Auf einem Parkplatz an der Eldenaer Straße, an der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain, möchte ein israelischer Investor zwei nachhaltige Hochhäuser mit einer gemischten Nutzung errichten und hoffte auf die Unterstützung des Berliner Senats. Doch nun ist klar, dass es diese Unterstützung nicht geben wird.
© Visualisierungen: Christoph Langhof / ARGO Properties / Eldenaer Investment GmbH
Text: Björn Leffler
Als der israelische Investor ARGO Properties im Bezirk Pankow erstmalig mit seinem von Christoph Langhof konzipierten Projekt “Eldenaer 4 Zero” vorstellig wurde, war die Skepsis unter den Bezirkspolitikern von Beginn an groß.
Langhof und ARGO schlugen an der Eldenaer Straße 42-44 den Bau zweier Hochhäuser vor, die sich pyramidenartig aus ihrer städtischen Umgebung hervorheben sollten. Entstehen sollten diese Häuser auf einer heute versiegelten Fläche an der Grenze zwischen Friedrichshain und Prenzlauer Berg, die als Parkplatz für eine Supermarktkette genutzt wird.
August 2022: Projekt “Eldenaer 4 Zero” wurde im Bezirk Pankow vorgestellt
Ende August 2022 stellten Langhof und der Investor das Projekt in der Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Pankow vor, wo das Projekt sehr kritisch betrachtet und von vielen Bezirkspolitikern erst einmal abgelehnt wurde.
Die damalige Baustadträtin Rona Tietje zeigte sich nach der Präsentation zwar “sehr beeindruckt”, wies aber auf “Hürden” hin, wie beispielsweise unzureichende Kapazitäten ihrer Ämter: “Welchen anderen B-Plan sollen wir dafür zurückstellen?”
Der Denkmalschutz stellte von Beginn an ein Problem dar
Eine weitere Hürde für das Projekt sah Tietje im Denkmalschutz, da sich im direkten Umfeld einstige Hammelställe des ehemaligen Schlachthofs und eine Verwaltungsvilla befänden, die zu dicht an einer möglichen Hochhausbebauung stünden.
Dass es sich bei diesem Projekt um kein gewöhnliches Bürobauvorhaben handelt, zeigt allein die Form der beiden Häuser. Aber es gibt noch mehr, was bei diesem Projekt heraussticht. Das wäre zuerst einmal die angestrebte, gemischte Nutzung der Gebäude. Neben Büroflächen sollte auch Platz für Gastronomie, Kunst, Arztpraxen und Einzelhandel entstehen. Auch eine Kita war geplant.
Investoren erhofften sich Unterstützung vom Berliner Senat
Aufgrund der ablehnenden Haltung im Bezirk Pankow hatte sich der Investor Unterstützung durch den Berliner Senat und die dortige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen erhofft. Doch nach einem Bericht der Berliner Morgenpost wird der Senat dem Projekt diese erhoffte Unterstützung wohl verwehren.
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt äußerte sich in einer schriftlichen Stellungnahme wie folgt: “Nach Einschätzung des Senats wäre das Hochhausleitbild für Berlin anzuwenden, da die beiden Hochhäuser die gebietsprägenden Bestandshöhen um mehr als 50 Prozent überschreiten würden und dazu geeignet wären, aufgrund ihrer Höhe, ihres Bauvolumens und ihrer Wahrnehmbarkeit den städtebaulichen Maßstab des Gebietszusammenhanges zu durchbrechen, so dass deren prägende Einflüsse auf das Stadtbild deutlich über das nähere Umfeld hinausweisen würden.”
Die Traufhöhe des Baubestands wird zu stark überschritten
Das Projekt wird also vor allem wegen der sprichwörtlich herausragenden Hochhausarchitektur kritisch gesehen. Vorbehalte gegen das Vorhaben gibt es also nicht nur im Bezirk Pankow, sondern auch im Senat selbst. Denn die Traufhöhe des Baubestands ist in Berlin eine der wichtigsten, maßgeblichen Vorgaben für Neu- und Umbauprojekte.
Jedes Gebäude, welches über diese Traufhöhe hinaus gehen soll, muss dies explizit begründen. Vor allem in Stadtteilen mit einem hohen Anteil von Gründerzeit-Häusern, wie etwa in Prenzlauer Berg oder der Spandauer Vorstadt in Mitte, sind Hochhausprojekte daher nur äußerst schwer durchzusetzen.
Das Hochhausleitbild wurde noch von Lüscher und Lompscher erarbeitet
Das heute zugrunde liegende Hochhausleitbild wurde noch von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher und ihrer Senatsbaudirektorin, Regula Lüscher, erarbeitet und vom Berliner Abgeordnetenhaus im Februar 2020 ratifiziert.
Doch unabhängig davon möchte der Berliner Senat die Hoheit über das Projektvorhaben nicht an sich ziehen, wie es schon bei anderen Projekten erfolgt ist, etwa dem geplanten Wiederaufbau des historischen Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz. Hier hatte sich vor allem der ehemalige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel für eine Realisierung des Vorhabens stark gemacht.
“Eldenaer 4 Zero”: Entscheidungshoheit verbleibt beim Bezirk Pankow
Das bedeutet, dass die Entscheidungshoheit beim Bezirk Pankow verbleiben wird – was für die Investoren einer Ablehnung des Bauvorhabens gleichkommt. Denn sowohl die Pankower SPD und Linke als auch Grüne, FDP und CDU sehen keinen Bedarf, das Projekt umzusetzen.
Ein Problem stellen auch, wie schon oben erwähnt, die sehr geringen Abstandsflächen zu den denkmalgeschützten Bestandsbauten dar. Die noch heute erhaltenen, einstigen Stall- und Schlachtanlagen des innerstädtischen Viehhofs sind maßgeblich für die umliegende Bebauung. Das pyramidenartige Hochhausprojekt würde sich natürlich nicht in diese bauliche Umgebung einfügen, sondern diese enorm dominieren.
Kahlfeldt: Es müsste einen offenen Gestaltungswettbewerb geben
Zudem betont Kahlfeldt, dass es für die Realisierung eines solchen Vorhabens natürlich einen offenen Gestaltungswettbewerb geben müsste. Das heißt, das kühne Konzept von Architekt Christoph Langhof wäre nicht automatisch erste Wahl.
Doch nach allem, was seit rund eineinhalb Jahren im Bezirk Pankow sowie im Berliner Senat zum Projekt “Eldenaer 4 Zero” geäußert wurde, scheint eine Umsetzung des Vorhabens schlicht unrealistisch. Die Fläche an der Eldenaer Straße wird also bis auf Weiteres das bleiben, was sie heute ist: Parkplatz eines Supermarktes.
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Quellen: Christoph Langhof / ARGO Properties / Eldenaer Investment GmbH, Berliner Morgenpost, Bezirksamt Pankow, Wikipedia
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