Bis 2029 sollte eigentlich die neue Tramstrecke zwischen Alexanderplatz und Kulturforum realisiert werden. Doch die von der CDU geführte Senatsverkehrsverwaltung stellt das Straßenbahnprojekt nun noch einmal auf den Prüfstand und möchte eine alternative Routenführung untersuchen, da aus ihrer Sicht die Autofahrer auf der Leipziger Straße zu wenig Platz haben. Das Projekt würde sich damit voraussichtlich um Jahre verzögern.
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Text: Björn Leffler
Der geplante Neubau einer Straßenbahnstrecke vom Alexanderplatz über den Potsdamer Platz bis zum Kulturforum soll die Qualität der ÖPNV-Anbindung in der südlichen Berliner Innenstadt deutlich verbessern. Mit diesem Ziel wird das Infrastrukturprojekt seit Jahren vorangetrieben.
Nicht nur zwei wichtige Zentren der Hauptstadt sollen so besser miteinander verbunden werden. Neue Direktverbindungen zwischen Hohenschönhausen, Weißensee, Prenzlauer Berg auf der einen und der südlichen Berliner Innenstadt auf der anderen Seite sowie neue Umsteigebeziehungen zu den in Nord-Süd-Richtung verkehrenden Regional- und S-Bahn-Linien am Potsdamer Platz und zur Nord-Süd-U-Bahn-Linie U6 könnten damit entstehen.
Tram soll vom Kulturforum bis zum Rathaus Steglitz verlängert werden
Zugleich soll die Realisierung der Strecke Voraussetzung für die Fortführung der Straßenbahn in Richtung Rathaus Steglitz sein, die im Langzeitplan des Berliner Senats vorgesehen ist.
Mit dem Bau der Straßenbahnstrecke verbunden war ursprünglich auch eine Neuordnung der Straßenräume, die zu einer deutlichen Verbesserung der städtebaulichen Situation und somit zu mehr Lebensqualität führen sollte – zumindest aus Sicht der bis vor kurzem noch von den Grünen geführten Senatsverkehrsverwaltung.
Mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger, Reduzierung von Autospuren
Mehr Querungsmöglichkeiten für Fußgängerinnen und Fußgänger, mehr Bäume und Grün sowie attraktive Radverkehrsanlagen sollten im Zusammenspiel mit einer höheren Nutzung des ÖPNV zu deutlich weniger Kfz-Verkehr und geringeren Luftschadstoffemissionen führen.
Seit jedoch Manja Schreiner (CDU) das Ressort führt, gelten andere Prämissen. Schreiner stellt nach eigenem Bekunden das Wohl aller Verkehrsteilnehmer in den Fokus ihrer Arbeit. Die Reduzierung des bislang enorm dominierenden Autoverkehrs gehört dabei nicht zu ihren Lieblingsthemen.
Manja Schreiner möchte Tramprojekt auf der Leipziger Straße nochmal prüfen
Nun ist ein weiteres Projekt in der Berliner Innenstadt von den gänzlich anderen Prioritäten der CDU betroffen. Nachdem sich die Bezirke an die Überprüfung und Anpassung jahrelang geplanter Radwegprojekte wie etwa auf der Schönhauser Allee oder der Torstraße bereits leidlich gewöhnt haben, kommt nun das zentrale Tramprojekt zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Platz auf den Prüfstand.
Bislang heißt es von Seiten des Berliner Senats noch, die neue Strecke solle bis zum Jahr 2029 in Betrieb genommen werden. Im Koalitionsvertrag hatten CDU und SPD allerdings vereinbart, den Streckenverlauf noch einmal überprüfen zu wollen. Verkehrssenatorin Schreiner fürchtet offenbar vor allem einen möglichen Stau auf den Autospuren durch die Verengung der Leipziger Straße auf Höhe des Bundesratsgebäudes.
Leipziger Straße: Schreiner fürchtet vermehrt Stau auf Höhe des Bundesrats
Schreiner argumentierte kürzlich im Verkehrsausschuss, dass auf der Leipziger Straße täglich 50.000 Auto unterwegs seien und somit ein Verkehrskollaps an dieser engen Stelle der Leipziger Straße drohe, wenn dort zukünftig noch eine Straßenbahn hinzukäme.
Die oppositionellen Grünen vermuten jedoch, dass Schreiner die bereits weit vorangeschrittenen Planungen für die Strecke bewusst verzögern möchte. “Die Suche nach der bevorzugten Trasse ist längst in der Grundlagenuntersuchung erfolgt und die aktuelle Streckenführung als die beste herausgekommen“, sagte die grüne Verkehrspolitikerin Oda Hassepaß gegenüber der Berliner Morgenpost.
