Die ehemalige US-Abhörstation auf dem Teufelsberg in Berlin-Charlottenburg hat einen neuen Eigentümer. Dieser möchte in dem denkmalgeschützten Ensemble ein Museum, Ateliers, Büro und ein Café einrichten – und vor allem den weiteren Verfall der Gebäude stoppen. Die Abhörstation gehört zu den populärsten “Lost Places” der Hauptstadtregion.
© Fotos: depositphotos.com / Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler
Als Relikt des kalten Krieges bietet die ehemalige US-Abhörstation auf dem Teufelsberg in Berlin-Charlottenburg eine bemerkenswerte Historie und gehört neben dem Spreepark im Plänterwald und den Beelitz Heilstätten zu den populärsten “Lost Places” in der Hauptstadtregion.
Besucherinnen und Besucher können an diesem Ort Geschichte erleben und im Rahmen von geführten Touren oder auf eigene Faust eine Vielzahl der Räumlichkeiten besichtigen. Gleichzeitig gilt das Areal als eine der größten Street-Art-Galerien der Welt. Auf dem gesamten Gelände befindet sich Kunst von internationalen Künstlern der Street-Art-Szene.
Kalter Krieg: Abhörstation wurde vom US-Militär auf dem Teufelsberg errichtet
Die Abhörstation wurde während des Kalten Krieges auf dem Teufelsberg im Ortsteil Grunewald errichtet. Der rund 120 Meter hohe Teufelsberg an sich ist eigentlich gar kein natürlicher Berg, sondern eine künstliche Erhebung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der “Berg” aus Häusertrümmern aufgeschüttet. Auf der Spitze errichteten US-Geheimdienste nach dem Krieg die Abhöranlage „Field Station Berlin“, auch der britische Geheimdienst war daran beteiligt.
Nach 1989 verlor die Abhörstation ihre Relevanz, wurde aber weiter genutzt
Die markanten und mittlerweile sehr bekannten Kuppeltürme dienten dazu, militärischen und politischen Funk- oder Telefonverkehr in damaligen Ostblock-Staaten zu belauschen. Diese Nutzung lief nach dem Fall der Mauer und der Neuordnung der politischen Systeme vor allem in Osteuropa aus.
Daher wurden die elektronischen Einrichtungen der Anlage entfernt, da sie nutzlos geworden waren. 1991 zogen Amerikaner und Briten vom Standort Teufelsberg ab. Die Gebäude blieben jedoch erhalten und wurden teilweise erneuert. Sogar neue Radaranlagen wurden installiert, denn sie konnten bis 1999 zur zivilen Luftüberwachung des Flugverkehrs genutzt werden.
Seit 2006 gilt das Gelände als Waldgebiet, seit 2018 ist es denkmalgeschützt
Seit Mitte der 2000er Jahre gab es auf dem Gelände jedoch keine weiteren Bautätigkeiten und keine aktive Nutzung mehr. Seit April 2006 ist das Gelände entsprechend dem Berliner Flächennutzungsplan als Wald ausgewiesen, also als nicht bebaubares Gelände. Zudem steht die einstige Abhörstation heute unter Denkmalschutz.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Gebäude auch weiterhin schlichtweg verfallen werden, denn das Grundstück hat seit kurzem einen neuen Eigentümer. Nach Tagesspiegel-Informationen hat der Kölner Architekt Hartmut Gruhl sämtliche Anteile an der Investorengemeinschaft übernommen, der er bereits seit 1996 angehörte.
Architekt Hartmut Gruhl ist neuer und alleiniger Eigentümer des Areals
Damals hatte das Land Berlin das knapp fünf Hektar große Areal trotz vieler Proteste für rund fünf Millionen D-Mark verkauft. Das Gelände darf aber aufgrund des oben erwähnten Denkmalschutzes nicht neu bebaut werden. Die Anlage selbst kann aber modernisiert und in veränderter Form genutzt werden.
Und das scheint auch das Ziel von Hartmut Gruhl zu sein. Dieser will auf dem Teufelsberg ein Museum über den Kalten Krieg sowie Ateliers, Büros und Gastronomie ansiedeln. Das sind jedenfalls die ersten Pläne für das Areal, die derzeit bekannt sind.
Abhörstation Teufelsberg: Eine Baugenehmigung wurde noch nicht erteilt
Nach Auskunft des Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrats Fabian Schmitz-Grethlein (SPD) wurde bisher keine Baugenehmigung erteilt. Es handele sich bislang lediglich um “erste Vorstellungen, die noch weit von der Planung entfernt sind“, wie er dem Tagesspiegel mitteilte.
Die neue Eigentümergesellschaft bestätigte, dass es derzeit im ersten Schritt vorrangig darum gehe, einen weiteren Verfall der historischen Gebäude zu vermeiden und den Baubestand vor weiteren Schäden zu sichern.
Man stehe daher in Kontakt mit der Senatskulturverwaltung, der Senatsumweltverwaltung und dem Landesdenkmalamt Berlin. Die weitere Entwicklung auf diesem spannenden Areal werden wir aufmerksam verfolgen.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Wikipedia, Architektur Urbanistik Berlin
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