In Berlin-Schöneberg soll mit dem Umbau der historischen Lokhalle im Natur Park Südgelände ein neuer und vielfältiger Kultur- und Veranstaltungsort entstehen. Bis 2025 soll das Projekt, verantwortet von der Grün Berlin GmbH, für 17 Millionen Euro umgesetzt werden. Schon heute hat das historische Bahngelände eine Menge zu bieten.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
© Visualisierung: Grün Berlin GmbH / Bloomimages
Text: Björn Leffler
In Berlin-Schöneberg soll ein neuer Ort für Kunst und Kultur entstehen, und zwar in einer ehemaligen Lokhalle im Natur Park Südgelände, direkt am S-Bahnhof Priesterweg und nur etwa zwei Kilometer südlich des Bahnhofs Südkreuz gelegen.
Das landeseigene Unternehmen Grün Berlin GmbH verantwortet das ambitionierte Projekt. Die Bauarbeiten für das Projekt laufen bereits auf Hochtouren, insgesamt 17 Millionen Euro sollen in die Reaktivierung und den Umbau des historischen Gebäudes investiert werden.
Schöneberg: Umbau der historischen Lokhalle zum Veranstaltungsort
Zu den zentralen Maßnahmen der Sanierung zählt, die Standsicherheit des rund 100 Jahre alten und 4.500 Quadratmeter großen Industriedenkmals wiederherzustellen. Dazu müssen Fundamente ausgebessert werden, um die Standfestigkeit der zwei Hallenschiffe zu gewährleisten.
Auch die Dachkonstruktion soll verstärkt werden. Der Zugang zur nach dem Umbau zweistöckigen Halle soll nach Fertigstellung barrierefrei möglich sein. Um dies zu gewährleisten, wird im Rahmen der Umbauarbeiten ein Aufzug installiert.
Barrierefrei und nachhaltig: 4.600 Quadratmeter Dachbegrünung geplant
Im Sinne einer nachhaltigen und klimaangepassten Stadtentwicklung soll die Lokhalle im Rahmen der Sanierung eine über 4.600 Quadratmeter große Dachbegrünung und ein “vorbildliches Regenwassermanagement” erhalten, wie Grün Berlin mitteilt.
Ein zweistöckiger, neuer Anbau in ökologischer Holzbauweise soll das denkmalgeschützte Gebäude zukünftig um Atelier- und Werkstatträume für Künstlerinnen und Künstler erweitern.
Modernisierung der historischen Lokhalle soll bis 2025 abgeschlossen werden
Für Besucher des Natur Parks soll die runderneuerte Lokhalle im Südgelände ab 2025 als attraktiver Veranstaltungsort mit einer neuen Gastronomie zur Verfügung stehen. Die dafür nötige Infrastruktur wird in der ehemaligen Betriebswerkstatt an der Westseite entstehen.
Geplant sind dort die für den künftigen Veranstaltungsbetrieb notwendigen Räumlichkeiten wie Umkleiden, Sanitärräume sowie Proben- und Aufenthaltsräume. Zudem soll die einstige Schlosserei zu einem Veranstaltungsraum für bis zu 100 Personen umgebaut werden.
Südgelände: Theater, Kino, Lesungen und Ausstellungen sind geplant
Auch die Art der künftig geplanten Veranstaltungen ist bereits konzipiert. So sollen laut Grün Berlin ab 2025 Theater- und Kinovorstellungen sowie Lesungen, Ausstellungen, Märkte oder Informationstage das zukünftige Programm im Schöneberger Natur Park Südgelände bestimmen.
Aber auch gastronomische Angebote sind geplant. Nahe der alten Schmiede sollen in einem Café Speisen und Getränke angeboten werden. Ein neuer, etwa 1.100 Quadratmeter großer Holz-Anbau an der Südfassade ist für Ateliers vorgesehen. Hier wird Platz für 14 Künstlerateliers entstehen.
Natur Park Südgelände: Eröffnung anlässlich der Expo 2000
Der Natur Park Südgelände in Schöneberg war offiziell zur Expo 2000 in Hannover eröffnet worden, im Bahnhof selbst aber war aber bereits seit Anfang der 1950er Jahre der Bahnbetrieb eingestellt worden. Heute ist das rund 18 Hektar große Gelände geprägt von Bäumen und Grünflächen. Teile des Areals wurden zur Jahrtausendwende zum Naturschutzgebiet erklärt.
