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Das letzte U-Bahnprojekt der Hauptstadt ist noch nicht lang her (die Verlängerung der U5 bis zum Hauptbahnhof), schon werden weitere, mögliche Streckenverlängerungen diskutiert.

Der Berliner Senat debattiert derzeit intensiv darüber, ob Streckenverlängerungen bereits bestehendender U-Bahnstrecken sinnvoll sind und wenn ja, welche dies sein sollen. Am heutigen Dienstag will Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudien zum U-Bahnausbau berichten. Wir geben einen kurzen Überblick über mögliche Optionen.

Verlängerung der U7: ZWÖLF zusätzliche Kilometer U-Bahnstrecke?

Das wohl meistdiskutierte Projekt ist eine mögliche Verlängerung der U7 vom bisherigen Endbahnhof Rudow bis zum neuen BER-Terminal. Dies wäre eine Verlängerung um über acht Kilometer und würde nach aktuellen Einschätzungen rund 700 Millionen Euro kosten. Sieben neue U-Bahnstationen würden dabei entstehen.

Aber auch am anderen Ende der U7, die schon heute die längste U-Bahnlinie Berlins ist, wird über eine Verlängerung nachgedacht. Bisher fährt die U7 bis zum Rathaus Spandau und endet dort. Möglich wäre auch hier, die Linie um weitere vier Kilometer bis zur Heerstraße zu verlängern. Fünf neue Stationen und rund 500 Millionen Euro Baukosten wären die Folge.

Während die Verlängerung zum Flughafen BER von vielen Beteiligten als sinnvoll erachtet wird, ist eine Verlängerung der Linie innerhalb Spandaus ein Vorhaben, welches von einigen Fraktionen im Abgeordnetenhaus kritisch gesehen wird, da der Kosten-Nutzen-Faktor nicht überzeugend scheint. Die BVG rechnet hier mit maximal 40.000 zusätzlichen Fahrgästen pro Tag. Zudem könnte hier auch der Bau einer Tramlinie eine sinnvolle Alternative sein.

Reinickendorf: Verlängerungen von U6 und U8 möglich

Im Norden Berlins werden bereits seit längerem Streckenverlängerungen diskutiert, und das nicht erst seit wenigen Jahren. Über eine mögliche Verlängerung der U8 bis ins Märkische Viertel wird schon Jahrzehnte nachgedacht. Nach Einschätzung der SPD-Fraktion würde eine solche Verlängerung ca. 220 Millionen Euro kosten.

Von vielen Anwohnern wird eine solche Verlängerung schon lange eingefordert, da diese heute am U-Bahnhof Wittenau in den Bus umsteigen müssen, um in eines der größten Wohnviertel Berlins weiterfahren zu können. Rund 50.000 Menschen leben hier.

Auch das zukünftige Areal auf dem ehemaligen Flughafen Tegel, die “Urban Tech Republic” sowie das zukünftige Wohnviertel “Schumacher Quartier” sollen an das U-Bahnnetz angeschlossen werden. Hierfür wird eine Erweiterung der U-Bahnlinie 6 diskutiert. Das neu entstehende Areal würde über eine abweichende Linienführung ab dem Kurt-Schumacher-Platz infrastrukturell erschlossen werden.

Mögliche Streckenverlängerungen auf U2, U3 und U9

Es gibt noch weitere Streckenverlängerungen, die insbesondere von der SPD-Fraktion vorgeschlagen wurden. Immerhin ist in diesem Jahr Wahlkampf in Berlin, also heißt es, sich auch verkehrspolitisch schon einmal zu positionieren.

Für die U-Bahnlinien 2, 3 und 9 werden ebenfalls Verlängerungen diskutiert. Die Streckenführung der U9 soll womöglich vom bisherigen Endbahnhof Osloer Straße im Wedding bis nach Pankow verlängert werden. Konkrete Planungen oder Kosteneinschätzungen gibt es hier bislang aber nicht. Was sinnvoll erscheint, wäre in jedem Fall ein gewaltiges, infrastrukturelles Projekt, bei dem mit hohen Kosten zu rechnen wäre.

Verlängerung der U3 bis zum Mexikoplatz?

Etwas konkreter sind die Planungen für eine mögliche Verlängerung der U2 in Pankow. Eine Weiterführung der Strecke bis Pankow-Kirche würde rund 150 Millionen Euro kosten, eine vergleichsweise moderate Summe im Vergleich mit den bisher genannten Projekten.

