Stück näher gerückt.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Visualisierung: Nöfer Architekten

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Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Senatskommission Wohnungsbau, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Nöfer Architekten

 

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