Rund um den Bahnhof Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg sind in den vergangenen Jahren mehrere Wohn- und Gewerbeprojekte umgesetzt worden. Längst ist ein Großteil der einstmals brachliegenden Flächen bebaut. Aber noch gibt es Projekte, die auf ihre Umsetzung warten. 

Am Bahnhof Südkreuz im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg sind in den vergangenen Jahren sowohl Gewerbe- als auch Wohnflächen entstanden. Und noch immer wird rund um den Kreuzungsbahnhof intensiv gebaut. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Text und Fotos: Björn Leffler

 

Noch vor zehn Jahren galt das Areal rund um den Bahnhof Südkreuz, im Volksmund auch “Schöneberger Linse” genannt, als eines der großen Potenzialgebiete der Hauptstadt. Mittlerweile ist ein Großteil der einstmals zur Verfügung stehenden Baufelder bebaut. Aber noch gibt es Flächen für neue Projekte.

Sowohl gewerbliche Projekte als auch Wohnungsbauvorhaben prägen das Umfeld des Bahnhofs heute, der sich in unmittelbarer Nähe zum populären EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg befindet. Dadurch sind die neuen Quartiere nicht nur hervorragend angebunden, sondern haben einen komfortablen Zugang zu den Grün- und Freizeitflächen am Cheruskerpark, der sich zwischen dem S-Bahnhof Schöneberg, dem historischen Gasometer und dem S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke befindet.

Seit August 2022 sitzt das Unternehmen “Vattenfall” am Südkreuz

Eines der bekanntesten Büroprojekte ist die erst im vergangenen Jahr eröffnete Deutschland-Zentrale des Energie-Unternehmens Vattenfall. Der Neubau gilt als das bundesweit größte Holzhybrid-Gebäude. Entwickelt wurde das Projekt vom Unternehmen EDGE Technologies, welches in Berlin bereits das Projekt „EDGE Grand Central“ am Hauptbahnhof fertiggestellt hat und in Friedrichshain das Hochhaus EDGE East Side errichtet.

Direkt angrenzend sind noch weitere Gewerbeprojekte wie das Gebäudeensemble “Südkreuz Offices” fertiggestellt worden. Architektonisch wurde hier, zumindest was die Fassadengestaltung angeht, wenig Kreativität eingesetzt. Auch die Gestaltung der Außenräume ist ungemein nüchtern.

Mehrere Wohnprojekte sind am Bahnhof Südkreuz realisiert worden

Anders kommen die unterschiedlichen Wohnprojekte daher. So hat etwa das US-amerikanische Immobilienunternehmen Hines das “Stadtquartier Südkreuz” umgesetzt. Dabei wurden 664 Wohnungen für rund 1.200 Menschen errichtet.

Hines arbeitete im Rahmen des Projekts mit zahlreichen PropTech- und Partnerunternehmen zusammen, um das angestrebte Ziel zu erreichen, ein generationsübergreifendes Zukunftsquartier zu schaffen, in dem die Interaktivität zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern gefördert wird.

Geförderter Wohnraum: “GEWOBAG” hat 211 landeseigene Mietwohnungen errichtet

Auch landeseigene Wohnungen entstehen am Südkreuz. 211 neue Wohnungen hat beispielsweise das Wohnungsbauunternehmen GEWOBAG errichtet. Auch eine Kita und rund 5.000 Quadratmeter für Gewerbeflächen wurden im Zuge des Projekts geschaffen. Rund 90 Prozent der Wohnungen sind barrierefrei und werden zur Hälfte zu geförderten Mieten ab 6,50 EUR pro Quadratmeter (nettokalt) vermietet.

Ein ungewöhnliches Projekt hat die Schwulenberatung Berlin realisiert. Sie hat ein generationsübergreifendes und interkulturelles, gemeinschaftliches Wohn- und Betreuungsprojekt umgesetzt. Der „Lebensort Vielfalt II“ ist in einem siebengeschossigen Neubau mit Platz für 70 barrierefreie Wohnungen untergebracht.

Schwulenberatung Berlin realisiert interkulturelles Betreuungsprojekt

Darunter ist eine eine Pflege-Wohngemeinschaft mit acht Plätzen, welche großzügige Gemeinschaftsräume und vielfältige, “quartiersoffene Angebote” bietet. Bei der Konzipierung und Umsetzung des Projekts konnte die verantwortliche Schwulenberatung Berlin auf ihre Erfahrungen am bereits seit über neun Jahren bestehenden „Lebensort Vielfalt“ am Standort in Charlottenburg zurückgreifen.