Und auch im Südwesten der Stadt, wo die U3 die Stadtteile Zehlendorf, Grunewald und Dahlem an die Innenstadt anbindet, wird über eine Verlängerung der Strecke bis zum Mexikoplatz nachgedacht. Somit wäre eine Lückenschluss zwischen S- und U-Bahnverbindung geschaffen.

Berücksichtigung weiterer Infrastrukturprojekte

In die Planungen einbezogen werden müssen natürlich die bereits bestehenden Neubaupläne für unterschiedliche Tram- und S-Bahnstrecken. Vor allem die Ausweitung des heutigen Straßenbahnnetzes war und ist eines der zentralen Ziele der rot-rot-grünen Koalition, was bis auf wenige, kleinere Vorhaben aber nicht wirklich vorangetrieben werden konnte.

Auch die Anbindung des Hauptbahnhofs an den S-Bahnring, der Bau der neuen S-Bahnlinie 21 sowie die geplante Reaktivierung der Siemensbahn spielen bei den U-Bahn-Planspielen eine Rolle. Zudem gibt es bereits ein weiteres Bauvorhaben, welches intensiv diskutiert, aber noch nicht zu einem Abschluss gekommen ist: Die Weiterführung der S21 in südlicher Richtung vom Hauptbahnhof bis zum Potsdamer Platz.

Hier konnten sich Bundestagsverwaltung und Deutsche Bahn bislang nicht auf einen idealen Verlauf des Tunnels einigen, der unter dem Regierungsviertel gegraben werden müsste. Ein Kompromiss steht bislang noch aus, die Verhandlungen gelten als schwierig.

Finanzierung von U-Bahn-Weiterbau derzeit nicht eingeplant

Völlig gleich, welches der diskutierten U-Bahnprojekte die Regierungskoalition in den kommenden Jahren (bzw. Jahrzehnten) weiterentwickeln möchte, eines ist sicher: Es werden mehrere hundert Millionen Euro Kosten auf die Landeskasse zukommen, und das vor dem Hintergrund, dass der BER wohl noch einige weitere Jahre auf Zuschüsse durch Land und Bund angewiesen sein wird.

Der derzeitige Berliner Nahverkehrsplan veranschlagt für die Zeit bis zum Jahr 2035 rund 28 Milliarden Euro. Von diesem Geld ist aber nichts für einen möglichen Weiterbau von U-Bahnstrecken veranschlagt. Zudem hat die Brandenburgische Landesregierung bereits angekündigt, einen U-Bahnbau der U7 bis zum BER finanziell nicht zu unterstützen.

Wachsende Metropolregion benötigt bessere Anbindung der Aussenbezirke

Es drängt sich also nicht wirklich der Eindruck auf, als wäre die Erweiterung des U-Bahnnetzes ein Thema mit höchster Priorität auf landespolitischer Ebene. Der Ausgang der Diskussion ist derzeit also offen, aber eines scheint klar: Schnelle Lösungen sind eher nicht zu erwarten.

Dass die wachsende und vor allem in den Außenbereichen wachsende Metropolregion weiterführende Streckenführungen dringend benötigt, ist aber vielen Entscheidungsträgern bewusst. Mittlerweile leben 6 Millionen Menschen im Großraum, weshalb die Länder Berlin und Brandenburg das Infrastrukturprojekt “Strategischer Gesamtrahmen Hauptstadtregion” angestoßen haben.

Die strategische und vor allem gemeinsame Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs sollte unbedingt ein Teil dieses Projektes werden.

Mehr zum Thema: Senat platn die Errichtung von bis zu 13 Fahrradparkhäusern

Das Buch zum Thema: Berliner U-Bahn – In Fahrt seit über 100 Jahren

Berlins U-Bahnhöfe im Bild: Alle Untergrund- und Hochbahnhöfe in Farbe

 

Markenzeichen Berlins: Die gelbe U-Bahnflotte der BVG

Vorbild für weitere U-Bahnprojekte? Der neu gebaute Tunnel der U5 unter dem historischen Stadtzentrum der Hauptstadt

 

The last subway project in the capital was not long ago (the extension of the U5 to the main station), and already other possible line extensions are being discussed.

The Berlin Senate is currently debating intensively whether extensions of existing subway lines make sense and, if so, which ones they should be. Today, Tuesday, Transportation Senator Regine Günther (Greens) will report on the results of the feasibility studies for the subway extension. We give a brief overview of possible options.

