Im Zentrum von Pankow soll an der Breiten Straße ein neues Quartier mit rund 80 Wohnungen, Büros und Geschäften entstehen. Mitten im Planungsprozess verkündet das verantwortliche Immobilienunternehmen ANH Hausbesitz nun an, dass das gesamte Quartier in Holzbauweise errichtet werden soll.
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Text: Björn Leffler
Architekturprofessor Amandus Samsøe Sattler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), hatte es bereits Anfang der Woche in einem Interview mit der Berliner Morgenpost deutlich gemacht: Die Art und Weise, wie in Deutschland gebaut wurde und wird, erzeugt einen enorm hohen CO2-Verbrauch und hat damit einen hohen Anteil am bundesweiten CO2-Gesamtverbrauch.
Sattler sieht die Zukunft vor allem im modularen Bau sowie im Bauen mit Holz: “Gerade für den Holzbau ist das serielle oder modulare Bauen die Zukunft. Diese Bauweise ist sehr effektiv und bringt einen unglaublichen Zeitvorteil in der Herstellung.”
Baustoff Holz: Nachhaltig und langlebig
Wie viele andere Fachexperten auch betont Sattler im Gespräch, dass der Baustoff Holz nicht nur nachhaltig, sondern auch langlebig ist, entgegen der langläufigen Meinung: “Es gibt hierzulande intakte Holzhäuser aus dem 14. Jahrhundert. Wenn wir unser Bauen an Langlebigkeit ausrichten, dann stehen unsere Häuser viel länger als 100 Jahre. Da müssen wir zwar die Technik immer wieder auswechseln, die Grundsubstanz aber bleibt erhalten.”
Das Thema Holzbau ist längst auch in Berlin angekommen, wo eine Vielzahl an Holzbauprojekten geplant oder bereits umgesetzt wird. Eines der prominentesten Beispiele ist die mittlerweile fertiggestellte Vattenfall-Unternehmenszentrale am Bahnhof Südkreuz. Ein anderes Leuchtturmprojekt plant das Unternehmen UTB am Anhalter Bahnhof, wo ein 98 Meter hoher Wohnturm in Holzbauweise errichtet werden soll.
ANH Hausbesitz ändert die Planungen für ein neues Quartier in Pankow
Der Trend zum Baustoff Holz ist also unverkennbar und führt offenbar dazu, dass selbst Bauprojekte, deren Planung bereits weit vorangeschritten ist, noch einmal überdacht werden. Ein solches Beispiel gibt es jetzt in Pankow zu beobachten.
Hier möchte das Immobilienunternehmen ANH Hausbesitz im Zentrum von Pankow, zwischen Breiter Straße und Schulstraße, ein neues Quartier mit rund 80 Wohnungen, Büros und Geschäften errichten. Die Planungen für das Areal ziehen sich mittlerweile seit einem Jahrzehnt hin, die Gespräche zwischen Bezirk und Investor dürften ohne Übertreibung als mühsam bezeichnet werden.
Überraschung: Das neue Quartier soll vollständig in Holzbauweise entstehen
Ursprünglich sollte das neue Quartier in klassischer Betonbauweise entstehen, aber nun hat das Unternehmen eine vollständige Überarbeitung seiner Pläne angekündigt: Das gesamte Quartier soll in nachhaltiger Holzbauweise errichtet werden.
Im Pankower Bauauschuss erklärte der zuständige Architekt, Rolf Mattmüller, die Kehrtwende mit knappen Worten: “Wir haben uns jetzt für eine klimapositive Planung entschieden.” So sollen die insgesamt drei geplanten Gebäudeblöcke, die entstehen sollen, emissionssparend errichtet werden.
“Kaufhallen-Brache”: Umplanung der Gebäudestruktur notwendig
Das erfordert jedoch eine Umplanung der Gebäudestruktur. Weil Holzetagen aus Gründen des Raumklimas mehr Höhe brauchen als solche aus Beton, wird oben ein so genanntes Staffelgeschoss gestrichen. Architekt Mattmüller erklärte das Vorgehen wie folgt: “Wir halten die geplante Gebäudegröße trotz mehr Etagenhöhe trotzdem ein.”
Die geplanten Häuser sollen zukünftig über drei bis fünf Etagen verfügen. Das neue Quartier soll auf einem etwa 6.000 Quadratmeter großen Areal entstehen, auf dem bis 2012 ein großes Nahversorgungszentrum aus DDR-Zeiten stand, was dem Gelände den Namen “Kaufhallen-Brache” eingebracht hat. Auf die Neubebauung jener Brache warten die Pankower Bürgerinnen und Bürger nun seit mittlerweile zehn Jahren.
Das Projekt wird parallel zum Bauvorhaben “Pankower Tor” geplant
Der Bezirk begrüßt die Bestrebungen des Investors, das Projekt in Holzbauweise errichten zu lassen, mahnt aber eine engere Abstimmung mit dem ebenfalls in Planung befindlichen Bauvorhaben “Pankower Tor” an, vor allem bei der Einrichtung von Gewerbe- und Einzelhandelsflächen. Eine unnötige Dopplung soll von Angeboten soll unbedingt vermieden werden. Beide Projekte sind rund zwei Kilometer voneinander entfernt.
Während das Quartier “Pankower Tor” komplett autofrei geplant wird, soll an der Breiten Straße eine Tiefgarage für 80 bis 90 Autos entstehen, um den motorisierten Individualverkehr an der Oberfläche so gering wie möglich zu halten. Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetzt wird zukünftig durch die geplante Verlängerung der U-Bahnlinie 2 bis zur Pankower Kirche gewährleistet sein.
“Das wird ein offenes, lebhaftes und grünes Quartier mit einer öffentlichen Durchwegung und Läden im Erdgeschoss.” kündigt Rolf Mattmüller an. Nun müsste letztlich nur noch gebaut werden, denn geplant wurde nun lang und ausführlich. Man darf auf das Ergebnis gespannt sein.
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Quellen: Berliner Morgenpost, ANH Hausbesitz GmbH & Co. Kommanditgesellschaft, Bezirksamt Pankow, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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