In der Metropolregion Berlin Brandenburg leben heute knapp 5 Millionen Menschen. Nicht nur in Berlin, auch in den “Speckgürtel”-Gemeinen in Brandenburg wächst die Bevölkerung seit vielen Jahren an – und lässt Immobilienpreise rasant nach oben schnellen. Die wachsende Bevölkerung stellt die Politik aber auch vor die Herausforderung, Verkehr, Bildung und Versorgung mit hohem Nachdruck voranzubringen – was nicht immer gelingt.

Zu voll, zu laut, zu teuer: viele Menschen haben Berlin in den vergangenen Jahren verlassen und sind in das Umland gezogen, den sogenannten “Speckgürtel”. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Björn Leffler

 

Am 19. Juni haben wir über das Infrastrukturprojekt “i2030” der Deutschen Bahn, des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg sowie der beiden Bundesländer Berlin und Brandenburg berichtet. Im Zuge des Projekts sollen in der Metropolregion mehrere Bahnprojekte realisiert werden.

Ziel dieses langfristig angelegten Vorhabens ist die Bereitstellung einer geeigneten Infrastruktur für ein wachsendes Zugangebot, ausgehend von einer weiter konstant wachsenden Bevölkerung in der Berlin-Brandenburger Metropolregion, die seit der Corona-Pandemie wieder an Dynamik gewonnen hat. Allein im vergangenen Jahr wuchs Berlin innerhalb der Stadtgrenzen um 75.000 Menschen.

Berlin wächst weiter, obwohl viele Menschen in den “Speckgürtel” ziehen

Dies ist umso erstaunlicher, da in den vergangenen Jahren viele Menschen aus dem Berliner Stadtgebiet weggezogen sind, um sich in den Gemeinden innerhalb des sogenannten “Speckgürtels” im angrenzenden Berliner Umland niederzulassen.

Sowohl in Berlin als auch im Speckgürtel findet also seit über einem Jahrzehnt ein konstantes Bevölkerungswachstum statt, welches die Stadt nicht nur vor infrastrukturelle Herausforderungen stellt, sondern auch den Wohnungsmarkt zu einem der größten Problemfelder der Hauptstadtregion macht.

Seit 2003 ist die Metropolregion Berlin um rund 800.000 Menschen gewachsen

So lebten im Jahr 2003 noch rund 4,2 Millionen Menschen in der Metropolregion Berlin Brandenburg. Im vergangenen Jahr lag die Bevölkerungszahl bereits bei 4,9 Millionen Menschen. Je nachdem, welche Gemeinden zur sogenannten “Agglomeration Berlin” (also dem Großraum Berlin) gezählt werden, wird die Schallmauer von 5 Millionen Menschen in Kürze durchbrochen werden.

Damit leben heute rund 800.000 Menschen mehr in der Hauptstadtregion als noch vor 20 Jahren. Damit ist der Großraum die zweitgrößte deutsche Metropolregion, nach dem Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. Rund 79 Prozent dieser knapp fünf Millionen Menschen leben innerhalb der Berliner Stadtgrenzen.

Eine Mio. Menschen leben heute im Berliner Speckgürtel – 50% Prozent mehr als 1990

Dies bedeutet, dass der Berliner “Speckgürtel” eine Bevölkerungszahl von rund einer Million Menschen umfasst. Wenn sich diese Entwicklung fortführt, wird bald fast die Hälfte der Brandenburger Bevölkerung im Großraum Berlin leben. Während die Gesamtbevölkerung des Bundeslandes seit 1990 abgenommen hat, ist sie im gleichen Zeitraum im angrenzenden Beliner Umland um 50 Prozent gewachsen.

Das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre hat sich naturgemäß auf die Immobilienpreise der Brandenburger Gemeinden im “Speckgürtel” niedergeschlagen. Eine von der Sparda-Bank in Auftrag gegebene Studie ermittelte, dass die Preise im Berliner Umland zwischen 2017 und 2022 um satte 96 Prozent gestiegen sind.

Steigende Immobilienpreise in den Gemeinden des Berliner Umlands

In einigen Gemeinden im Umland stiegen die Immobilienpreise pro Quadratmeter sogar stärker als im Berliner Stadtgebiet, denn die Nachfrage vor allem nach Einfamilienhäusern hat enorm zugenommen.

Dieser Trend lässt sich aber nicht nur beim Wohneigentum beobachten. Die Mieten stiegen in den Berliner Nachbarkommunen zwischen 2019 und 2022 mit rund 5,4 Prozent im Jahr ebenfalls mehr als doppelt so schnell wie in Berlin.

Die Metropolregion Berlin Brandenburg dehnt sich immer weiter nach außen aus

Die verstärkte Nachfrage nach Wohnraum im Berliner Umland führt derweil dazu, dass sich die Metropolregion immer weiter ausbreitet, was eine immer umfangreichere Planung für den Bau von Straßen und Schienen, Bildungseinrichtungen, Gewerbequartieren und ÖPNV-Angeboten notwendig macht.

