Am Holocaust-Mahnmal in Berlin-Mitte finden derzeit Baumpflanzungen und Ausbesserungsarbeiten statt. Zugleich ist das Neubauprojekt “Embassy of Exchange”, welches direkt angrenzend an das ikonische Stelenfeld entstanden ist, fertiggestellt worden.
Text: Annett Jäger
Fotos: Björn Leffler
Es gehört zu den beeindruckendsten Bauwerken der Stadt – das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Das nach einer zweijährigen Bauzeit 2005 eröffnete Denkmal gilt als zentrale Holocaust-Gedenkstätte Deutschlands zur Erinnerung an die Millionen jüdischer Opfer des Zweiten Weltkriegs.
Es besitzt nicht nur eine außergewöhnliche Architektur, sondern auch eine bemerkenswerte Entstehungsgeschichte. Der Bau des Denkmals in der Nähe des Brandenburger Tors auf einem 19.000 Quadratmeter großen Grundstück wurde im Juni 1999 im Bundestag beschlossen.
Lea Rosh hatte in den 1990er Jahren die Idee für den Bau des Holocaust-Mahnmals
Die Idee zum Bau des Denkmals kam von Lea Rosh – einer bekannten Hörfunk-Reporterin und Fernsehmoderatorin – welche von 1991 bis 1997 das NDR-Landesfunkhaus in Hannover leitete. Sie schrieb neben anderen Büchern zum Thema Judenverfolgung auch eines zur kontroversen Geschichte des Holocaust-Denkmals.
Die Debatte über die Errichtung der Gedenkstätte hielt mehr als zehn Jahre an und erhitzte nicht nur die politischen Gemüter in Berlin. In dem Streit ging es nicht ausschließlich um Lage und Kosten des Bauwerks, sondern auch um Inhalte, künstlerische Gestaltung und nicht zuletzt darum, zum Gedenken welcher Opfergruppen die Gedenkstätte errichtet werden sollte.
Der Entwurf von Peter Eisenman konnte sich im Wettbewerb durchsetzen
Mit einem wellenförmigen Feld aus 2.711 Beton-Stelen – Architekt Peter Eisenman hatte ursprünglich 4.000 davon geplant – konnte sich einer der bemerkenswertesten Entwürfe im Wettbewerb letztlich durchsetzen. Doch schon wenige Jahre nach der Eröffnung wurde über kaputte Stelen und Risse im Holocaust-Mahnmal berichtet.
So wird das Mahnmal kontinuierlichen Ausbesserungsarbeiten unterzogen. Beschädigte Stelen werden repariert und ausgebessert. Und auch der Baumbestand des Mahnmals wird nachhaltig aufgeforstet, denn es kommt immer wieder vor, dass einige der gepflanzten Bäume absterben.
Holocaust-Gedenkstätte in Mitte: Neue Bäume und Ausbesserungsarbeiten
Zudem haben sich aufgrund des Wurzelwachstums einzelne Steine der Pflasterung rund um die Bäume gehoben und können eine Gefahrenquelle darstellen. So werden derzeit einerseits neue Bäume gepflanzt, andererseits wird die Beschaffenheit der Gedenkstätte überarbeitet.
Die Arbeit zahlt sich aus, schließlich besuchen jährlich mehrere Millionen Besucherinnen und Besucher das Mahnmal und die unterirdische Gedenkstätte. Das Stelenfeld gehört zu den beliebtesten Touristenattraktionen der Hauptstadt und ist gleichzeitig ein ausgesprochen sensibler Ort.
Umstrittener Neubau direkt nebenan: “Embassy of Exchange”
Umso kritischer wird jedes Bauwerk betrachtet, welches im Umfeld eines solch bedeutungsvollen Ortes errichtet wird. So ist es auch mit Neubauprojekt “Embassy of Exchange”, welches direkt neben Eisenmans Stelenfeld realisiert worden ist.
Ursprünglich firmierte das Projekt unter dem Namen „Palais am Brandenburger Tor“. Von diesem Namen hat Eigentümer MUC Real Estate mittlerweile jedoch Abstand genommen. Trotz des neuen Namens soll ein relevantes Merkmal des Gebäudes weiterhin Bestand haben, nämlich der öffentlich zugängliche Stadtbalkon, von dem aus Gäste sowie Besucherinnen und Besucher das Holocaust Mahnmal überblicken können und somit eine völlig neue Perspektive auf das weltbekannte Denkmal erhalten sollen.
Der 30 Meter hohe Neubau verschattet angrenzende Wohnungen
Dennoch, der Bau war und ist nicht unumstritten. Grund für einen jahrelangen Disput vor dem Baustart war die Höhe des Neubaus, da er den direkt angrenzenden Häuserblock zwischen Hannah-Arendt- und Behrenstraße verdeckt und für die dortigen Anwohner eine unschöne Schattensituation entstehen lässt.
Ungeachtet dieser Diskussion ist in den vergangenen Jahren nach Entwürfen der Leipziger Architekten Fuchshuber, die auch das ehemalige Kaufhaus Hertzog einige Meter weiter an der Leipziger Straße neu erdacht haben, ein 30 Meter hoher Neubau entstanden, der 134 Wohnungen sowie Läden und Gastronomie beherbergt.
Der Neubau steht heute an der Stelle, an der zuvor fast zehn Jahre lang eine unansehnliche, aus Holz zusammengezimmerte Imbiss-Ladenzeile Bestand hatte. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde in der Cora-Berliner-Straße ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet, der nur Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist – und dem Lieferverkehr.
Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:
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Quellen: Embassy of Exchange, Berliner Zeitung, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin
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Warum eigentlich immer so peinliche und selbstvergessene Namen. Dann auch noch an so einem Ort. Doch doch, eigentlich macht es total Sinn..
Wann “verschwinden” endlich die “Plattenbauten” zwischen Leipziger Straße und Unter den Linden?
Viele Flächen darin stehen bereits (dauerhaft) leer, weil unsanierte Plattenbauten für nahezu niemanden attraktiv zu sein scheinen- kann es sein, dass das ein “Armutszeugnis” für alle Beteiligten ist, wie es dort (noch immer- nach mehr als 30 Jahren) aussieht? Kann es sein, dass nicht ganz wenige sagen, dass dieses “heruntergekommene Plattenbau-Viertel eine Schande für Berlin/ Dtl.” sei?