Das historische, ehemalige Haupttelegraphenamt an der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte gehört zu den bedeutendsten noch erhaltenen Baudenkmälern der Jahrhundertwende. Nun fanden erstmals Veranstaltungen der Berliner Fashion Week im Neobarockbau statt.

Frisch restauriert und modernisiert: Das historische Haupttelegraphenamt an der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte. / Foto: Björn Leffler

© Foto Totelbild: Patzschke Architekten
Text: Björn Leffler

 

Eines der größten und spektakulärsten Restaurierungs- und Neubauprojekte ist das Bauvorhaben “Forum an der Museumsinsel“, welches zwischen Spreeufer, Tucholskystraße, Oranienburger Straße und Monbijoupark errichtet wird.

Dabei entsteht derzeit ein Gelände, welches für die Öffentlichkeit erstmalig nutzbar gemacht wird. Gemeinsam mit dem nur wenige Meter weiter neu entstehenden  Viertel „Am Tacheles“ wird die Berliner Mitte an dieser Stelle vollkommen neu definiert und in gewisser Weise auch wiederentdeckt.

Erbaut 1910 bis 1916: Das historische Haupttelegraphenamt

Während der südliche Teil des Gesamtgeländes bereits fertiggestellt wurde, ist der nördliche Teil zum Teil noch im Bau, während einige Gebäude hier aber ebenfalls bereits fertiggestellt sind und genutzt werden. Das größte der Gebäude auf dem nördlichen Teil des Areals ist das historische, ehemalige Haupttelegraphenamt.

Das ehemalige Telegraphenamt wurde von 1910 bis 1916 als damals aufwändigster Postbau Deutschlands eröffnet. Das Gebäude wurde damals mit modernster Telegrafentechnik versehen und diente in den ersten Jahren auch als Entwicklungszentrum für den deutschen Funkverkehr.

Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet

So konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von hier aus die 1916 in Königs Wusterhausen eingerichtete militärische Funkstelle steuern, ebenso wie die Großfunkstelle Nauen. Erst 1918, nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, begann das Telegrafenamt vollständig mit seiner eigentlichen Arbeit.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die hohen Fenster zugemauert und das Gebäude mit einem Tarnanstrich versehen. Am 23. November 1943 wurde es von Phosphorbomben der Alliierten getroffen, wobei der Saal mit den Instrumenten der Musikkapelle des Haupttelegrafenamts ausbrannte.

Die kurz vor Kriegsende durch den Volkssturm geplante Sprengung des Gebäudes konnte von der Amtsleitung verhindert werden. Somit überstand das Haupttelegrafenamt den Krieg trotz weiterer Bombentreffer nur wenig beschädigt.

In der Nachwendezeit stand das Gebäude leer und wurde für Partys genutzt

Der gesamte Gebäudekomplex des Fernmeldeamtes wurde nach der deutschen Wiedervereinigung Eigentum der Telekom. Auch die letzten noch in Betrieb befindlichen Teile des Telegraphenamts wurden 1992 jedoch endgültig abgeschaltet. In der Nachwendezeit stand das Gebäude dann für viele Jahre leer. Es bot aber etlichen Veranstaltungen und Partys einen Raum, doch ohne nachhaltige Nutzung litt die Substanz des Gebäudes bedenklich.

Nach der behutsamen Instandsetzung durch das Architekturbüro Patzschke steht das Denkmal nun kurz vor seiner vollständigen Wiederinbetriebnahme. Mit fast 40.000 Quadratmetern Geschossfläche ist das ehemalige Haupttelegraphenamt eines der größten privaten Denkmalvorhaben der Stadt Berlin.

Büros, Gastronomie und ein Hotel sollen im sanierten Gebäude eingerichtet werden

Büros, Gastronomie und ein Hotel sollen im modernisierten Neobarockbau Platz finden. Mit einigen Umbauten der inneren Gebäudestruktur haben Patzschke Architekten das Bauwerk für die zukünftigen Nutzungen vorbereitet.

Als eines der ersten Events fanden vom 5. bis 7. September mehrere Schauen der Berliner Fashion Week im Haupttelegraphenamt statt. Das historische Gebäude lieferte so eine in Berlin bislang nicht gesehene Kulisse und gab einen ersten Vorgeschmack auf das, was in diesem Gebäude und auf dem gesamten Areal des “Forums an der Museumsinsel” in den kommenden Jahren zu erwarten ist.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Historische Sanierung: Das Haupttelegraphenamt wurde 1916 als damals aufwändigster Postbau Deutschlands eröffnet. In der Nachwendezeit stand das Gebäude mit der neobarocken Fassade für viele Jahre leer. / Foto: Björn Leffler

Bilder von der Instandsetzung: Das Gebäude ist Teil des Sanierungs- und Neubauprojekts “Forum an der Museumsinsel”. / Foto: Björn Leffler

Nach einem Konzept des Büros Patzschke Architekten wurde das historische Gebäude saniert und für eine moderne Nutzung ertüchtigt. / Visualisierung: Patzschke Architekten

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Quellen: Patzschke Architekten, Mercedes Benz Fashion Week, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, BlachReport

 

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