Um 1800 lag das Schöneberger Südgelände noch am Rand der preußischen Residenzstadt Berlin. Der Bau mehrerer Bahnstrecken, darunter die Berlin-Potsdamer Stammbahn (1838), die Anhalter Bahn (1841), die Dresdener Bahn (1875) und die Ringbahn (1871), leitete eine schnelle wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung der späteren Metropole Berlin ein.
1879 entstand auf dem Südgelände das Ausbesserungswerk Tempelhof
Der steigende Personen- und Güterverkehr erforderte den Bau neuer Werkstätten und Rangierbahnhöfe. So entstand 1879 auf dem Südgelände das Ausbesserungswerk Tempelhof, gefolgt von der Einrichtung des Verschiebebahnhofs Tempelhof zehn Jahre später.
Täglich wurden dort zwei Dutzend Güterzüge, hauptsächlich der Dresdener und der Anhalter Bahn, abgewickelt. Bald darauf erreichte der Verschiebebahnhof Tempelhof die zweithöchste Gesamtleistung unter den neun Rangierbahnhöfen Berlins. Von 1923 bis 1931 wurde er zu einem leistungsfähigen Rangierbahnhof für die Bahnverbindungen Halle/Leipzig-Berlin und Dresden-Berlin ausgebaut.
1927: Bau des bis heute erhaltenen 50 Meter hohen Wasserturms
Im Jahr 1927 wurde der 50 Meter hohe Wasserturm errichtet, gefolgt von der Eröffnung der Bahnstation Priesterweg im Jahr 1928. Der Bahnhof ist bis heute im Betrieb und grenzt direkt an das heutige Parkgelände, auch der Wasserturm ist als historisches Wahrzeichen erhalten geblieben. Im Jahr 1941 wurden auf dem Verschiebebahnhof Tempelhof täglich über 130 Güterzüge abgewickelt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Bahnflächen in West-Berlin von den Alliierten beschlagnahmt und die Betriebsrechte wurden der Deutschen Reichsbahn im sowjetisch besetzten Sektor übertragen. Obwohl ein bescheidener Güterverkehr auf der Anhalter Bahn wieder aufgenommen wurde, kam es 1952 zum Erliegen des Rangierbetriebs und zur Aufgabe des westlichen Betriebsbereichs in Tempelhof, da die DDR ab Mai 1950 Gütertransporte durch West-Berlin vermied.
Bis Anfang der 1990er Jahre wurde das Gelände noch industriell genutzt
Der Werkstattbetrieb, einschließlich der Brückenunterhaltung, sowie geringfügiger Güterverkehr fanden noch bis Anfang der 1990er Jahre statt. Viele der einstigen Güter- und Eisenbahnrelikte sind auf dem Gelände heute noch sehr plastisch erlebbar und zu besichtigen.
Darunter befindet sich etwa eine der ältesten noch erhaltenen Lok-Drehscheiben Deutschlands. Mittels dieser konnten Loks im Handbetrieb auf andere Gleise, zum Beispiel in Richtung Lokhalle, versetzt werden.
Das Gelände ist mittlerweile ein beliebtes Ausflugsziel für Familien
Dieser Vorgang wurde vor allem bei Dampflokomotiven mit Schlepptender durchgeführt, die nur vorwärts fahren konnten. Darüber hinaus wurden Drehscheiben zum raumsparenden Umsetzen eines Fahrzeuges in benachbarte Gleise benutzt. Heute ist die Drehscheibe mit einem Durchmesser von 23 Metern von Natur umgeben.
Das Gelände ist heute durchzogen von Wander- und Erlebnispfaden, die von Informationstafeln zur Geschichte des Areals aber auch zur Flora und Fauna auf dem vielfältigen Gelände ergänzt werden. Mittlerweile hat sich der Naturpark zu einem beliebten Ausflugsziel für Familien entwickelt. Auch eine Fahrrad- und Skaterstrecke wurde in direkter Nachbarschaft realisiert. Diese führt vom Bahnhof Priesterweg bis hinauf zum Südkreuz.
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Quellen: Grün Berlin GmbH, Bloomimages, Wikipedia, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
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2. November 2024