EXTENSION OF THE U7: 12 ADDITIONAL KILOMETERS OF SUBWAY LINE?

Probably the most discussed project is a possible extension of the U7 from the current Rudow terminus to the new BER terminal. This would be an extension of over eight kilometers and, according to current estimates, would cost around 700 million euros. Seven new subway stations would be created in the process.

But an extension is also being considered at the other end of the U7, which is already Berlin’s longest subway line. So far, the U7 runs to Rathaus Spandau and ends there. It would also be possible to extend the line another four kilometers to Heerstrasse. This would result in five new stations and construction costs of around 500 million euros.

While the extension to BER Airport is considered sensible by many stakeholders, an extension of the line within Spandau is a project that is viewed critically by some factions in the House of Representatives, as the cost-benefit factor does not seem convincing. BVG expects a maximum of 40,000 additional passengers per day. In addition, the construction of a streetcar line could also be a sensible alternative here.

REINICKENDORF: EXTENSIONS OF U6 AND U8 POSSIBLE

In the north of Berlin, line extensions have been discussed for some time, and not just for the last few years. A possible extension of the U8 to the Märkische Viertel has been under consideration for decades. According to estimates by the SPD parliamentary group, such an extension would cost about 220 million euros.

Such an extension has long been demanded by many residents, who today have to change buses at the Wittenau subway station in order to continue to one of Berlin’s largest residential districts. Around 50,000 people live here.

The future area on the former Tegel Airport, the “Urban Tech Republic” and the future residential district “Schumacher Quartier” are also to be connected to the subway network. An extension of subway line 6 is being discussed for this purpose. The newly developed area would be provided with infrastructural access via a deviating line route from Kurt-Schumacher-Platz.

POSSIBLE LINE EXTENSIONS ON U2, U3 AND U9

There are other line extensions that have been proposed, particularly by the SPD parliamentary group. After all, this year is an election year in Berlin, so it is important to position oneself in terms of transportation policy.

Extensions are also being discussed for subway lines 2, 3 and 9. The route of the U9 is possibly to be extended from the current terminus Osloer Strasse in Wedding to Pankow. So far, however, there are no concrete plans or cost estimates. What seems to make sense would in any case be a huge, infrastructural project, for which high costs would have to be expected. 

EXTENSION OF THE U3 TO MEXIKOPLATZ?

Plans for a possible extension of the U2 in Pankow are somewhat more concrete. Extending the line to Pankow-Kirche would cost around 150 million euros, a comparatively moderate sum compared with the projects mentioned so far.

And in the southwest of the city, where the U3 connects the districts of Zehlendorf, Grunewald and Dahlem to the city center, an extension of the line to Mexikoplatz is also being considered. This would close the gap between the S-Bahn and the U-Bahn.

CONSIDERATION OF OTHER INFRASTRUCTURE PROJECTS

Of course, the existing new construction plans for various streetcar and suburban rail lines must be included in the planning. Above all, the expansion of the current streetcar network was and is one of the central goals of the red-red-green coalition, but apart from a few minor projects, this could not really be pushed forward.

The connection of the central station to the S-Bahn ring, the construction of the new S-Bahn line 21 and the planned reactivation of the Siemensbahn also play a role in the subway plans. In addition, there is already another construction project that has been intensively discussed but has not yet come to a conclusion: the continuation of the S21 in a southerly direction from the main station to Potsdamer Platz.

The Bundestag administration and Deutsche Bahn have so far been unable to agree on an ideal route for the tunnel, which would have to be dug under the government quarter. A compromise has not yet been reached, and negotiations are considered difficult.

FINANCING OF SUBWAY EXTENSION NOT PLANNED AT PRESENT

Regardless of which of the discussed subway projects the governing coalition wants to develop further in the coming years (or decades), one thing is certain: the state coffers will be faced with costs of several hundred million euros, and this against the backdrop that BER will probably continue to depend on subsidies from the state and federal governments for several more years.

Berlin’s current mass transit plan estimates that the project will cost around 28 billion euros between now and 2035. However, none of this money has been budgeted for the possible further construction of subway lines. In addition, the Brandenburg state government has already announced that it will not provide financial support for the construction of the U7 subway line to BER.

GROWING METROPOLITAN REGION NEEDS BETTER CONNECTIONS TO THE OUTLYING DISTRICTS

So it doesn’t really seem as if the extension of the subway network is a top-priority issue at the state political level. So the outcome of the discussion is currently open, but one thing seems clear: quick solutions are rather unlikely.

