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Abschluss nach 20 Jahren: “Forum an der Museumsinsel” öffnet am Samstag

Eines der spannendsten und größten Bauprojekte der Berliner Innenstadt ist nach einer Bauzeit von insgesamt 14 Jahren abgeschlossen worden. Am Wochenende wird das “Forum an der Museumsinsel” in Berlin-Mitte mit einem großen Fest eröffnet. Gebäude aus vier Jahrhunderten sind in dem bemerkenswerten Bauensemble vereint und wurden aufwendig rekonstruiert.

Historisches Flair an der Monbijoustraße in Berlin-Mitte: Der edle Eingangsbereich des “Hotel Telegraphenamt” ist in dieser Form in Berlin wohl kein zweites Mal zu finden. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

© Fotos: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG
Text: Björn Leffler

 

Eines der spannendsten und größten Bauprojekte der Berliner Innenstadt ist in den vergangenen 14 Jahren zwischen Oranienburger Straße, Tucholskystraße, Monbijoupark und Museumsinsel entstanden. Der Name des Projekts: “Forum an der Museumsinsel”.

Doch obwohl sich das aus zehn größtenteils denkmalgeschützten Gebäuden bestehende Ensemble in exponierter Lage befindet, verlief der Wiederaufbau und Neubau des Geländes unaufgeregt und wurde bislang von der Öffentlichkeit nur wenig wahrgenommen.

Planungszeit von rund 20 Jahren: Das “Forum an der Museumsinsel”

Dabei ist mit dem “Forum an der Museumsinsel” ein Gelände entstanden, welches für die Öffentlichkeit erstmalig nutzbar gemacht wurde. Gemeinsam mit dem nur wenige Meter weiter neu entstehenden Viertel “Am Tacheles” wird die Berliner Mitte an dieser Stelle vollkommen neu definiert und in gewisser Weise auch wiederentdeckt.

Während der südliche Teil des Gesamtgeländes bereits vor mehreren Jahren fertiggestellt wurde, ist der nördliche Teil erst in den vergangenen Tagen baulich vollendet worden. An der Straßenseite zur Oranienburger Straße schrauben Handwerker noch letzte Laternenelemente an, im Innenhof laufen bereits die Aufbauarbeiten für das große Eröffnungsfest, welches am Samstag und Sonntag stattfinden soll.

Berlin-Mitte: Gebäude aus vier Jahrhunderten in einem Ensemble vereint

Zuvor hatte das verantwortliche Unternehmen Tectum zu einer Presseführung über das historische und runderneuerte Areal geladen. Im Rahmen dieses Rundgangs wurde die Einzigartigkeit des Geländes betont und herausgestellt, dass es in Berlin keinen anderen privat verantworteten Platz in ähnlicher Konstellation gebe.

Denn was sich auf dem Gelände des “Forum an der Museumsinsel” aus rein architekturhistorischer Sicht versammelt, ist tatsächlich beeindruckend. Gebäude aus insgesamt vier Jahrhunderten werden hier zu einer spannenden Mischung unterschiedlichster Architekturrichtungen zusammengefasst.

“Forum an der Museumsinsel”: Ein Ort für Kommunikation und Wissenschaft

Das gesamte Areal war in seiner rund 200-jährigen Geschichte stets ein Ort für Kommunikation und Wissenschaften. Es lässt sich in zwei Bereiche unterteilen, einen nördlichen und einen südlichen Teil. Trennlinie zwischen den beiden Arealen ist die Ziegelstraße. Beide Teile des Geländes sind mit mehreren, überwiegend denkmalgeschützten Gebäuden bebaut.

Der südliche Teil beherbergt Bauwerke, die noch bis Ende der 1980er Jahre von der Charité genutzt wurden. Hier befanden sich unter anderem die Frauenklinik sowie verschiedene Lehr- und Ausbildungsgebäude. An den in unterschiedlichen Epochen entstandenen Gebäuden lassen sich die architektonischen Merkmale ihrer Zeit ablesen.

Historisches “Gropius Ensemble”: Früher Charité, heute Google

Im heutigen “Gropius Ensemble” sitzt seit 2018 das Unternehmen Google. Das Gebäude wurde zwischen 1879 und 1882 nach Plänen von Martin Gropius und Heino Schimeden errichtet und bis 2015 vom Architekten David Chipperfield modern erweitert. Das Gebäude ist nach Auskunft des US-Unternehmens mittlerweile so populär, dass es das weltweit am häufigsten besuchte Bürogebäude des Unternehmens ist. Wer das Gebäude von innen sieht, kann dies schnell sehr gut nachvollziehen.

Zwei weitere Ankermieter sitzen im “Bauhaus” (die Kommunikaionsagentur Serviceplan hat hier ihren Sitz) und im ehemaligen “Fernsprechamt”, welches noch heute so heißt. Im Fernsprechamt sitzt das Unternehmen Delivery Hero auf einer Fläche von rund 16.000 Quadratmetern. Das Unternehmen expandiert jedoch gerade und wird weitere 16.000 Quadratmeter im einstigen Haupttelegraphenamt beziehen, dem größten Gebäude auf dem Areal.

Ehemaliges Haupttelegraphenamt: Nutzung für Büroflächen und als Hotel

Neben Delivery Hero wird das zwischen 1910 und 1916 erbaute Gebäude an der Monbijoustraße künftig von einem Hotelbeteiber genutzt. Das “Hotel Telegraphenamt” wird zweifelsohne zu einer neuen Attraktion auf dem Berliner Hotelmarkt avancieren.

