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Karow Süd: Senat will Maximalzahl von 5.000 neuen Wohnungen bauen

Im Süden des Pankower Ortsteils Karow soll es in den kommenden Jahren eine starke Verdichtung durch den vom Berliner Senat beabsichtigten Wohnungsbau geben. Nach offiziellen Plänen von Bausenator Christian Gaebler sollen in Karow 5.000 neue Wohnungen errichtet werden. Zudem soll der Baustart vorgezogen werden.

Im Pankower Ortsteil Karow plant der Berliner Senat eine deutliche Nachverdichtung und den Bau von 5.000 neuen Wohnungen. / © Visualisierung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

© Fotos Titelbild: Wikimedia Commons, Olaf Tausch
© Visualisierung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen

Text: Björn Leffler

 

Knapp 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben im beschaulichen Ortsteil Karow im Nordosten des Berliner Bezirks Pankow. Diese Zahl wird sich jedoch aller Voraussicht nach bald deutlich erhöhen, denn der Berliner Senat möchte in Karow den Bau neuer Wohnungen vorantreiben.

Nach einer Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen kann durch eine bauliche Nachverdichtung neuer Wohnraum für bis zu 10.000 Menschen entstehen – ein aufsehenerregendes Szenario. Und es ist nun auch offiziell das, was Bausenator Christian Gaebler im Norden Berlins plant.

NEUBAU IN KAROW SÜD: WOHNUNGEN FÜR BIS ZU 10.000 MENSCHEN sollen entstehen

Wir berichteten bereits im Januar 2023, dass das Bauvorhaben rein zahlenmäßig zu einem der größten, landeseigenen Wohnungsbauvorhaben Berlins avancieren würde. Offiziell wurden die Pläne bislang von der Senatsverwaltung bislang aber nicht bestätigt. Doch nun werden die Pläne vom Senat klar formuliert.

Zwei Varianten wurden in den vergangenen Jahren durch Expertinnen und Experten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung analysiert. Beide Varianten beinhalten demzufolge den Bau von deutlich über 4.500 Wohneinheiten (Variante 1 enthält 4.696 Wohnungen, Variante 2 sogar 4.947 Wohnungen).

BIS ZU 5.000 NEUE WOHNUNGEN sollen IM NORDOSTEN VON PANKOW ERRICHTET WERDEN

Das wäre weit mehr, als das vom Bezirksamt Pankow bisher untersuchte und für optimal bewertete Maximalszenario von 3.542 zusätzlichen Haushalten. Und es wäre vor allem mehr als doppelt so viel, wie der Konsens für rund 2.000 Wohnungen, auf die sich Pankows Bezirkspolitiker mit Karows Bürgergruppen geeinigt hatten.

Die Pläne sorgten schließlich auch für reichlich Zündstoff, denn der ehemalige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel war nicht zimperlich bei der Planung neuer Wohnungsbauvorhaben oder der Nachverdichtung bereits bestehender Quartiere ist, was aus seiner Sicht verständlich war. Sein Nachfolger Christian Gaebler, ebenfalls SPD, führt die von Geisel begonnene Linie fort.

Gaebler SUCHT GEEIGNETE FLÄCHEN FÜR DEN DRINGEND BENÖTIGTEN WOHNUNGSBAU

Denn irgendwo müssen die dringend benötigten Wohnungen ja schließlich herkommen. Vor allem die Flächen im Norden Berlins gehören zu den großen Potenzialflächen für den landeseigenen Wohnungsbau. Gegen die Pläne, in Pankow das Wohnprojekt “Elisabeth-Aue” zu realisieren und 5.000 Wohnungen auf einer heute noch unversiegelten Grünfläche zu errichten, hatten sich zuletzt die Grünen positioniert.

Die von der SPD geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen hält an diesen Plänen jedoch weiter fest. Und in Karow soll nun noch ein weiteres, ähnlich dimensioniertes Projekt hinzukommen.

