Auf der “Schlossfreiheit”, am westlichen Rand des Humboldt Forums, zeigt sich bei der geplanten “Einheitswippe” sukzessiver Baufortschritt. Nach jahrelangen Verzögerungen und intensiven Diskussionen um Ort und Gestaltung eines Einheitsdenkmals geht das Projekt nun seiner Vollendung entgegen. Im Umfeld des Humboldt Forums gibt es aber noch weitere Veränderungen.
© Visualisierungen: Milla & Partner
Text und Fotos: Björn Leffler
Bis auf die weiter vakante Freitreppe, die vom Humboldt Forum hinunter zur Spree führen sollte, ist die Außengestaltung des Schloss-Neubaus mittlerweile so gut wie abgeschlossen – vorerst. Nachdem im vergangenen Jahr noch ein altindisches Tor an der nordöstlichen Seite des Gebäudeensembles errichtet worden war, geht es auch am Westrand sukzessive voran.
Hier entsteht das umstrittene und vieldiskutierte Einheitsdenkmal nach Plänen des Büros Milla & Partner. Ursprünglich sollte es bereits im letzten Jahr fertig werden, aber das Projekt ist wie viele Bauvorhaben während der Corona-Pandemie in Verzug geraten. In diesem Jahr soll das Vorhaben aber endlich abgeschlossen werden.
2023 soll das Einheitsdenkmal am Humboldt Forum fertig werden
Auf der sogenannten “Schlossfreiheit” wird das Einheitsdenkmal errichtet. Es entsteht an der Stelle, wo bis 1949 das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal stand. Das im Zweiten Weltkrieg weitgehend unversehrt gebliebene Denkmal wurde auf Befehl der SED-Führung im Zuge der Sprengung des Stadtschlosses abgetragen.
Das nun entstehende Bauwerk wird sich aber keineswegs mit Kaiser Wilhelm und dessen Geschichte befassen. Die in vielen Medien als “Einheitswippe” umschriebene Installation wird an die friedliche Revolution im Herbst 1989 in der ehemaligen DDR und die folgende Wiedervereinigung Deutschlands ein Jahr später erinnern.
Berlin-Mitte: Die Einheitswippe soll begehbar und dynamisch werden
Die verantwortlichen Architekten äußern sich zu ihrem Entwurf wie folgt: “Es ist als begehbares, kinetisches Objekt konzipiert, dessen Erscheinungsbild die Besucher durch Partizipation und Interaktion jeden Tag mitgestalten. Indem sie sich das Denkmal aktiv aneignen, wird es lebendig. Es lädt ein zur Kommunikation und zu einem gemeinsamen Handeln, das über die traditionelle Denkmalbetrachtung hinausgeht.”
Auch wenn das zukünftige Denkmal das Thema Wiedervereinigung in den Mittelpunkt stellt, wird es dennoch einen – zumindest baulichen – Bezug zum einstigen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal geben: Die bewegliche Schale und ihre Zugänge werden als eigenständige, zeitgenössische architektonische Schicht auf den alten Sockel aufgesetzt.
Das Einheits-Denkmal wird auf den historischen Sockel aufgesetzt
Dieses “Prinzip der Schichtung” erlaubt es, die unterschiedlichen Ebenen des alten und des neuen Denkmals miteinander zu verbinden. Die Geschichte des Ortes soll dadurch lesbar bleiben. Die sichere und barrierefreie Nutzung des Denkmals wird gewährleistet durch die Ausführung gemäß der Berliner Bauordnung und die entsprechenden Vorschriften zu barrierefreiem Bauen.
Wer die Baustelle aktuell besucht, kann die zukünftigen Wege und Rampen bereits begutachten. Im Verlaufe des Jahres sollen dann auch die Wippenteile auf dem Sockel installiert werden. Es wird der spannendste Moment des Vorhabens werden, denn dann wird sich zeigen, ob das bislang nur theoretische Konzept einer hin und her schwingenden Wippe auch in der Praxis aufgehen wird.
Langzeitprojekt: Bundestag hatte den Bau des Denkmals bereits 2007 beschlossen
Der Bundestag hatte das Denkmal bereits 2007 erstmals beschlossen, vor über fünfzehn Jahren. Der Bau verzögerte sich anschließend durch Wettbewerbe, Meinungsverschiedenheiten im Siegerteam und Bedenken von Denkmal- und Tierschützern.
Eine weitere Neuerung lässt sich im nordwestlichen Umfeld des Humboldt Forums betrachten. Hier hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz vier neue Fahnenmasten aufstellen lassen. Nach Wünschen der schwarz-roten Regierungskoalition soll es nicht die einzige Veränderung im Schloss-Umfeld bleiben. Denn auf dem südlich gelegnen Schloßplatz soll ein Brunnen-Neubau entstehen.
Auf dem südlichen Schloßplatz ist ein Brunnen-Neubau geplant
Nachdem bekannt wurde, dass CDU und SPD einen neuen Masterplan für die Entwicklung der Innenstadtbereiche samt “Rathausforum” und Molkenmarkt anstreben, war bei Befürwortern der Rückführung des Neptunbrunnens die Hoffnung gekeimt, dass das Vorhaben nun womöglich neuen Rückenwind bekommen könnte.
Doch die große Koalition scheint andere Pläne mit der Gestaltung der südlichen Freifläche zu verfolgen. Dies bestätigte jedenfalls Stefanie Bung, Stadtentwicklungs-Expertin der CDU gegenüber der B.Z.
Der Neptunbrunnen soll vor dem Roten Rathaus verbleiben
Demnach soll der Neptunbrunnen vor dem Roten Rathaus verbleiben. Am Humboldt Forum hingegen soll ein neuer, moderner Brunnen errichtet werden. Ziel ist es, die derzeit vollständig versiegelte Fläche, die vor allem in den Sommermonaten große Hitze erzeugt, baulich weiterzuentwickeln.
Neben dem Neubau eines Brunnens sollen auch zusätzliche Bepflanzungen entstehen, um den Platz attraktiver zu machen und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Der Neptunbrunnen selbst, der mittlerweile stark sanierungsbedürftig ist, wird also nicht an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren.
Wie es mit dem Projekt Freitreppe weitergehen soll, wurde bislang jedoch noch nicht öffentlich kommuniziert. Derzeit klafft an dieser Stelle eine unwirtliche Lücke. Eine schnelle Entscheidung in dieser Frage wäre daher wünschenswert.
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Quellen: Architektur Urbanistik Berlin, Wikipedia, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Milla & Partner, B.Z.
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