Die BSR möchte am Bahnhof Südkreuz eine neue, moderne Unternehmenszentrale errichten. Doch noch immer fehlt ein Zeitplan sowie ein fertiges Finanzierungskonzept für das Hochhausprojekt. Dennoch hält das Unternehmen an dem Vorhaben fest. 

So soll das von der BSR geplante Hochhaus am Bahnhof Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg einmal aussehen. Einen Zeitplan für das Bauvorhaben gibt es allerdings noch nicht. / © Visualisierung: ARGE Franz&Sue und Schenker Salvi Weber

© Visualisierungen: ARGE Franz&Sue und Schenker Salvi Weber
Text: Björn Leffler

 

Das Energie-Unternehmen Vattenfall hat es bereits vorgemacht: Deren neue Unternehmenszentrale liegt am Berliner Südkreuz zwischen Sachsendamm und Hildegard-Knef-Platz und gilt als das bundesweit größte Holzhybrid-Gebäude.

Entwickelt wurde das Projekt vom Unternehmen EDGE Technologies, die in Berlin bereits das Projekt „EDGE Grand Central“ am Hauptbahnhof fertiggestellt haben. Ein weiteres Projekt, das „EDGE East Side“ an der Warschauer Straße, ist derzeit im Bau.

Seit August 2022 sitzt das Vattenfall am Berliner Südkreuz

Für den Bau im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, der innerhalb von drei Jahren bis zum Spätsommer 2022 direkt neben dem Bahnhof Südkreuz entstanden ist, wurden zwei Drittel weniger Beton verbraucht als bei konventioneller Bauweise. Dies beschleunigte nach Aussage des Projektentwicklers auch die Montage der einzelnen Bauteile.

Eine ebenso attraktive Unternehmenszentrale möchte sich auch die BSR am Südkreuz bauen. Diese Pläne hatte das Unternehmen bereits im Frühling des vergangenen Jahres öffentlich gemacht – geplant wird das Projekt aber schon seit 2017. Passiert ist bislang allerdings nicht viel auf dem potenziellen Baufeld.

Die BSR will einen Neubau auf altem Recyclinghof errichten

Dabei sind die Pläne durchaus spannend. Das landeseigene Müllentsorgungsunternehmen möchte auf dem Gelände des ehemaligen Recyclinghofs am Südkreuz zwei neue Gebäude errichten, um hier die neue Hauptverwaltung unterzubringen.

Das Gelände an der Ecke Wilhelm-Kabus-Straße / Ella-Barowsky-Straße, auf dem das Büroprojekt entstehen soll, ist rund 12.000 Quadratmeter groß. In zwei Teilbereichen soll ein Ensemble mit insgesamt etwa 50.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen.

BSR-Neubau: Nutzfläche von 50.000 Quadratmetern soll entstehen

Ein Teilbereich mit rund 20.000 Quadratmetern ist als Fläche für die geplante, neue Hauptverwaltung vorgesehen. Sie soll Arbeitsplätze für rund 680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens bieten. Neben den geplanten Büro- und Konferenzräumlichkeiten ist auch eine öffentlich zugängliche Empfangshalle vorgesehen.

Diese soll für Besucher und Interessierte offenstehen, die sich dort mit Themen wie Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit vertraut machen können. In direkter Nachbarschaft ist ein weiteres, etwa 30.000 Quadratmeter großes Bürohaus mit Konferenzflächen und Einzelhandelsflächen für weitere Nutzer geplant.

begrünter Quartiersplatz soll zwischen den zwei Häusern entstehen

Zwischen den zwei Gebäuden soll ein begrünter Quartiersplatz geschaffen werden, der auch physisch die Trennung zwischen BSR-Hauptverwaltung auf der einen und Bürogebäude für anderweitige Nutzer auf der anderen Seite deutlich machen soll.

Die BSR wird zukünftig das kleinere der beiden Gebäude nutzen, welches insgesamt sieben Stockwerke erhalten wird. Das zweite, deutlich höhere Gebäude, soll zukünftig über 17 Stockwerke verfügen. Ein Umweltlehrpfad soll quer über das gesamte Gelände führen.

Nachhaltiges Bauen soll bei dem Projekt im Mittelpunkt stehen

Nachhaltigkeit und nachhaltiges Bauen sollen beim gesamten Projekt sowieso eine zentrale Rolle spielen, betont die BSR. So soll verstärkt der Baustoff Holz zum Einsatz kommen. Der von der Jury prämierte Siegerentwurf kommt von Franz und Sue ZT GmbH mit Schenker Salvi Weber ZT GmbH. Beide Büros sind in Wien ansässig und haben das Projekt kooperativ entwickelt.

Mit rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die BSR zu den größten Arbeitgebern Berlins – und möchte das offenbar auch repräsentativ zur Schau stellen. Nach einem aktuellen Bericht des Tagesspiegel gibt es aufgrund des noch immer fehlenden Zeitplans sowie der noch nicht kommunizierten Baukosten aber eine spürbare Unsicherheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens.

Bestand sanieren statt Neubau umsetzen? Die BSR-Führung widerspricht

Zudem gäbe es ja noch die Option, bestehende Gebäude zu sanieren, anstatt ein neues Projekt umzusetzen. Doch dieser Sichtweise widerspricht das Unternehmen in einem offiziellen Statement und betont, dass eine Sanierung der bestehenden Gebäude ähnlich teuer wäre wie ein Neubau.

Eine Unternehmenssprecherin äußerte sich gegenüber dem Tagesspiegel dazu wie folgt: “Zudem erfordern Sanierungsarbeiten zum Teil auch langfristige Zwischenunterbringungen der Beschäftigten.” Dies möchte die BSR unbedingt vermeiden – und hält an ihren Neubauplänen fest.

Standorte Mühlenstraße und Ringbahnstraße sollen erhalten bleiben

Neben der Hauptverwaltung des Unternehmens soll nach aktuellem Planungsstand auch der Bereich Kundenmanagement einziehen, der bisher auf dem BSR-Gelände an der Mühlenstraße angesiedelt ist. Die BSR betont aber, dass weder der Standort an der Mühlenstraße noch der bisherige Hauptsitz an der Ringbahnstraße, nicht weit vom Südkreuz entfernt, aufgegeben werden sollen.

Die Unternehmensführung der BSR ist aufgrund des langen Vorlauf- und Planungsprozesses intern offenbar unter Druck geraten und sollte die Eckpunkte für das Bauvorhaben in den kommenden Monaten definieren – denn die zu erwartenden Baukosten steigen derzeit quasi täglich. Umso schwieriger ist die entstehende Verzögerung beim Neubauprojekt zu vermitteln.

 

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Nachhaltig und modern: So soll es im Innern der neuen BSR Zentrale aussehen. / © Visualisierung: ARGE Franz&Sue und Schenker Salvi Weber

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Quellen: ARGE Franz&Sue, Schenker Salvi Weber, BSR, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin, RBB

 

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