Der Bauboom am Bahnhof Südkreuz ist aber längst noch nicht vorüber. Das oben bereits erwähnte US-Immobilienunternehmen Hines plant am Standort in Tempelhof-Schöneberg nämlich ein weiteres Wohnungs- und Gewerbeprojekt.

“Hines” plant ein weiteres Wohn- und Gewerbequartier am Südkreuz

Dafür hat das Unternehmen zwei Grundstücke mit einer Gesamtfläche von knapp 20.000 Quadratmetern erworben. Das zukünftige Baufeld liegt an der Gotenstraße sowie der Ella-Barowsky-Straße und trägt bislang die Bezeichnung „Südkreuz III“.

Beide Grundstücke sollen im Zuge des Projekts zu einem Projekt mit einer potenziellen Bruttogeschossfläche von rund 62.000 Quadratmetern zusammengefasst werden. Bis 2026 soll hier ein gemischt genutztes Ensemble entstehen.

210 neue Wohnungen sollen auf dem Baufeld “Südkreuz III” entstehen

Dabei sollen sowohl Gewerbeflächen und Wohnungen entstehen. Auch ein Anteil für soziale Nutzungen ist vorgesehen, dominieren wird auf dem Gelände künftig aber definitiv der gewerbliche Anteil, der etwa 65 Prozent ausmachen wird. Knapp 41.000 Quadratmeter Nutzfläche sind hierfür vorgesehen.

Immerhin knapp 18.000 Quadratmeter werden für die Schaffung von 210 Wohnungen verwendet und etwa 3.600 Quadratmeter für soziale Einrichtungen. Etwa ein Drittel der geplanten Wohnungen sollen als sogenannter „belegungsgebundener Wohnraum“ errichtet werden, also als vom Land Berlin geförderte Sozialwohnungen.

Verwaltungsflächen: Die “BSR” möchte am Südkreuz ein Hochhaus errichten

Das höchste Haus am Platz aber plant die BSR. Diese möchte auf dem Gelände des ehemaligen Recyclinghofs am Südkreuz zwei neue Gebäude errichten, um hier ihre neue Hauptverwaltung unterzubringen.

Das Gelände an der Ecke Wilhelm-Kabus-Straße / Ella-Barowsky-Straße, auf dem das Büroprojekt entstehen soll, ist rund 12.000 Quadratmeter groß. In zwei Teilbereichen soll ein Ensemble mit insgesamt etwa 50.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen.

Zwei Neubauten mit 50.000 m² Nutzfläche sollen auf heutigem BSR-Hof entstehen

Ein Teilbereich mit rund 20.000 Quadratmetern ist als Fläche für die geplante, neue Hauptverwaltung vorgesehen. Sie soll Arbeitsplätze für rund 680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens bieten. Neben den geplanten Büro- und Konferenzräumlichkeiten ist auch eine öffentlich zugängliche Empfangshalle vorgesehen.

Diese wird für Besucher und Interessierte offenstehen, die sich dort mit Themen wie Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit vertraut machen können. In direkter Nachbarschaft ist ein weiteres, etwa 30.000 Quadratmeter großes Bürohaus mit Konferenzflächen und Einzelhandelsflächen für weitere Nutzer geplant.

Der Stadtraum rund um den Bahnhof Südkreuz wird sich weiter wandeln

Zwischen den zwei Gebäuden soll ein begrünter Quartiersplatz geschaffen werden, der auch physisch die Trennung zwischen BSR-Hauptverwaltung auf der einen und Bürogebäude für anderweitige Nutzer auf der anderen Seite deutlich machen soll.

Der Stadtraum rund um den Bahnhof Südkreuz wird sich also auch in den kommenden Jahren weiter stark verändern. Unter den bisher umgesetzten Projekten finden sich sowohl gelungene als auch weniger gelungene Beispiele moderner Architektur. Kommende Projekte sollten aus den Erfahrungen der bisherigen Bauvorhaben ihre Lehren ziehen – und dürfen durchaus mehr Mut bei der Gestaltung der Gebäude zeigen.

 

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Schmucklos und nüchtern: Direkt am Sachsendamm sind moderne Gewerbeflächen entstanden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Viele Projekte sind bereits abgeschlossen, aber noch wird intensiv gebaut rund um den Bahnhof Südkreuz. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Mehrere Wohnprojekte sind in den vergangenen Jahren südlich und westlich des Bahnhofs umgesetzt und abgeschlossen worden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Hines, BSR, Vattenfall, Schwulenberatung Berlin, GEWOBAG

 

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