Dies stellt die Projektplaner häufig vor große Herausforderungen, was sich beispielsweise bei einem Wohnungsbauprojekt in der Gemeinde Beelitz südwestlich von Berlin beobachten lässt. Dort werden derzeit neue Wohnungen für rund 5.000 Menschen errichtet.

Wohnprojekt Beelitz: Wohnungen entstehen, aber Kitas und Schulen fehlen

Das neue Wohnquartier ist, wenig überraschend, vor allem bei Familien begehrt, ein Teil der neuen Wohnhäuser wurde bereits fertiggestellt – doch noch fehlt es an Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten, Kitas und Schulen.

Die vor Ort vorhandenen rund 130 Plätze der Loris-Kita des Potsdamer Trägers Kinderwelt sind längst belegt. Der verantwortliche Projektentwickler KW Development will daher eine zweite Kita auf dem Gelände errichten, auch der Bau einer Grundschule ist in Planung, hängt der aktuellen Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde aber längst hinterher.

Gewerbeprojekte wie die “Tesla”-Fabrik erhöhen die Nachfrage nach Wohnungen

Befeuert wird die Bevölkerungsentwicklung im Berliner Umland durch große Gewerbeprojekte wie etwa der Bau der Tesla-Fabrik nahe Grünheide, der in der Brandenburger Gemeinde einen wahren Immobilienboom ausgelöst hat. Doch das Angebot kann mit der enorm hohen Nachfrage kaum mithalten.

Derzeit arbeiten rund 10.000 Menschen am Fabrikstandort an der südöstlichen Grenze Berlins. Viele der dort tätigen Menschen suchen einen Wohnort im direkten Umfeld der Fabrik, was die Immobilienpreise nach oben treibt – auf beiden Seiten der Berlin-Brandenburger Landesgrenze.

Im Norden Potsdams soll ein Wohnquartier für 10.000 Menschen entstehen

Für junge Familien aus der Region wird es dadurch automatisch immer schwieriger, in der Heimat ein eigenes Zuhause zu finanzieren. Um den enormen Zuzug aufzufangen werden auch in Brandenburg mittlerweile großformatige Wohnungsbauprojekte umgesetzt.

So entsteht im Norden Potsdams derzeit ein komplett neues Wohnquartier. In Krampnitz sollen bis 2038 auf einem ehemaligen Kasernengelände auf 140 Hektar neue Wohnungen für rund 10.000 Menschen entstehen.

Spandau, Pankow, Köpenick: Große Wohnprojekte für viele tausend Menschen

Ein ähnlich groß dimensioniertes Wohnprojekt gibt es an der nordwestlichen Stadtgrenze Berlins, wo in Spandau auf der Insel Gartenfeld ebenfalls ein neues Wohnquartier für rund 10.000 Menschen entwickelt werden soll.

Auch im Norden von Pankow werden große Wohnungsbauprojekte für viele tausend Menschen geplant, um den großen Bedarf nach bezahlbaren Wohnungen bedienen zu können. Allein bei den geplanten Projekten “Am Sandhaus“, “Blankenburger Süden“, auf der Elisabethaue sowie an der Alten Schäferei soll Wohnraum für rund 18.000 Menschen realisiert werden.

In Berlin werden die meisten Wohnungen in den Außenbezirken gebaut

Innerhalb des Berliner Stadtgebietes zeigt sich also, dass der Großteil der derzeit geplanten oder entstehenden Wohnprojekte nicht in der Innenstadt, sondern in den äußeren Bezirken umgesetzt werden. Allein in Treptow-Köpenick und Lichtenberg werden zusammengenommen 14.150 neue Wohnungen errichtet. Innerhalb des S-Bahnrings sind es gerade einmal 6.800 Wohnungen, die realisiert werden.

Eine weitere Gruppe, die die hohe Nachfrage nach Immobilien zusätzlich anheizt sind Menschen, die sich nicht gänzlich von ihrem Wohnraum in Berlin trennen können, aber dennoch die Möglichkeit haben wollen, von Zeit zu Zeit oder nur am Wochenende ins Berliner Umland ausweichen zu können.

Die wachsende Hauptstadtregion wird sich also auch in den kommenden Jahren mit zahlreichen Herausforderungen im Wohnungsbau, der Infrastrukturentwicklung und der Gewerbeansiedlung auseinandersetzen müssen. Umso wichtiger ist eine enge Zusammenarbeit beider Bundesländer in wichtigen Entwicklungsprojekten der Region.

 

Der RBB hat sich im vergangenen Jahr in einer rund 45-minütigen Dokumentation mit dem Bevölkerungswachstum in den Gemeinden des Berliner Umlands beschäftigt: 

https://www.youtube.com/watch?v=5Qncip10bXY

 

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Knapp 5 Millionen Menschen leben heute in der Metropolregion Berlin Brandenburg. / © Foto: depositphotos.com

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Quellen: Berliner Morgenpost, RBB, Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, Wikipedia, Focus Online, Der Tagesspiegel, Lausitzer Rundschau, Sparda-Bank, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 

 

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