Auch wenn auf dem Gelände 28 Mietwohnungen entstanden sind, wird das Areal vorwiegend gewerblich genutzt. Rund 95 Prozent der vermietbaren Flächen sind nach Auskunft der Bauherren bereits vermietet. Doch es soll auf dem Gelände des “Forum an der Museumsinsel” nicht nur gearbeitet werden.

Öffentlicher Innenhof lockt mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen

Der öffentliche Innenhof auf dem nördlichen Teil des Geländes wird künftig mit zahlreichen Angeboten Besucher anlocken und sich dabei den Jahreszeiten anpassen. Während im Frühling ein Blumenbeet präsentiert wird, soll es im Sommer einen Springbrunnen geben. Im Herbst sollen eher Erntedank- und Oktoberfest-Veranstaltungen durchgeführt werden, im Winter ist eine Eisbahn samt Glühweinhütten geplant.

Doch auch für die umliegenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll der Hof künftig nutzbar gemacht werden. Jeden Morgen soll es im Hof ein Sportangebot geben, um das Gelände jederzeit zu vitalisieren.  Mehrere hundert Millionen Euro wurden nach Angaben der Projektverantwortlichen in das Bauvorhaben investiert, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.

Von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Umsetzung sind rund 20 Jahre vergangen. Sowohl für Touristen und Gäste als auch für die Berlinerinnen und Berliner selbst wird durch die Öffnung des Geländes sowie die aufwendige Rekonstruktion der zahlreichen, historischen Gebäude ein neues Stadtareal erlebbar gemacht, welches für viele Jahre hinter Zäunen und Mauern verschwunden war.

Wer sich das Aral ansehen möchte, kann dies jederzeit tun. Das offizielle Eröffnungswochenende startet am Samstag mit einem Bühnenprogramm ab 14 Uhr.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Am kommenden Samstag und Sonntag wird im Innenhof des “Forum an der Museumsinsel” ein großes Eröffnungsfest gefeiert. Auch außerhalb von großen Events wird das Restaurant “Dieselhaus” künftig gastronomische Angebote liefern. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

Im Inneren des Restaurants “Dieselhaus” lässt sich noch ein Notstromaggregat aus dem 19. Jahrhundert bestaunen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

Am Spreeufer, gegenüber vom Bodemuseum, befindet sich das “Simon Palais”, eine ehemalige, private Krankenstation für Frauen und Mädchen. Das Gebäude bildet den südlichen Abschluss des Areals. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

“Das Bauhaus” wurde im Zuge der Neuplanung der Charité-Kliniken zwischen 1931 und 1933 errichtet. Heute wird es von der Kommunikationsagentur “Serviceplan” genutzt. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

David Chipperfields moderner Anbau am “Gropius Ensemble”, welches zwischen 1879 und 1882 nach Plänen von Martin Gropius und Heino Schimeden errichtet wurde. Bis 2015 wurde die Erweiterung des Gebäudes an der Spreeseite umgesetzt. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

Ein abendlicher Blick auf das historische “Gropius Ensemble”. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

Der ehemalige Charité-Lehrsaal im Inneren des “Gropius Ensembles” wird vom heutigen Mieter “Google” für Veranstaltungen genutzt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Auch die heutige “Residenz Monbijou” wurde bis 1906 ursprünglich als Klinik-Neubau errichtet. Heute sind im Gebäude hochwertige Stadtwohnungen untergebracht. / © Foto: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

Auch die jahrelange Baustelle an der Oranienburger Straße ist mittlerweile verschwunden. Die nördliche Front des “Forums an der Museumsinsel” strahlt in neuem Glanz. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Visualisierung: Forum an der Museumsinsel GmbH & Co KG

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4 Kommentare

  1. Christian Pirling April 27, 2023

    Einfach nur toll, Euer Beitrag zum Forum an der Museumsinsel.
    Ich mag diesen Ort auch bereits jetzt sehr und aus dieser Rezension spricht ja auch eine gewisse Begeisterung…
    Ja, wir brauchen, in dieser Zeit besonders und neben aller durchaus berechtigten Kritik, wohl auch alle sehr den Blick auf die positiven Seiten der Berliner Bauwirklichkeit…
    Sehr gut finde ich ebenfalls, dass auch über fertige Bauvorhaben und ihre anlaufende Nutzung berichtet wird.
    Ihr seid, für mich, in der Berliner Medienlandschaft, wenn ich Euch da mal einordnen darf, ein nachahmenswerter Leuchtturm- das werde ich so auch gern anderswo artikulieren!
    Viele Grüße und… weiter so.

    Christian Pirling

    • admin April 27, 2023 — Autor der Seiten

      Danke Dir Christian für dieses außerordentlich positive Feedback!

  2. Fornfeist, Hans-Joachim April 27, 2023

    Danke für die sonst nicht erfahrene
    ÜBERFDICHT.

  3. Stefan Reimpell Mai 11, 2023

    Ein sehr informativer Beitrag! Vor allem, weil er “detailgesättigt” ist. So etwas ist selten geworden und daher desto mehr wert.
    Nur eine Erläuterung über das “Logenhaus” hätte ich mir noch gewünscht. Aber das kann den Gesamteindruck nicht trüben.

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