Im Frühling 2023 beginnt der bereits mehrfach verschobene Umbau der Radwege auf der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg. Das vieldiskutierte Projekt ist nicht frei von Konfliktzonen, denn die Vielzahl an Verkehrsmitteln, die auf der Hauptverkehrsstraße unterwegs sind, erschweren die Umsetzung.
© Visualisierung: infraVelo / xoio GmbH
Text: Henriette Schubert
Über die Planung des umfassenden Fahrradweg-Umbaus auf der Schönhauser Allee in Berlin-Prenzlauer Berg hatten wir zuletzt im Mai 2022 berichtet. Die seit Jahren angekündigte und immer wieder verschobene Modernisierung der Radwege auf der Schönhauser Allee scheint dringend notwendig, immerhin durchqueren täglich bis zu 10.000 Radfahrende die Einkaufs- und Geschäftsstraße im Herzen des Pankower Ortsteils.
Nach vielen Planungen, Diskussionen und Umplanungen soll es nun aber tatsächlich losgehen. Zugunsten von mehr Rad- und Fußverkehr auf der Schönhauser Allee sollen im Rahmen des Bauvorhabens, beginnend in diesem Frühling, Parkplätze weichen, während neue Radstreifen angelegt werden sollen. Das Projekt enthält jedoch, wie andere vergleichbare Projekte auch, kritische Zonen mit Klärungsbedarf.
Schönhauser Allee: Geschützte Radwege statt Autoparkplätze
Im Abschnitt zwischen Eberswalder Straße / Danziger Straße sowie Gleimstraße/ Stargarder Straße plant die Senatsverkehrsverwaltung den Umbau von bisherigen Autoparkplätzen zu Wegen für den Radverkehr, wie auf schriftliche Anfrage des Abgeordneten Felix Reifschneider (FDP) mitgeteilt wurde.
Zukünftig soll für den Autoverkehr in diesen Abschnitten ein grundsätzliches Halteverbot gelten, während die neuen Radwege durch die Errichtung von Betonborden zusätzlichen Schutz erhalten werden.
Ausgenommen von den geplanten Regeln ist der gewerbliche Lieferverkehr. Insgesamt elf Ladezonen sollen hierfür errichtet werden, um Konflikte mit Fahrradfahrern zu vermeiden. Das Projekt wird vom landeseigenen Unternehmen InfraVelo GmbH umgesetzt. Eine Inbetriebnahme dieses Streckenabschnitts ist bereits für Mitte des Jahres 2023 vorgesehen.
Neues Konzept für Fußwege soll mehr Aufenthaltsqualität schaffen
Anschließend soll der bisherige Hochbordradweg zu einem Gehweg umfunktioniert werden, wie aus dem Grobkonzept des Pankower Straßen- und Grünflächenamtes hervorgeht. Neben Flächen für Fußgängerinnen und Fußgänger sollen Entsiegelungen und vergrößerte Baumscheiben sowie Sitzgelegenheiten zusätzliche Aufenthaltsqualität ermöglichen.
Auch Flächen für das Abstellen von Fahrrädern und E-Rollern sieht das Konzept bisher vor. Laut Grünflächenamt sollen die genauen Planungen bis Mitte 2023 abgeschlossen werden. Die Umsetzung ist jedoch abhängig von den zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Möglichkeiten.
Schönhauser Allee: Platzprobleme verhindern Ausbau auf Teilstück
Ausgenommen von diesem Konzept ist das Teilstück des jetzigen Hochbordradweges direkt am U-Bahnhof Eberswalder Straße in beiden Richtungen. Da zwischen der Kreuzung Eberswalder Straße/ Danziger Straße und Höhe Topsstraße nicht ausreichend Platz zur Verfügung steht, ist die geplante Umgestaltung hier nicht möglich, wie die Senatsverkehrsverwaltung mitteilt.
Dringend erforderliche Ladezonen für die dort ansässigen Restaurants und die damit einhergehenden Sperrflächen auf dem linken Fahrstreifen für die Straßenbahn stadteinwärts, würden eine Fortführung des Konzeptes in diesem Teilstück verhindern.
Auch auf der östlichen Seite blockieren eine Ladezone sowie eine Nachtbushaltestelle den im Grobkonzept vorgesehenen Umbau. Erst nach diesem Teilstück soll der Radweg daher wieder auf die Straße gelenkt werden.
Neue Radwege: Planungen verursachen Gefahrenstellen für Fußgänger
Diese Planung sorgt jedoch für Kritik an den zu erwartenden Engpässen und einem durch die Planung entstehenden Zickzack-Radstreifen. Eine weitere Problemstelle ergibt sich überdies durch den geplanten Umbau der Tram-Haltestelle Milastraße. Planungen der BVG zeichnen ab, dass das Ein- und Aussteigen auf der linken Seite als Vorzugsvariante gilt.
Hierdurch befinden sich die Warteflächen neben oder aber unterhalb des U-Bahn-Viaduktes. Da jedoch bislang weder eine Ampel noch ein Zebrastreifen vorgesehen ist, entstehen für Fußgänger Gefahren beim Überqueren der Auto- und Radstreifen, die zwischen dem Gehweg und der Hochbahntrasse der U2 verlaufen.
Sogenannte “Drängelgitter” und die Führung der Fahrgäste über die Straße mithilfe von Markierungen sollen hier Abhilfe schaffen, werden jedoch von Fahrgastverbänden und Anwohnern kritisch bewertet.
Bislang Keine konkreten Planungen zum Gesamtumbau der Schönhauser Allee
Wann auch die restliche Schönhauser Allee umgebaut werden soll, ist derzeit noch nicht festgelegt. Prinzipiell soll auch der Abschnitt zwischen Stargarder/ Gleimstraße sowie der Wisbyer Straße / Bornholmer Straße mit neuen Radstreifen versehen werden.
Konkrete Planungen hierzu liegen jedoch noch nicht vor. Der Neubau der Brücke über die Ringbahn, der im Jahr 2025 beginnen soll und etwa acht Jahre andauern wird, hat in diesem Bereich vorerst Priorität. Weitere Maßnahmen werden daher nach unten priorisiert.
Der südliche Bereich der Schönhauser Allee zwischen Eberswalder Straße und Torstraße soll unverändert bestehen bleiben, wie aus den bisherigen Planungen hervorgeht. Die Umgestaltung der Radverkehrsanlage sei zwar erforderlich, jedoch nicht dringend, wie das Bezirksamt mitteilte. Die Radwege in diesem Abschnitt seien zum Teil erst 20 Jahre alt.
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Quellen: Bezirksamt Pankow, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Der Tagesspiegel, Berliner Woche, infravelo GmbH, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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