SENATSVERWALTUNG Zog PLANUNGSVORHABEN FÜR KAROW SÜD AN SICH

Denn dem Stadtentwicklungssenator Geisel war das Vorgehen für die geplanten Wohnungen in Karow offensichtlich zu zaghaft, weshalb die Senatsverwaltung das Planungsverfahren an sich gezogen hatte. Geisel betonte damals, dass die landeseigenen Flächen dichter und höher bebaut werden müssen: “Bei einer Dreigeschossigkeit haben wir einen Flächenverbrauch, den wir uns schon aus ökologischen Gründen nicht leisten können. Dafür haben wir in Berlin zu wenig Fläche.

So soll in Karow also nicht nur dichter, sondern auch höher gebaut werden. Den Charakter des Quartiers würde dies vollkommen verändern. Anwohner reagierten bislang sehr skeptisch auf die Pläne der Senatsverwaltung. Gaebler möchte genau diese Herangehensweise aber umsetzen.

Senat bestätigt offiziell Pläne für den Bau von 5.000 Wohnungen

Der Senat bekräftigt diese Pläne aber: “Im gesamten Projektverbund Karow Süd, das aus den drei Teilflächen Karow Süd am Karower Kreuz, An der Laake und Am Teichberg besteht, sollen sukzessive bis zu 5.000 Wohneinheiten inklusive erforderlicher sozialer Infrastruktur und wohnungsnaher Grünflächen auf einer Gesamtfläche von circa 100 Hektar entstehen”, sagte Petra Rohland, die Sprecherin von Christian Gaebler, kürzlich gegenüber der Berliner Morgenpost.

Damit übernimmt die Senatsverwaltung auch offiziell die Maximalzahlen der bisherigen Varianten für die Nachverdichtung in Karow. Till Moepert vom Verein “Wir für Karow” kritisierte diese Plänen gegenüber der Berliner Morgenpost scharf: “5.000 Wohneinheiten bedeuten circa 10.000 neue Anwohner. Aktuell hat Karow etwa 20.000 Bewohner, die Anzahl würde also binnen kurzer Zeit um 50 Prozent steigen. Ein solch explosionsartiges Bevölkerungswachstum würde selbst eine Bebauung in der Innenstadt nur schwer verkraften.” Auch die geplante Gebäudehöhe mit sechs Etagen plus Dachgeschoss wird in der Karower Nachbarschaft überwiegend kritisch gesehen.

INFRASTRUKTUR: NEUER BAHNHOF, BUSLINIE UND Erschliessungsstrasse SOLLEN KOMMEN

Vor allem die infrastrukturelle Anbindung des Quartiers stellt für viele Bewohner bei einem so großen Bevölkerungswachstum ein Problem dar. Die Verkehrserschließung des Quartiers soll über den künftigen Turmbahnhof Karower Kreuz erfolgen, die verlängerte S-Bahnlinie S-75. Zudem sollen eine Kiezbus-Linie und zwei Quartiersgaragen für Autos eingerichtet werden.

Am zukünftigen Bahnhof sollen auch die geplanten Hochpunkte des neuen Quartiers errichtet werden. Zwei Gebäude mit bis zu zehn Geschossen sind vorgesehen. Auch der Bau einer neuen, vierzügigen Grundschule ist geplant. Der Bahnhof jedoch wird aller Voraussicht nach erst in den 2030er Jahren fertig werden.

Hinzu kommen soll daher noch eine zusätzliche Erschließungsstraße. Da durch diese Straße mit einem erhöhten Lärmaufkommen zu rechnen ist, wird vom Senat die Errichtung einer bis zu fünf Meter hohen Lärmschutzwand geprüft.

WOHNQUARTIER KAROW SÜD: Baustart soll schon 2026 beginnen

Ein Baustart für das Projekt war bislang für frühestens 2027 vorgesehen, denn das Planungsvorhaben war immer wieder von Verzögerungen geprägt. Gaebler möchte den Vorgang jedoch beschleunigen und strebt eine Grundsteinlegung noch innerhalb der laufenden Legislaturperiode an – also noch vor dem Herbst 2026.

Weiterer Widerstand von Bürgern und auch der Bezirkspolitik ist jedoch sehr wahrscheinlich. Ob die Pläne für das Quartier Karow Süd also tatsächlich so umgesetzt werden wie sie derzeit von der Senatsverwaltung geplant werden, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen.

 

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Quellen: Berliner Morgenpost, Bezirksamt Pankow, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin

 

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