However, many decision-makers are aware that the growing metropolitan region, especially in the outlying areas, urgently needs more extensive routes. Six million people now live in the metropolitan area, which is why the states of Berlin and Brandenburg have initiated the infrastructure project “Strategic Overall Framework Capital Region“.

The strategic and, above all, joint development of public transportation should definitely become part of this project.

More on this topic: Senate plans to build up to 13 bicycle parking garages

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6 Comments

  1. […] Rolle auf ENTWICKLUNGSSTADT. Bereits am Dienstag berichteten wir über die aktuelle Diskussion, welche U-Bahnverlängerung Berlin zukünftig brauchen wird. Und in unserem gestrigen Artikel zum zukünftigen Stadtquartier im “Haus der […]

  2. […] wir uns mit einem weiteren Infrastrukturthema. Während die bisher behandelten Themen – mögliche Verlängerung von Berlins U-Bahn-Strecken oder die Ausschreibung des S-Bahnbetriebs ab 2027 – ganz konkrete Projektvorhaben sind, ist […]

  3. […] hatten wir in den vergangenen Wochen bereits mehrfach berichtet. Vor allem mit dem Weiterbau mehrerer U-Bahnlinien hat sich der rotrotgrüne Senat seit Jahresbeginn intensiv […]

  4. […] Bereits vor einem Jahr berichteten wir über mögliche Streckenverlängerungen der Berliner U-Bahnli…. Über eine mögliche Verlängerung der U8 bis ins Märkische Viertel hinein wird bereits nachgedacht, seitdem die bis heute gültige Endhaltestelle – der U-Bahnhof Wittenau am Wilhelmsruher Damm – Mitte der 1990er Jahre eröffnet wurde. […]

  5. S. Langbein 15. September 2022 at 13:26 - Reply

    Traurig ist, dass durch die NICHT-Anbindung der Außenbereiche auch der (private) Wohnungsbau und die Wohnlage dort unattraktiv werden. Zudem ist die immer nur NACH-trägliche ÖPNV-Erschließung auch massiv teurer als eine VOR-rausschauende Bebauung.
    Grundsätzlich sollte ein Ausbau immer ÖPNV-lückenschließend und quartierfokussiert erfolgen. Das ist in Berlin kaum der Fall. Leider!
    Bei der U9 z.B. ist deren Weiterführung nach Alt-Pankow unsinnig, wenn man sich die (freigehaltenen) Wohnbaupotentiale südlich von Blankenfelde ansieht. Alt-Pankow dagegen ist bereits angeschlossen. Eine U9-Streckenführung über Schönholz-Niederschönhausen-Nordend wäre deutlich Quartier-erschließender als nach Alt-Pankow! Die U2 könnte dann am Ossietzkyplatz an die U9 anbinden.
    Von schon seit 100 Jahren bestehenden Planungen für eine U-Bahn entlang der Landsberger Allee nach Hohenschönhausen oder über Weißensee Richtung Malchow kann man da nur noch träumen.
    Wenigstens bei der S-Bahn gibt es Pläne, Stadtbereiche wie z.B. im Süden Stahnsdorf (wieder) anzuschließen. Immerhin!
    Ärgerlich ist, dass nicht einmal die ÖPNV-Planung vorangetrieben wird, selbst wenn man den Bau (noch) nicht finanzieren kann. Ohne Planung aber, wird ein Bau nochmals unnötig verzögert SELBST WENN es mal ausreichend Geld dafür geben sollte. Sehr schade, aber wohl sehr typisch Berlin.

    • S. Langbein 19. September 2022 at 09:29 - Reply

      Kleiner Nachtrag:
      Die bisherige Verlängerung der U8 genau bis VOR das Märkische Viertel, anstatt dort bis HINEIN ist schon eine echte Berliner Posse!
      Dabei war es ursprüngliches Ziel, eben genau dieses Quartier anzubinden! Jetzt fahren die Bewohner weiterhin bis genau zu jenem Punkt (S-Bhf. Wittenau), den sie auch ohne U-Bahnverlängerung schon nutzen konnten.
      Nicht einmal die Straßenbahn aus Rosenthal wurde bisher verlängert, was kein Ersatz, aber zumindest eine gute Vernetzung bringen würde.
      Typisch Berlin!

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