Das Bundesverkehrsministerium treibt den umstrittenen Weiterbau der Bundesautobahn 100 bis zur Storkower Straße weiter voran. Nun wurde ein Berliner Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt. Zudem wurde bekannt, dass für die künftige Anschlussstelle in Prenzlauer Berg die Storkower Straße deutlich verbreitert werden soll.
© Fotos: Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler
Es ist eines der schwierigsten Infrastrukturprojekte in Berlin, die derzeit geplant werden: der umstrittene Weiterbau der Bundesautobahn 100 vom Treptower Park bis zur Storkower Straße, mitten hindurch durch das dicht besiedelte Friedrichshain.
Seit Jahren gibt es von vielen Bürgerinitiativen aber auch aus der Berliner Politik erbitterten Widerstand gegen das Verkehrsprojekt, welches die Bundesregierung aber ganz offensichtlich trotz aller Widerstände umsetzen möchte.
Weiterbau der A100 in Berlin: Verkehrsministerium konkretisiert Pläne
Das von der FDP geführte Bundesverkehrsministerium soll nach Informationen des Tagesspiegel nun die weitere Planung für das Projekt konkretisiert haben. Mit der Planung des Weiterbaus soll demnach ein Berliner Ingenieurbüro beauftragt worden sein.
Auch ein konkreter Zeitplan wurde zwischenzeitlich aufgestellt. Der Bund will den 17. Bauabschnitt der A100 nach aktuellem Stand bis Ende 2035 fertigstellen. Die Bauzeit für das Projekt würde also gut zehn Jahre umfassen.
Bis 2035 soll der 17. Bauabschnitt abgeschlossen werden – für 1,5 Mrd. Euro
Der Bund rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro, um diesen letzten Bauabschnitt fertigzustellen. Bekannt wurde auch, dass an der geplanten Anschlussstelle an der Storkower Straße, die zwischen Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Lichtenberg verläuft, ebenfalls großformatige Bauarbeiten geplant sind.
Damit der Autoverkehr von der Autobahn besser abfließen kann, soll die Storkower Straße auf dem Abschnitt zwischen Landsberger Allee und Möllendorffstraße ausgebaut werden.
Mehr Spuren: Die Storkower Straße soll deutlich verbreitert werden
Bislang verläuft die Storkower Straße in diesem Bereich teilweise einspurig, teilweise zweispurig. Der Bund plant nun offenbar den Ausbau auf mindestens drei Fahrspuren pro Richtung, um die erwarteten Verkehrsströme besser in die angrenzenden Quartiere leiten zu können.
Die geplante Anschlussstelle soll östlich des bestehenden S-Bahnhofs Storkower Straße entstehen. Die zukünftige Autobahntrasse soll entlang der Ringbahngleise geführt werden, ebenfalls auf der östlichen Seite der S-Bahntrasse.
Bund will Weiterbau der A100 trotz Widerstand des Berliner Senats umsetzen
Mit den nun bekannt gewordenen Planungen wird deutlich, dass der Bund trotz des weiter anhaltenden Widerstands der rot-grün-roten Landesregierung nicht davon absieht, den komplizierten Weiterbau tatsächlich in die Tat umzusetzen.
Zudem wird es signifikante Auswirkungen für die umliegenden Quartiere an der Storkower Straße geben, da das Verkehrsaufkommen deutlich steigen wird. Neben Autos werden dort künftig mehr Lastwagen und Lieferfahrzeuge unterwegs sein, die von der Storkower Straße aus Ziele in der östlichen Innenstadt ansteuern werden.
Der Bund nutzt die Planungshoheit und will das Projekt wie geplant abschließen
Der Berliner Senat wehrt sich weiter vehement gegen das Projekt. Im kürzlich vom Senat beschlossenen Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm heißt es zum geplanten 17. Bauabschnitt: “Bestehende Straßenplanungen werden unter klimapolitischen Gesichtspunkten neu bewertet. Daraus folgt, dass der Senat sich auf Bundesebene nicht dafür einsetzt, dass die A100 über den 16. Bauabschnitt hinaus weiter ausgebaut wird.”
Unverändert ist jedoch auch weiterhin, dass die Planungshoheit für das Projekt beim Bund liegt, da es sich um eine Bundesautobahn handelt – wenngleich die Trasse auf Berliner Stadtgebiet verläuft. Der Berliner Senat hat in der Vergangenheit mehrere juristische Anläufe unternommen, um das Projekt zu torpedieren, offenbar jedoch ohne größere Wirkung.
Der Weiterbau der A100 soll in großen Teilen unterirdisch erfolgen
Die nötigen Mittel für das Verkehrsprojekt hatte die Bundesregierung bereits im März des vergangenen Jahres freigegeben. Der geplante Bauabschnitt, soll die A100 von der Anschlussstelle Treptower Park aus zum großen Teil unterirdisch bis zur Storkower Straße führen, wo die Autobahn dann dauerhaft enden soll.
Für die Weiterführung der Autobahn über die Spree müssten allerdings ein Teil der Elsenbrücke, die gerade neu gebaut wird, sowie die frühere Osthafendirektion abgerissen werden.
tunnel unterm Ostkreuz und komplizierte Situation an der Frankfurter Allee
Beim Umbau des Bahnhofs Ostkreuz wurden immerhin bereits entsprechende, bauliche Vorleistungen getroffen, um den Verkehr zukünftig unter dem Verkehrsknotenpunkt hindurchzuführen. Der Verkehr soll durch einen 25 Meter breiten Doppelstocktunnel mit jeweils drei Fahrspuren unter dem Ostkreuz und der Neuen Bahnhofstraße geführt werden.
Rund um das Bahngelände wäre dennoch eine jahrelange Tunnelbaustelle erforderlich, für die Straßen gesperrt werden müssten. Davon wären dann auch zahlreiche benachbarte Wohn- und Bürogebäude betroffen.
Auf Projektplaner und Bevölkerung kommt ein kompliziertes Bauvorhaben zu
Besonders spektakulär soll der Autobahnbau dann an der Frankfurter Allee werden. Die Autobahn, die hinter dem Wiesenweg an die Oberfläche geführt werden soll, soll über das heutige Einkaufszentrum “Ringcenter” hinweggeführt werden – ein aktuell noch schwer vorstellbares Szenario. Die angrenzende Parkaue wäre vom Bau der Autobahntrasse in diesem Bereich ebenfalls stark betroffen.
Sowohl auf die Projektplaner als auch die Bezirkspolitik und vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Kieze könnten bewegte Jahre zukommen, wenn die Bundesregierung das Bauvorhaben tatsächlich umsetzt. Derzeit sieht es jedenfalls schwer danach aus.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, SPD Berlin, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Bundesverkehrsministerium
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2. November 2024