Der österreichische Immobilienkonzern Signa ist nach aktuellen Medienberichten offenbar in finanzielle Schieflage geraten. Davon sollen nun auch sämtliche in Berlin laufenden Bauprojekte des Bauunternehmens betroffen sein.
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler
Der österreichische Immobilienkonzern Signa ist nach aktuellen Medienberichten offenbar in finanzielle Schieflage geraten. Als erstes Anzeichen dafür auf dem deutschen Immobilienmarkt konnte der Verkauf des Hochhausprojekts “MYND” am Berliner Alexanderplatz im Sommer an die Fondsgesellschft Commerz Real gewertet werden.
Denn das Unternehmen Signa, welches einen enorm hohen Eigenkapitalbedarf hat, benötigt offenbar frisches Geld. Im Oktober wurde bekannt, dass eines der bekanntesten Bauprojekte Deutschlands, der Hamburger Elbtower, vorerst nicht weitergebaut werden kann.
Baustopp am Hamburger Elbtower: Signa offenbar mit Zahlungen in Verzug
Der Baukonzern Lupp hatte seine Bautätigkeit an dem geplanten 245-Meter-Hochhaus eingestellt, weil der Bauherr – es ist die österreichische Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko – mit Zahlungen in Verzug sei, wie Lupp-Geschäftsführer Matthias Kaufmann mehreren Medien mitteilte.
In einem Interview mit der Wirtschaftswoche sagte Wirtschaftsprofessor Leonhard Dobusch dazu: “Wie brisant die Situation ist, zeigen die Baustopps bei Vorzeigeprojekten wie dem Elbtower in Hamburg. Alle Auftragnehmer und Geschäftspartner werden sich sehr genau überlegen, welche Leistungen sie jetzt noch für Signa erbringen.”
Leonhard Drobusch: Vorgehen von Signa war “Hochleistungssport”
Dobusch erklärte auch, warum vor allem Signa nun so große Probleme auf dem Markt der kriselnden Baubranche hat: “Weil die Signa-Gruppe ihre Immobilien noch aggressiver als andere aufgewertet hat und noch stärker über Kredite expandiert hat. In der Branche wurde das Vorgehen von Signa nicht nur als „sportlich“ bezeichnet, sondern sogar als „Hochleistungssport“ beschrieben. Das hat die Gruppe anfällig gemacht für die Zinswende. Signa hat einfach zu stark auf Kante kalkuliert. ”
Die wichtigsten deutschen Standorte der Signa-Gruppe sind die beiden größten Städte Berlin und Hamburg. Hier hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren zahlreiche ambitionierte Bauvorhaben vorangetrieben, die im Zuge der aktuellen Krise auf dem Prüfstand stehen.
Medienbericht: Wurden bereits alle Berliner Signa-Projekte gestoppt?
Nach einem aktuellen Bericht des Tagesspiegels soll das Unternehmen einen Baustopp für alle Berliner Bauprojekte angeordnet haben. Offiziell ist dies von Signa allerdings noch nicht bestätigt worden.
Laut Tagesspiegel sind davon sowohl bereits laufende als auch geplante Bauvorhaben betroffen. Dazu würden also die Großbaustellen am KaDeWe in der Passauer Straße sowie das benachbarte Projekt “Femina Tanzpalast” als auch das Projekt “Glance” in der Charlottenburger Franklinstraße zählen.
Im Bau befindliche und geplante Signa-Projekte wären betroffen
Auch die zwei Umbauprojekte für die bestehenden Karstadt-Immobilien am Hermannplatz in Neukölln und am Leopoldplatz im Wedding wären von einem Bau- und Planungsstopp betroffen. Auch das bereits weit vorangeschrittene Gewerbeprojekt in der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg würde demnach gestoppt werden.
Auch die Hochhauspläne für das Karstadt-Areal am Kurfürstendamm würden damit vorerst auf Eis liegen. Für die Berliner Baubranche ergäben sich aus der aktuell unsicheren Situation rund um Signa eine fundamental neue Situation, da viele Baufirmen und Zulieferer von einem möglichen Baustopp betroffen wären.
Gespräche über die Zukunft von Signa sollen derzeit laufen
Derzeit sollen nach übereinstimmenden Medienberichten Gespräche über die Zukunft des Unternehmens Signa laufen. Dabei soll es auch um einen Rückzug des Unternehmers René Benko aus dem operativen Geschäft bei Signa gehen. Das Unternehmen selbst äußert sich öffentlich dazu allerdings nicht – und der Ausgang ist völlig offen.
Wie die Weiterentwicklung der Berliner Signa-Projekt fortgeführt werden kann, hängt davon ab, wie sich das Unternehmen zukünftig aufstellen wird. Hier werden derzeit unterschiedliche Optionen diskutiert, vom Einstieg weiterer Investitionen bis hin zur Zerschlagung des Konzerns.
Wie könnten die Berliner Signa-Projekte weitergeführt werden?
Die Projektentwicklungen, die Signa in der deutschen Hauptstadt angestoßen hat, sind in erster Linie sehr kostenintensiv. Eine Rendite würde sich hier erst nach einigen Jahren einstellen – ein schneller Cash-Flow ist nicht zu erwarten, was einen möglichen Weiterverkauf an interessierte Investoren aufgrund der aktuell schwierigen Lage auf dem Immobilienmarkt erschweren würde.
Denn die hohen Zins- und Baukosten haben auch andere Baukonzerne und damit auch andere große Bauprojekte in Berlin in Schieflage geraten lassen, wie beispielsweise das Projekt “FÜRST” am Kurfürstendamm oder das leidliche “Überlin”-Projekt in der Steglitzer Schloßstraße.
Als mögliche Investoren, die das Immobilien-Portfolio von Signa übernehmen würden, kämen etwa deutsche Versicherungen infrage, die direkt in Immobilien investieren, aber auch ausländische Investoren oder Staatsfonds.
Hochhausprojekt am Alexanderplatz wird vom Unternehmen Züblin gebaut
Bis die Zukunft des österreichischen Bauunternehmens geklärt ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Auf den aktuellen Berliner Baustellen des Unternehmens könnte nun also eine unangenehme Zeit des Wartens eintreten, sollten sich die aktuellen Informationen bestätigen.
Am Alexanderplatz immerhin wird das einstige Signa-Projekt “MYND” nun wie eingangs berichtet von Commerz Real verantwortet. Dieser hat den Auftrag für den Bau des geplanten 134-Meter-Hochhauses an das Unternehmen Züblin vergeben. Der Bau des Gebäudes soll in Kürze starten.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung, Berliner Zeitung, Wirtschaftswoche, TAZ, Tagesschau
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2. November 2024