Die marode Autobahnrampe am Breitenbachplatz wird ab dem Sommer 2024 abgerissen. Dies ließ die Senatsverkehrsverwaltung kürzlich wissen. Der Autobahntunnel an der Schlangenbader Straße hingegen soll in den kommenden vier Jahren saniert werden.
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
In den vergangenen Jahren wurde intensiv und in unterschiedlichen Gruppen und Foren über einen möglichen Abriss der maroden, ehemaligen Autobahnbrücke am Breitenbachplatz in Berlin-Dahlem diskutiert.
Nun hat die Senatsverkehrsverwaltung mitgeteilt, dass das Bauwerk definitiv abgerissen wird und nicht erhalten werden kann. Mit dem Abriss soll nach Informationen der Berliner Morgenpost gegen Ende des zweiten oder Anfang des dritten Quartals 2024 begonnen werden.
Im Sommer 2024 beginnt der Abriss der Autobahnbrücke am Breitenbachplatz
Damit wird in diesem Jahr ein jahrzehntelanges Tauziehen um die städtebauliche und infrastrukturelle Gestaltung des Breitenbachplatzes zu Ende gehen – und anschließend neue Fragen nach der zukünftigen Gestaltung des Platzes aufwerfen.
Das 1975 begonnene und 1980 eingeweihte Bauwerk dominiert den heutigen Stadtplatz vollends, wirkt in seiner Massivität aber vollkommen deplatziert, da es das historische Quartier mittig teilt. Seit vielen Jahren sprechen Anwohner, Bürgerinitiativen und Politiker darüber, welche Folgen ein Abriss für die städtebauliche Entwicklung des Platzes aber auch für die Verkehrsentwicklung in diesem Stadtraum haben könnte.
Ideen für die zukünftige Gestaltung des Platzes gibt es bereits
Der Architekten und Ingenieurverband Berlin-Brandenburg, kurz „AIV“, hatte bereits 2021 Visualisierungen veröffentlicht, die eine mögliche Neugestaltung des Platzes nach dem Abriss der einstigen Autobahntrasse zeigen.
Diese städtebaulichen Skizzen sollten nach Auskunft des verantwortlichen Büros, Patzschke Architekten, Politik, Wirtschaft sowie Bürgerinnen und Bürger dazu ermutigen, eine zukunftsweisende, städtebauliche Position zu beziehen und den Umbau entschieden anzugehen.
Berliner Senat: Autobahn-Abriss in Dahlem ist alternativlos
Doch bevor es dazu kommt, muss das massive Bauwerk erst einmal beseitigt werden. Britta Elm, Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, erklärte gegenüber der Berliner Morgenpost, dass der Abriss alternativlos sei.
“Entscheidend ist, dass die Bauwerke mit einem Spannstahl errichtet wurden, der als gefährdet gegenüber wasserstoffinduzierter Korrosion gilt,”, so Elm. Die mangelhaften Baumaterialien könnten weder durch Baumaßnahmen behoben noch durch eine Reduzierung der Verkehrsbelastung kompensiert werden. Daher sei es unter keinen Umständen möglich, die Brückenanlagen zu erhalten oder zu sanieren.
Autobahntunnel Schlangenbader Straße wird nicht geschlossen, sondern saniert
Damit wird ein entscheidendes Ziel der Bürgerinitiative Breitenbachplatz erreicht. Ein anderes Anliegen – die dauerhafte Schließung des Autobahntunnels an der Schlangenbader Straße – soll hingegen nicht umgesetzt werden. Hier setzt die Senatsverwaltung auf eine Sanierung des Tunnels.
Seit April 2023 ist der Tunnel bereits für den Autoverkehr geschlossen. Bei einer technischen Überprüfung waren damals Mängel an der Notrufanlage und bei der Entlüftung festgestellt worden. Diese festgestellten Schäden seien nicht kurzfristig zu reparieren, hieß es von Senatsseite.
Bettina Jarasch wollte den Autobahntunnel dauerhaft schließen
Vor allem unter der Führung von Ex-Verkehrssenatorin Jarasch (Die Grünen) war eine dauerhafte Schließung des Tunnels intensiv diskutiert worden, doch Jaraschs Nachfolgerin im Amt, Manja Schreiner (CDU), möchte die aufwendige und kostenintensive Sanierung des Tunnels angehen. Rund 30 bis 40 Millionen Euro soll die Instandsetzung kosten und rund vier Jahre dauern.
Der Verkehr wird zukünftig auch weiterhin über den Breitenbachplatz fließen, aber nicht mehr über die Hochbahn. Nach dem Abriss beziehungsweise dem weitgehenden Rückbau der Rampenbrücken über den Breitenbachplatz ist vorübergehend eine ebenerdige Führung des Autoverkehrs entlang des Platzes geplant.
Der Breitenbachplatz erhält seine historische Platzgestaltung zurück
Das bedeutet, dass die Fahrzeuge direkt aus dem Tunnel kommend auf den Breitenbachplatz und die Schildhornstraße geführt werden, allerdings erst nach dem Abschluss der Tunnelsanierung. Dass die marode Autobahnbrücke ab dem kommenden Sommer dem Abrissbagger zum Opfer fällt, ist für viele Anwohnerinnen und Anwohner dennoch ein wichtiger Erfolg.
Wie lang der Abriss dauern wird, war von der Senatsverkehrsverwaltung nicht zu erfahren. Die Initiative Breitenbachplatz rechnet mit einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren. Dann wird der Breitenbachplatz nach Jahrzehnten der optischen und physischen Teilung erstmals wieder in seiner historischen Form erlebbar werden.
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Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Wikipedia, RBB, Patzschke Planungsgesellschaft mbH, Architekten und Ingenieurverband Berlin-Brandenburg,
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2. November 2024
Das ist sehr schade. Die Straße hat den Kiez stark entlastet. Leider haben sich die renitenten Rentner gegen die auf Mobilität angewiesenen Leistungsträger durchgesetzt.
Der Breitenbachplatz braucht dringend eine Aufwertung und das Verkehrsaufkommen auf dem Autobahnzubringer rechtfertigt wirklich nicht seine Existenz. Ich finde die Idee gar nicht so falsch, nach dem Tunnel ebenerdig zu werden, allerdings ignoriert das leider die anderen Verkehrsteilnehmer am Breitenbachplatz, die dann eine stärker befahrene Straße überqueren müssen als aktuell.
Auf die Abfahrt Schmargendorf nach Süden zu verzichten wäre allerdings ein schwerer Fehler für die Last auf der A100. Ich hätte noch überlegt die Schlangenbader als letzte Ausfahrt einzurichten, allerdings würde das wieder zu erhöhtem Verkehr auf den Nebenstraßen zwischen Mecklenburgische Straße und Schildhornstraße führen, die das nicht aufnehmen können. Die aktuelle Abfahrt am Breitenbachplatz ist bereits baulich gut dafür geeignet das Ende des Autobahnzubringers zu werden ohne die ebenerdig verlaufenden Straßen deutlich umzubauen. Aus meiner Sicht ist das, zwar nicht emotional, aber rational die richtige Entscheidung. Insbesondere dann wenn es wahr ist, dass eine Sanierung der Brücke nicht bezahlbar ist.