Wiederholung der Untersuchung würde Projekt um Jahre zurückwerfen
Hassepaß ergänzte noch: “Eine Wiederholung der Untersuchung würde die ganze Planung um Jahre zurückwerfen.” Zudem gehe Schreiner von falschen Zahlen aus. Derzeit müsse laut Hassepaß eher von einer Zahl zwischen 36.000 und 40.000 Autos ausgegangen werden, da sich der Verkehr in den vergangenen Jahren deutlich reduziert habe, wie aktuelle Zahlen zeigten.
Und die Realisierung der Tramstrecke hat zusätzlich das Ziel, den Autoverkehr auf der Strecke zu reduzieren und ein attraktives ÖPNV-Angebot zu schaffen, um den Umstieg vom Auto in die öffentlichen Verkehrsmittel zu erleichtern.
Welche alternative Route geprüft werden soll, ist nicht bekannt
Welche Alternative Manja Schreiner für die geplante Straßenbahnlinie prüfen möchte, ist bislang nicht bekannt. Alternativ könnte die Tram natürlich durch parallel zur Leipziger Straße laufende Seitenstraßen wie etwa die Voßstraße oder die Zimmerstraße geführt werden.
Dies würde allerdings die zu bauende Strecke deutlich verlängern und damit auch die Dauer der Fahrt zwischen Potsdamer Platz und Alexanderplatz. Zudem müsste das gesamte Planungsverfahren neu aufgerollt und eine neuerliche Kosten-Nutzen-Analyse aufgestellt werden.
Kurzum: All das, was bislang mühsam erarbeitet und durch die politischen und juristischen Instanzen gebracht worden ist, müsste noch einmal neu aufgerollt werden. Damit würde sich ein möglicher Baustart für das Projekt um weitere Jahre verzögern. Es bleibt abzuwarten, ob die Senatsverkehrsverwaltung dieses Szenario tatsächlich anstreben wird.
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Quellen: Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin
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Wieso wird dieses Jahr so viel für die Straßenbahn gebaut
Berlin hätte vor 30 Jahren damit anfangen müssen, den U-Bahnausbau konsequent voranzutreiben. 40 Jahre Teilung haben vor allem im Ostteil der Stadt nicht viel passieren lassen. Der Masterplan existiert, allein es fehlt der politische Wille. Straßenbahnen sind das perfekte Ergänzungsnetz, auch da muss weiter gebaut werden. Aber ohne die schnellere und weiter reichende U-Bahn bleibt sie unzureichend.
Die Leipziger Straße weist nun mal (leider?) die Engstelle auf Höhe des Bundesrates auf, das Dogma der Wiederherstellung alter Straßenbreiten nach dem Mauerfall hat das so mit sich gebracht. Eine Tramstrecke dort entlang zu führen ist m.E. nicht sehr sinnvoll. Was Berlin braucht, sind mehr Durchmesserlinien, wie z.B. die projektierte neue U3 zwischen Weissensee und Adenauerplatz, besser noch über Messe nach Spandau, wie im visionären Plan der BVG dargestellt. Die Tram bräuchte für solche Strecken ein Vielfaches an Zeit, aber diese Verbindungen muss es geben.
>>Mit dem Bau der Straßenbahnstrecke verbunden war ursprünglich auch eine Neuordnung der Straßenräume, die zu einer deutlichen Verbesserung der städtebaulichen Situation und somit zu mehr Lebensqualität führen sollte – zumindest aus Sicht der bis vor kurzem noch von den Grünen geführten Senatsverkehrsverwaltung.<<
Der Bau der Strecke ist schon seit 2004 geplant. Die Grünen waren von 2016 bis 2022 im Verkehrssenat und haben NICHTS für diese Strecke getan. Die haben eigentlich nur ein paar Radwege auf die Straßen gepinselt, nichts Substanzielles. Bin sehr enttäuscht.
Sinnvoll wäre für den Kfz-Verkehr eigentlich ein Ost-West-Tunnel vom 17. Juni / vor dem Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz.
Das ist die dümmste Idee, die ich seit langer Zeit zu, Thema Autoverkehr lesen durfte!
[…] Parallel dazu spielt die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs eine zentrale Rolle in den Planungen der Stadtverwaltung, um den Verkehr nachhaltiger zu gestalten, doch auch hier schwelt ein Kampf um die Verteilung des öffentlichen Straßenraums, etwa bei prominenten Verkehrsprojekten wie dem Bau einer Tramlinie vom Alexanderplatz zum Potsdamer Platz. […]
[…] hob im Frühjahr die Schwierigkeiten hervor, zentrale Themen wie den Ausbau der Straßenbahn auf der Leipziger Straße, die Sanierung von Brücken und die generelle Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der […]