Die Berliner CDU hat ihre Vision einer “Klimaautobahn” für den geplanten Weiterbau der A100 bis zur Storkower Straße veröffentlicht. Nach ihren Vorstellungen sollte die Autobahn deutlich länger als bislang geplant unterirdisch verlaufen. Das Konzept hätte jedoch weitreichende Anpassungen der bestehenden Pläne zur Folge – und deutlich höhere Kosten.

© Visualisierungen: CDU Fraktion Berlin
Text: Björn Leffler

 

Es ist Wahlkampf in Berlin und so positionieren sich die Berliner Parteien vor der anstehenden Wiederholungswahl am 12. Februar zu unterschiedlichen Themen. Eines der meistdiskutierten Vorhaben ist der geplante Weiterbau der A100 bis zur Storkower Straße.

Erst Anfang Januar hatten wir darüber berichtet, dass das von Volker Wissing (FDP) geführte Bundesverkehrsministerium seine Pläne zum Weiterbau der Autobahn vom Treptower Park konkretisiert und bereits ein Berliner Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt hat. Bis 2035 soll das Infrastrukturprojekt abgeschlossen werden.

Der Weiterbau der A100 soll nach heutigem Stand rund 1,5 Mrd. Euro kosten

Der Bund rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro, um diesen letzten Bauabschnitt fertigzustellen. Bekannt wurde auch, dass an der geplanten Anschlussstelle an der Storkower Straße, die zwischen Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Lichtenberg verläuft, ebenfalls großformatige Bauarbeiten geplant sind.

Damit der Autoverkehr von der Autobahn besser abfließen kann, soll die Storkower Straße auf dem Abschnitt zwischen Landsberger Allee und Möllendorffstraße ausgebaut werden. Unverändert ist jedoch die Tatsache, dass der Berliner Senat in seiner derzeitigen Zusammensetzung den Weiterbau der A100 geschlossen ablehnt.

Nach der Wiederholungswahl könnte die Berliner CDU eine neue Rolle spielen

Nach den Neuwahlen könnten sich die politischen Konstellationen natürlich verändert haben, da die CDU derzeit in den Umfragen vorn liegt und auch ein schwarz-grünes Bündnis als mögliche Option für eine Regierungsbildung gilt.

Dann allerdings müssten beide Parteien beim Thema Verkehrsplanung übereinander kommen, was derzeit schwer vorstellbar scheint. Nicht nur die neuerliche Schließung der Friedrichstraße für den Autoverkehr, den die grüne Verkehrssenatorin Bettina Jarasch veranlasst hat, wird von der CDU kritisiert.

CDU und Grüne sehen das A100-Projekt vollkommen gegensätzlich

Auch beim A100-Projekt vertreten beide Parteien vollkommen unterschiedliche Positionen. Während die Grünen das Projekt seit Jahren ablehnen und aktiv bekämpfen, befürwortet die Berliner CDU den geplanten Abschluss des 17. und letzten Bauabschnitts.

Nun hat die Berliner CDU-Fraktion eine eigene Vision einer “Klimaautobahn” veröffentlicht – eine Vorstellung, wie die zukünftige A100 nach ihren Vorstellungen aussehen kann. Sie fordert, die Strecke zum Großteil unterirdisch zu führen. Auf diese Weise sollten zusätzliche Flächen für Grünanlagen, Sport und Freizeit sowie Solardächer auf dem Dach der Autobahn gewonnen werden.

Berliner CDU will die A100 hauptsächlich unterirdisch führen

Für uns ist der A100-Ausbau ein ganz entscheidender Punkt für eine moderne Straßeninfrastruktur in Berlin“, sagte dazu der CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner. Die Autobahn solle dazu beitragen, dass Wohngebiete vom Verkehr entlastet werden und leistungsfähige Achsen für den Wirtschaftsverkehr entstünden.

Doch der geplante Bau der Autobahn wird, so fürchten Kritiker, vor allem für die bestehenden Wohngebiete im dicht besiedelten Friedrichshain zur enormen Belastung. Um dem vorzubeugen, will die CDU das Projekt so realisieren, dass der Klimaschutz nicht darunter leiden soll.

CDU: Die neue A100 sollte fast drei Kilometer im Tunnel verlaufen

Dafür fordert die CDU, mit mindestens 2,7 Kilometern einen deutlich größeren Abschnitt unterirdisch zu führen als bislang vom Bund für die 4,1 Kilometer lange Strecke geplant. Die derzeitige Konzeption sieht vor, die Autobahn lediglich in einem etwa einen Kilometer langen Doppelstocktunnel unter dem Ostkreuz und der im Norden angrenzenden Neuen Bahnhofsstraße zu führen.

