Im künftigen “Schumacher Quartier” auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel sollen 5.000 Wohnungen in Holzbauweise entstehen. Nun gibt es jedoch Streit mit der Autobahn GmbH, die einen größeren Abstand zum Autobahntunnel der A 111 einfordert. Das gefährdet den Bau von 570 Wohnungen. Nun wird überlegt, die Wohnhäuser im neuen Quartier höher zu bauen, um dennoch auf die geplante Wohnungszahl zu kommen.

© Visualisierung: Tegel Projekt GmbH

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Text: Björn Leffler

 

Genauso groß wie die ambitionierten Pläne, die es für das riesige Areal im Norden Berlins gibt, sind die Sorgen vieler Berlinerinnen und Berliner, dass sie ein Luftschloss bleiben und die Entwicklung des Areals ebenso zäh verläuft wie beispielsweise die Sanierung des Flughafens Tempelhofs oder die Modernisierung des ICC in Charlottenburg.

Der Berliner Senat hat in den letzten Jahren leider nicht wirklich Eigenwerbung betrieben, was den Umgang mit vergleichbaren Liegenschaften im Landesbesitz angeht. Doch bei der Entwicklung des ehemaligen Flughafengeländes in Tegel soll es anders laufen.

“Schumacher Quartier”: 5.000 WOHNUNGEN FÜR 10.000 MENSCHEN

Das “Schumacher Quartier” ist eines von drei Baufeldern, die auf dem einstigen Flughafengelände entwickelt werden sollen. Neben dem geplanten Wohnquartier wird mit der “Urban Tech Republic” ein Forschungs- und Industriepark entwickelt. Zudem soll ein großer Landschaftspark entstehen.

Am westlichen Rand des Kurt-Schumacher-Platzes soll nach Plänen des Berliner Senats ein völlig neues Wohnviertel entstehen. Auf dem östlichen Teil des ehemaligen Rollfelds des Flughafens (und darüber hinaus) plant die Tegel Projekt GmbH über 5.000 Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen. Auch die dazugehörigen Einrichtungen wie Schulen, Kitas, Sportanlagen und Einkaufsmöglichkeiten sollen geschaffen werden.

WEGWEISENDER ANSATZ FÜR NACHHALTIGE ENERGIEVERSORGUNG

Das zukünftige Quartier soll den Charakter einer “gemischten Stadt” erhalten und durch eine sinnvolle Kombination von Wohnraum, sozialen Einrichtungen, Sport- und Freizeitanlagen und der Nähe zum Forschungs- und Industriecampus überzeugen.

Neu im Vergleich zu anderen Bauprojekten dieser Dimension war die Grundstücksvergabe im Erbbaurecht, also die rechtliche Trennung von Bauwerk und Grundstück (siehe § 94 Abs.1, Satz 1 BGB). Tatsächlich wegweisend für zukünftige Bauvorhaben in der Europäischen Union ist das geplante Niedrigenergie-Versorgungsnetz, das in dieser Größe einmalig sein wird und welches die Basis für ein klimaneutrales Stadtquartier bilden soll.

“SCHWAMMSTADT”: NATÜRLICHE AUFNAHME VON NIEDERSCHLÄGEN

Auch die sogenannte „Schwammstadt“ soll zukunftsweisend sein, in der keine Regenwasserentsorgungsleitungen mehr benötigt werden. Vielmehr soll das die Bauwerke umgebende Gelände die Niederschlagsmengen aufnehmen – mittels Mulden, Baumrigolen, Grünflächen, begrünten Dächern und Fassaden. Ein Ansatz, der sich aber auch bei großen Niederschlagsmengen bewähren muss.

Zudem soll bei dem Bauvorhaben Europas größtes Quartier in Holzbauweise entstehen, mit Kiefernholz aus Berliner Wäldern. Die Verwendung der Kiefern soll in enger Abstimmung mit den Berliner Forstbetrieben erfolgen. Die abgeholzten Kiefern sollen dann in der darauffolgenden Aufforstung durch Laubbäume ersetzt werden, da Mischwälder ökologische und ökonomische Vorteile bieten.

Schumacher-Quartier: Probleme durch Nähe zum Autobahntunnel

Doch ganz so reibungslos, wie sich die Verantwortlichen der landeseigenen Tegel Projekt GmbH die Entwicklung des Quartiers gewünscht hätten, läuft es dann doch nicht. Denn wie der RBB berichtet, gibt es Probleme mit dem aktuellen Bebauungsplan, da sich die geplanten Wohnhäuser zu nah am Autobahntunnel der angrenzend verlaufenden A 111 befänden.

Die seit Monaten laufenden Verhandlungen mit der bundeseigenen Autobahn GmbH, die eine erhöhte Distanz der Wohnhäuser zum darunter liegenden Tunnel der A 111 verlangt, verzögern nun das landeseigene Wohnungsbauprojekt.

Autobahn GmbH: Wohnhäuser zu nach am Tunnel der A 111

Die Autobahn GmbH setzt sich dafür ein, dass die neuen Wohnhäuser einen Mindestabstand von 40 Metern zum Autobahntunnel haben sollten. Die bisherigen Planungen sehen jedoch lediglich einen Abstand von 15 bis 20 Metern vor. Ein Kompromiss konnte bislang trotz hartnäckiger Verhandlungen offenbar nicht gefunden werden.

Durch den Konflikt steht immerhin der Bau von mehr als zehn Prozent der geplanten 5.000 Wohnungen auf dem Spiel, denn der größere Abstand würde bedeuten, dass weniger Platz für den Bau von Wohnhäusern übrig bleibt.

Alternativ-Lösung: Wird das “Schumacher Quartier” höher gebaut?

Nun sollen die Verantwortlichen der Tegel Projekt GmbH darüber nachdenken, die übrigen Wohnhäuser, die im ausreichenden Abstand zum Autobahntunnel entstehen sollen, höher zu bauen. Zu prüfen ist jedoch, ob dies auch in der geplanten Holzbauweise möglich ist.

Sollte keine Einigung zwischen der Autobahn GmbH und der Tegel Projekt GmbH gefunden werden, wäre eine Anpassung des Bebauungsplans wohl unausweichlich. Den Zeitplan für das wichtige Wohnprojekt im Süden Reinickendorfs würde dies empfindlich verzögern.

 

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Quellen: RBB, Berliner Morgenpost, Tegel Projekt GmbH

 

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