Am vergangenen Wochenende demonstrierten rund 10.000 Menschen auf dem Markgrafendamm in Berlin-Friedrichshain gegen den geplanten Weiterbau der Autobahn A100. Berliner Clubs und Initiativen hatten zu der Veranstaltung unter dem Motto “A100 wegbassen” eingeladen. Der Zulauf war enorm, die Ablehnung gegen das Verkehrsprojekt ebenfalls.
© Fotos: Jason Krüger
Text: Björn Leffler
In Friedrichshain haben am vergangenen Wochenende rund 10.000 Menschen gegen den Weiterbau der Autobahn A100 vom Treptower Park bis zur Storkower Straße in Prenzlauer Berg demonstriert. Berliner Clubs und Initiativen hatten zu der Veranstaltung unter dem Motto “A100 wegbassen” eingeladen.
Der Zulauf zur Demonstration war enorm, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten auf Plakaten und mit Kostümen überdeutlich, was sie vom geplanten Infrastrukturprojekt des Bundes halten – nämlich sehr wenig.
Friedrichshain: 10.000 Menschen bei der Demonstration “A100 wegbassen”
Die Clubcommission Berlin, das Netzwerk der Berliner Clubkultur, hatte gemeinsam mit dem Umweltverband BUND, der Bürgerinitiative A100 und Fridays for Future zu den Protesten aufgerufen. Die Polizei bestätigte am Abend, dass die Demonstration ein friedlicher Protest ohne Zwischenfälle gewesen sei.
“Wir machen den den Markgrafendamm zur autobahnfreien Zone und drehen den Bass auf für einen Protest-Rave gegen die milliardenteure Verlängerung der Stadtautobahn durch Berlin-Friedrichshain und Lichtenberg und fordern eine lebenswerte Stadt” hatte das Aktionsbündnis A100 stoppen bereits im Vorfeld der Veranstaltung angekündigt.
Berliner Clubcommission: A100-Weiterbau ein “absurdes Vorhaben”
Aus Sicht der Clubcommission, Initiatorin der Demonstration, stellt der Ausbau der Stadtautobahn ein “absurdes Vorhaben” dar. Der Bauabschnitt 17 zerstöre über Jahrzehnte gewachsene kulturelle Freiräume, soziale Projekte und Kiezgemeinschaften “in kaum absehbarer Tragweite“, wie es in einem offiziellen Statement heißt.
Von der sogenannten “Klimaautobahn”, die die CDU ins Spiel gebracht hat und auf deren Dach sich verdrängte Clubs möglicherweise erneut ansiedeln könnten, hält die Clubcommission nichts. Aus ihrer Sicht sind Clubs über viele Jahre organisch in ihre Umgebung hineingewachsen und können nicht einfach an eine andere Stelle umgesiedelt werden.
Autobahn-Ausbau könnte das Berliner Clubsterben weiter beschleunigen
So könnte aus Sicht der Kommission die Autobahnerweiterung das ohnehin seit Jahrzehnten voranschreitende Berliner Clubsterben in einer beispiellosen Größenordnung verstärken, so dass die Szene irreparabel geschädigt werden würde.
Seit Jahren gibt es von vielen Bürgerinitiativen aber auch aus der Berliner Politik erbitterten Widerstand gegen das Verkehrsprojekt, welches die Bundesregierung aber ganz offensichtlich trotz aller Widerstände umsetzen möchte. Die aktuelle Berliner Regierungskoalition aus CDU und SPD unterstützt das Projekt hingegen, anders als die rot-grün-rote Vorgängerregierung.
Mit der Planung des Weiterbaus wurde ein Berliner Ingenieurbüro beauftragt
Das von der FDP geführte Bundesverkehrsministerium soll nach Informationen des Tagesspiegel Anfang des Jahres die weitere Planung für das Projekt konkretisiert haben. Mit der Planung des Weiterbaus soll demnach ein Berliner Ingenieurbüro beauftragt worden sein.
Auch ein konkreter Zeitplan wurde zwischenzeitlich aufgestellt. Der Bund will den 17. Bauabschnitt der A100 nach aktuellem Stand bis Ende 2035 fertigstellen. Die Bauzeit für das Projekt würde also gut zehn Jahre umfassen.
Die Verlängerung der A100 soll 1,5 Milliarden Euro kosten
Der Bund rechnet mit Baukosten in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro, um diesen letzten Bauabschnitt fertigzustellen. Bekannt wurde auch, dass an der geplanten Anschlussstelle an der Storkower Straße, die zwischen Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Lichtenberg verläuft, ebenfalls großformatige Bauarbeiten geplant sind.
Die nötigen Mittel für das Verkehrsprojekt hatte die Bundesregierung bereits im März des vergangenen Jahres freigegeben. Der geplante Bauabschnitt soll die A100 von der Anschlussstelle Treptower Park aus teilweise unterirdisch bis zur Storkower Straße führen, wo die Autobahn dann dauerhaft enden soll.
Für die Weiterführung der Autobahn über die Spree müssten allerdings ein Teil der Elsenbrücke, die gerade neu gebaut wird, sowie die frühere Osthafendirektion abgerissen werden.
Beim Umbau des Bahnhofs Ostkreuz wurden bauliche Vorleistungen getroffen
Beim Umbau des Bahnhofs Ostkreuz wurden immerhin bereits entsprechende, bauliche Vorleistungen getroffen, um den Verkehr zukünftig unter dem Verkehrsknotenpunkt hindurchzuführen. Der Verkehr soll durch einen 25 Meter breiten Doppelstocktunnel mit jeweils drei Fahrspuren unter dem Ostkreuz und der Neuen Bahnhofstraße geführt werden.
Rund um das Bahngelände wäre dennoch eine jahrelange Tunnelbaustelle erforderlich, für die Straßen gesperrt werden müssten. Davon wären dann auch zahlreiche benachbarte Wohn- und Bürogebäude betroffen – ganz zu schweigen von der lokalen Clubszene, die am Wochenende in angemessener Lautstärke auf diesen Missstand hingewiesen hat. Fortsetzung folgt.
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Quellen: Der Tagesspiegel, jasonkrueger.net, Berliner Morgenpost, Aktionsbündnis A100 stoppen, RBB24
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