Die CDU aber schlägt vor, dass die Autobahn erst nach der Frankfurter Allee den Tunnel verlassen und dann wieder an die Oberfläche treten solle. Anschließen solle sie bis zur Storkower Straße in einem Trog verlaufen, dessen Deckel niveaugleich mit den angrenzenden Stadtgebieten Lichtenbergs wäre.

Auf der Autobahn könnten Freizeitflächen und Solardächer realisiert werden

Während unterirdisch der Verkehr läuft, könnten darüber neue Freizeitflächen entstehen und in anderen Abschnitten auch Solarstrom gewonnen werden. Zugleich könnte dieser Teil der Strecke zu einem größeren Erholungsraum mit dem Stadtpark Lichtenberg verbunden werden.

So soll es gelingen, das Projekt stadtverträglich umzusetzen und die aus Sicht der CDU dennoch wichtige Anbindung der östlichen Stadtgebiete an die Berliner Stadtautobahn zu erreichen. Kritiker des Projekts warnen jedoch davor, dass eine längere, unterirdische Streckenführung den Zeit- und Kostenrahmen enorm aufblähen würden.

Eine solche Streckenführung würde das Projekt erheblich teurer machen

Allein die derzeit geplante Verkehrsführung unter dem Ostkreuz hindurch wird zur baulichen und statischen Herausforderung. Ein längerer Tunnel- und Trogbau würde diese Komplexität noch einmal potenzieren.

So müsste der Doppelstocktunnel etwa an der Frankfurter Allee vermutlich noch unterhalb der dort kreuzenden U5-Röhre verlaufen – denn darüber ist für das Vorhaben einfach kein Platz. Ein gewagtes Vorhaben.

entstehende Mehrkosten müssten zwischen Bund und Land neu verhandelt werden

Wer die entstehenden Mehrkosten zu schultern hätte, müsste zudem erst einmal zwischen Land und Bund verhandelt werden, denn eine baulich so tiefgreifende Anpassung des Projekts hätte weitreichende Planungsänderungen und definitiv deutlich höhere Baukosten zur Folge.

Ob der Vorschlag der CDU auch nach dem 12. Februar noch ernsthaft diskutiert wird, hängt in erster Linie natürlich vom Wahlergebnis und der anschließenden Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen ab – in welcher Konstellation auch immer. Das Projekt A100 jedenfalls bleibt unbestritten ein heißes Heißen der Berliner Stadtentwicklungspolitik.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

So stellt sich die Berliner CDU den Weiterbau der A100 bis zur Storkower Straße vor. Die Autobahn soll vorwiegend unterirdisch geführt werden. Darüber könnten sinnvoll genutzte Flächen entstehen. / © Visualisierungen: CDU Fraktion Berlin

Autobahn-Baustelle an der Neuköllner Grenzallee. So oder so ähnlich würde der Bau der Autobahn durch Friedrichshain wohl aussehen. / © Foto: Wikimedia Commons

Weitere Projekte in Friedrichshain findet Ihr hier
Weitere Projekte in Pankow findet Ihr hier
Hier seht Ihr eine Übersicht über Berliner Verkehrsprojekte

Quellen: CDU Fraktion Berlin, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, BUND

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4 Comments

  1. Max 27. Januar 2023 at 18:18 - Reply

    Wieso schwarz-grün, schwarz-rot wäre die wahrscheinlichere Koalition. Oder Schwampel. Und da wäre der Weiterbau gut möglich.

  2. Frank 28. Januar 2023 at 15:16 - Reply

    Schaut eigentlich irgendwer einfach mal nach Treptow/Kreuzberg? Die Puschkinallee/Schlesische Str. als Zufahrt zur Warschauer Str. sind heute schon total verstopft, ins. im Feierabendverkehr. Auf Friedrichshainer Seite bietet sich auf dem Markgrafendamm/Kynaststr. das gleiche Bild.
    Die A100 nicht weiter zu bauen ist die deutlich schlechtere Option, selbst wenn sich in den kommenden Jahren die Zunahme des Verkehrsaufkommens “nur” stabilisieren sollte.

    Das Argument gegen einen Weiterbau sei die Autoverkehr induzierende Wirkung der A100 sagen die Kritiker… Warum macht man dann nicht endlich eine PKW-Maut in Berlin nach Vorbild Amsterdams… Der Verkehr fließt schneller und die Zeitersparnis wird monetär abgeschöpft, was Leute weiterhin Anreiz bietet mit der Bahn/Fahrrad zu fahren. Nur so kann auf Dauer der östliche Teil Berlins wettbewerbsfähig ggü. der Anbindung des westlichen Teils bleiben.

  3. M.Walker 28. Januar 2023 at 20:54 - Reply

    Als erstes die Bremse Jarasch in den Wind schießen,dann gibt es Ruhe in Berlin.

  4. […] der sogenannten “Klimaautobahn”, die die CDU ins Spiel gebracht hat und auf deren Dach sich verdrängte Clubs möglicherweise erneut ansiedeln könnten, hält die […]

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