In Berlin-Kreuzberg möchte das Unternehmen KPS Real Estate in unmittelbarer Nähe zum Tempodrom ein 100 Meter hohes Holzhybrid-Hochhaus nach Plänen des Architekten Max Dudler errichten. Neben einer noch zu gründenden “German Pop Academy” sollen auch Flächen für Büros, Studentenwohnungen und ein öffentlich zugänglicher „Kulturdachgarten“ geschaffen werden.
© Visualisierungen: Max Dudler Architekten
Text: Björn Leffler
KPS Real Estate, Eigentümerin der Konzert- und Veranstaltungslocation Tempodrom in Berlin-Kreuzberg, hat aufsehenerregende Pläne für einen Umbau des ikonischen Gebäudes unweit der historischen Portal-Ruine des Anhalter Bahnhofs öffentlich gemacht.
Nach Plänen des Architekten Max Dudler soll ein 100 Meter hohes Hochhaus entstehen, welches in Holzhybridbauweise errichtet werden soll.
100 Meter: Holzhybridgebäude soll am Tempodrom entstehen
Dabei soll das Gebäude nach oben hin auskragen, um einen geringen Fußabdruck zu hinterlassen. Die oberen Stockwerke werden also breiter sein als das Fundament des Gebäudes – wenn das Projekt denn so realisiert wird, wie sich Investor und Architekt das vorstellen.
Denn das Berliner Baukollegium zeigte sich während einer öffentlichen Aussprache zum Projekt von den Plänen wenig angetan und kritisierte vor allem die Nähe des Gebäudes zur zeltartigen Dachkonstruktion des Tempodrom.
Das Berliner Baukollegium kritisierte die Pläne von KPS und Max Dudler
Architekt Dudler erwiderte, dass er mit der Reaktion des Baukollegiums bereits gerechnet hatte und forderte vom Gremium mehr Mut bei vergleichbaren Projekten. Zudem betonte Dudler, dass die Entwicklung eines solchen Hochhauses “fast nachhaltig” sei, wenn dafür – wie in diesem Projekt vorgesehen – kein bestehendes Stadtgrün vernichtet werden müsse und nur eine geringe Grundfläche genutzt würde.
Das Hochhaus soll in das bestehende Gebäude hineingebaut werden. Ziel ist es dabei, die bestehende Wellness- und Saunalandschaft Liquidrom in weiten Teilen zu erhalten und in die Planung zu integrieren. Im neuen Gebäude ist in jedem Fall eine Mischnutzung vorgesehen.
Im Hochhaus soll die “German Pop Academy” einziehen
Zentraler Ankermieter im Gebäude soll eine noch zu gründende und durch das Ticketing und Live Entertainment Unternehmen CTS EVENTIM unterstützte „German Pop Academy“ werden, die in Abstimmung mit der Universität der Künste (UdK), der Hochschule für Musik Hanns Eisler (HfM) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) entwickelt werden soll. Diese Pläne befinden sich aber noch in einem frühen Stadium.
Die räumliche Nähe zur Konzert- und Eventlocation Tempodrom macht dabei aber durchaus Sinn. Doch in den geplanten 29 Etagen soll noch mehr geschehen. Kleinere Veranstaltungsräume, Flächen für Gastronomie und ein öffentlich zugänglicher „Kulturdachgarten“ sind geplant.
Studentenwohnungen, Gastronomie, offener „Kulturdachgarten“ und Büros
Zudem sollen Büroräumlichkeiten und Wohnungen für Studierende eingerichtet werden. Die Projektverantwortlichen wollen das Bauvorhaben trotz der Kritik des Baukollegiums in jedem Fall weiterverfolgen, wie nach der Aussprache deutlich wurde.
Ein Sprecher des Unternehmens KPS sagte gegenüber dem Tagesspiegel: “Wir glauben an die Idee einer nachhaltigen Weiterentwicklung des Tempodrom-Areals. Eine ökologisch verträgliche Nachverdichtung durch Überbauung und ohne zusätzlichen Flächenbedarf halten wir für zukunftsweisend.”
Max Dudler: Nachverdichtung des Tempodrom-Areals äusserst sinnvoll
Max Dudler betont: “Es ist eine verpasste Gelegenheit, wenn die legitime Kritik am konkreten Entwurf die grundlegende Diskussion um die Weiterentwicklung und Nachverdichtung des Tempodrom-Areals beendet. Die Institution einer Pop-Akademie fehlt in Berlin. An dieser Stelle im Stadtgrundriss wäre sie auch eine sinnvolle Ergänzung des „kulturellen Bandes“, das sich vom Martin-Gropius-Bau über das geplante Exilmuseum, das Radialsystem II und durch den Elise-Tilse-Park bis über den Kanal zum Technikmuseum zieht.”
Einer der Kritikpunkte des Baukollegiums war auch, dass das Haus nicht in die flache und grün dominierte Stadtlandschaft der Umgebung passe. Dabei übersah oder ignorierte das Gremium offenbar, dass nur wenige Meter weiter das Unternehmen UTB ein ebenso hohes Gebäude plant – ebenfalls in Holzbauweise. Das Projekt trägt den Namen “WOHO”.
Kreuzberg: Direkt nebenan soll das Holzhochhaus “WOHO” entstehen
Von den 18.000 Quadratmetern Nutzfläche des geplanten 98-Meter-Baus sind 15 Prozent für die soziale Infrastruktur geplant, 25 Prozent für gewerbliche Einrichtungen und 60 Prozent für Wohnflächen. Diese gliedern sich zu je einem Drittel in mietpreisgebundene Wohnungen, bezahlbare genossenschaftliche Wohnungen und Eigentumswohnungen.
Möglich also, dass in den kommenden Jahren zwei knapp 100 Meter hohe Hochhäuser zwischen Tempodrom und Anhalter Bahnhof in die Höhe wachsen. Doch ob die ambitionierten Pläne von Max Dudler und KPS umgesetzt werden können, ist derzeit noch offen. Das vertikal ausgerichtete Nutzungskonzept jedoch ist in Zeiten immer knapper werdender Baugrundstücke sehr pragmatisch.
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Quellen: Max Dudler Architekten, Berlin Bauboom, Architektur Urbanistik Berlin
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