In Berlin-Reinickendorf kämpfen die Bewohnerinnen und Bewohner des Märkischen Viertels seit Jahrzehnten um die Verlängerung der U-Bahnlinie 8 in das Wohnviertel hinein, bislang erfolglos. Nun soll das Quartier aber durch die Verlängerung der Tramlinie M1 an das Schienennetz angebunden werden und eine neue Verbindung bis ins Stadtzentrum ermöglichen, bis nach Prenzlauer Berg und Mitte.

Eine schienenbasierte Anbindung des Märkischen Viertels fehlt seit Jahrzehnten. Nun soll die Verlängerung der Tramlinie M1 diese Lücke schließen.

 

Die Einwohnerinnen und Einwohner des Märkischen Viertels im nördlichen Berliner Bezirk Reinickendorf kämpfen bereits seit mehreren Jahrzehnten um eine schienenbasierte Anbindung des Quartiers an den öffentlichen Nahverkehr.

Bereits vor einem Jahr berichteten wir über mögliche Streckenverlängerungen der Berliner U-Bahnlinien. Über eine mögliche Verlängerung der U-Bahnlinie 8 bis ins Märkische Viertel hinein wird bereits nachgedacht, seitdem die bis heute gültige Endhaltestelle – der U-Bahnhof Wittenau am Wilhelmsruher Damm – Mitte der 1990er Jahre eröffnet wurde.

Verlängerung der U8 wird seit Jahrzehnten diskutiert, aber nicht umgesetzt

Nach Einschätzung der Berliner SPD-Fraktion würde eine solche Verlängerung rund 220 Millionen Euro kosten. Heute müssen Reisende mit dem Ziel Märkisches Viertel am U-Bahnhof Wittenau in den Bus umsteigen, um in ein Wohnviertel weiterzufahren, welches mit seinen rund 50.000 Bewohnerinnen und Bewohnern zu den größten Berlins gehört.

Doch auch im neuen Koalitionsvertrag findet sich nichts verbindliches zum U-Bahn-Weiterbau im Norden Berlins. Nun ist aber ein anderes, eher unerwartetes Infrastrukturprojekt bekannt geworden, welches das Märkische Viertel an den schienenbasierten ÖPNV anbinden und eine neue Verkehrsverbindung ins Zentrum der Hauptstadt erschließen soll.

Reaktivierung der Heidekrautbahn ermöglicht neue Umstiegsmöglichkeiten

Möglich wird dies durch die Reaktivierung der sogenannten Heidekrautbahn, die in den kommenden Jahren wieder auf ihrer historischen Stammstrecke verkehren soll, welche auch durch den Pankower Ortsteil Wilhelmsruh führen wird.

Die Heidekrautbahn – eine historische Zugverbindung, die aus dem nördlichen Berliner Umland kommend bis in den Süden der Stadt führte – fuhr aufgrund des Mauerbaus viele Jahrzehnte auf einer alternativen Route. Bereits 2019 wurde aber eine Reaktivierung der alten Streckenführung beschlossen, die auch zwischen den Bezirken Pankow und Reinickendorf entlangführen soll (siehe Grafik unten).

Am zukünftigen Halt der Heidekrautbahn in Wilhelmsruh soll  nach Plänen der Berliner Verkehrsverwaltung ein neuer Umsteigebahnhof entstehen, der einen Wechsel in die Tramlinie M1 ermöglichen soll.

Die Tramlinie M1 soll bis zum Wilhelmsruher Damm verlängert werden

Aus der Senatsverwaltung ist zum Projekt folgendes zu vernehmen: “Um eine attraktive Umsteigesituation zu schaffen, wird angestrebt, die Straßenbahn an den Haltepunkt der Heidekrautbahn zu verlängern. Derzeit werden die Planungsvorbereitungen durchgeführt, um im nächsten Schritt die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit der Planung zu beauftragen.

Die Planungen sind also bereits sehr konkret. Die Strecke der Linie M1 von ihrem heutigen Endhaltepunkt Rosenthal-Nord im Nordwesten Pankows soll um etwa 400 Meter verlängert werden, um so den geplanten Bahnhof der Heidekrautbahn am Wilhelmsruher Damm zu erreichen.

Verlängerung um 400 Meter macht historischen Lückenschluss möglich

Damit wird nicht nur der Weiterbau des Tramstreckennetzes in die ehemaligen West-Berliner Stadtbezirke forciert, es entsteht auch eine völlig neue Bahnverbindung vom Berliner Norden hinein in das Stadtzentrum mit den Stadtteilen Prenzlauer Berg und Alt-Mitte. Die zukünftige Streckenführung wird die Linie M1 vom Wilhelmsruher Damm bis zum Kupfergraben führen.

Auch die Pankower Ortsteile Rosenthal und Niederschönhausen sowie das Pankower Zentrum werden vom Märkischen Viertel aus besser erreichbar sein. Im Gegenzug wird das derzeit im Bau befindliche Einkaufs- und Gewerbezentrum “Märkisches Quartier” besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

Der Zeitplan für das Projekt ist derzeit noch offen

Offen bleibt derzeit noch, wie schnell die BVG die heutige, überwiegend eingleisige Streckenführung der Linie M1 in Rosenthal auf zwei Gleise erweitern kann. Nur so wäre es möglich, Züge ins Pankower Zentrum in einem effizienten, dichten Takt einzusetzen und Reisenden damit Anreize zur Nutzung der neuen Strecke zu bieten.

Erschwerend kommt bei diesem Teilprojekt hinzu, dass der Ausbau im Bereich der Friedrich-Engels-Straße mit einem zweiten Tram-Gleis ein eigenes Planfeststellungsverfahren benötigt, was das Projekt empfindlich verzögern könnte. Einen konkreten Zeitplan für das Projekt gibt es derzeit also noch nicht.

Vorsichtige Schätzungen gehen von einer Fertigstellung des gesamten Vorhabens samt Ausbau der Gleiskapazitäten in Rosenthal ab Mitte oder Ende der 2020er Jahre aus. Die Verlängerung der M1 bis zum Wilhelmsruher Damm soll jedoch bereits früher fertiggestellt werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Soll zukünftig mit der Tram vom Norden Berlins aus erreichbar werden: Die Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg.

Zukünftige Endhaltestelle: Die M1 wird vom Wilhelmsruher Damm in Reinickendorf bis zum Kupfergraben unweit der Friedrichstraße in Mitte verkehren.

Die zukünftige Route der “Heidekrautbahn” soll von Basdorf über Mühlenbeck, Blankenfelde und Wilhelmsruh bis zum Bahnhof Gesundbrunnen führen. Das Bauvorhaben befindet sich im Vorplanungsstatus. / © Grafik: VBB Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH

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