Der Bau der Tram zum Bahnhof Ostkreuz sollte bereits vor Jahren abgeschlossen sein, auch die künftige Streckenführung ist längst festgelegt. Doch die hohe Zahl der Einwände von Anwohnern und Betroffenen verzögert das Projekt. Bald liegen die Planungsunterlagen zum mittlerweile dritten Mal öffentlich aus, ein Baustart ist längst noch nicht in Sicht.
© Fotos: depositphotos.com, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Seit deutlich mehr als einem Jahrzehnt laufen nun die Planungen für den Bau einer Tramstrecke vom Wühlischplatz bis zum Bahnhof Ostkreuz. Allein: tatsächlich gebaut wurde bislang kein einziger Meter der geplanten Strecke.
Das Tramprojekt gehört zu den mühsamsten Bauvorhaben, die im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg umgesetzt werden sollen. Dabei ist das Vorhaben relativ simpel: Durch eine direkte Anbindung der Straßenbahn an den Bahnhof Ostkreuz über die nördlichen Vorplätze sollen kurze Umsteigewege zur Tramlinie 21 und zur Buslinie 240 ermöglicht werden.
Die Tramlinie 21 soll zukünftig durch die Sonntagstraße zum Ostkreuz fahren
Dafür muss die Tramlinie durch die Sonntagstraße, vorbei am populären Annemirl-Bauer-Platz, geführt werden. Die Linie soll direkt unter der Ringbahnbrücke halten und dann an der Marktstraße enden. Insgesamt handelt es sich um eine Strecke von insgesamt 1,2 Kilometern Länge.
Neben der besseren Anbindung des Tramnetzes und der Reduzierung der Umstiegzeiten soll auch der Autoverkehr in den angrenzenden Quartieren reduziert werden. Auch die Erreichbarkeit des Wohn-, Gewerbe- und Erholungsstandortes Rummelsburg sowie der Entwicklungsgebiete Blockdammweg und Nalepastraße soll durch die neue Streckenführung optimiert werden.
Tramlinie 21: Vier neue, barrierefreie Haltestellen sollen entstehen
Geplant sind auf der Strecke vier barrierefreie Haltestellen mit jeweils zwei Zugängen in der Boxhagener Straße/Holteistraße, in der Sonntagstraße, am Bahnhof Ostkreuz sowie in der Marktstraße. So die Theorie, aber die Praxis gestaltet sich leider deutlich komplizierter.
Im Oktober 2021 hatte die Senatsverkehrsverwaltung angekündigt, dass die Planunterlagen für das Vorhaben erneut öffentlich ausgelegt werden müssten – bereits zum zweiten Mal. Grund dafür war,dass das Projekt deutlich mehr Anrainer betrifft, als das Schallschutzgutachten ergeben hatte.
Die Planunterlagen sollen bis Ende der Sommerferien erneut ausgelegt werden
Aber damit nicht genug. Nun heißt es von Seiten der BVG, bis Ende der Sommerferien 2023 sollen die Unterlagen zum mittlerweile dritten Mal öffentlich ausliegen, weil die Planung an der Marktstraße sowie an der Karlshorster Straße verändert werden musste.
Derzeit laufe die Abstimmung mit der Feuerwehr über das Thema Oberleitung. Außerdem prüfe die BVG wohl auch noch eine Variante für die Strecke, die weniger Eingriffe in den Baumbestand erfordern würde.
Die Projektplaner rechnen mit einer großen Zahl von Einsprüchen
Sobald die Planungen dann öffentlich ausliegen, ist mit einer großen Zahl von Einsprüchen durch die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner zu rechnen – wie auch bei den vorangegangenen zwei Auslegungen. Dies wird den weiteren Planungsprozess noch einmal deutlich in die Länge ziehen.
Die Gleise der bisherigen Tramstrecke sind übrigens mittlerweile so alt, dass sie in absehbarer Zeit ausgetauscht werden müssen. Schon jetzt rechnet die BVG mit Instandhaltungskosten in Höhe von 50.000 Euro für 2023 und die kommenden drei Jahre. Zu den Baukosten für die neuen Gleise kommen also noch einmal zusätzliche Investitionen für die Modernisierung der bestehenden Strecke hinzu.
Friedrichshain: Der Widerstand der Bevölkerung gegen das Projekt ist groß
Festzuhalten bleibt nach all den Jahren, die für die Planung des Projekts aufgewendet wurden, dass der Widerstand im Kiez gegen den Straßenbahnbau ausgesprochen groß ist. Trotz des angekündigten Einbaus von sogenannten “Flüstergleisen” ist die Furcht vieler Anwohner vor einer hohen Lärmbelästigung in der vergleichsweise engen Sonntagstraße offenbar sehr ausgeprägt.
Verzögert hatte sich das Projekt bereits mehrfach: Im Jahr 2013, als die Route der Straßenbahn festgelegt wurde, rechnete man mit einem Betriebsstart ab dem Jahr 2016. Später sollten die Züge ab 2020 fahren, dann war von einer Eröffnung Ende 2022 die Rede. Keiner der Zeitpläne konnte gehalten werden.
Nun hat die Senatsverwaltung den Abschluss des Bauprojekts für das Jahr 2026 terminiert. Allerdings rechnen nur noch wenige der Projektbeteiligten damit, dass dieser Termin noch zu halten ist.
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Quellen: BVG, Berliner Zeitung, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
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2. November 2024
Ich verstehe nicht,warum die Politik in Berlin derart aus der Zeit gefallen ist.Da kämpfen CDU und SPD um einen umgehenden Weiterbau der A 100 durch die gewachsene Stadt mit Hausabbrüchen etc. und planen in Rekordzeit.500 m Straßenbahn oder 1000 m Eisenbahn auf gewidmeter Trasse( Heidekrautbahn) dauern Jahrzehnte.Muß man sich da über die letzte Generation tatsächlich wundern.Baut endlich die Tram genauso schnell wie Straßen für Autos und Radfahrer.Nur so ist eine Verkehrswende möglich,wie Stadtteile im Osten mit vollen Straßenbahnen zeigen.
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