Direkt an der Warschauer Straße entsteht im Berliner Stadtteil Friedrichshain eines der ambitioniertesten Hochhausprojekte der Hauptstadt. Das Unternehmen EDGE Technologies errichtet hier ein Hochhaus, um dessen Realisierung es intensive Diskussionen gegeben hat. Nun ist das Projekt im Bau.

So soll das 140 Meter hohe Gebäude an der Warschauer Brücke in zwei Jahren aussehen.

© Grafiken: EDGE Technologies
© Fotos: Celine Hellriegel

 

Das Unternehmen EDGE Technologies errichtet zwischen den Bahnhöfen Warschauer Straße und Ostbahnhof ein 140 Meter hohes Gebäude, welches unmittelbar an der Warschauer Brücke realisiert wird. Das Gebäude wird als zukünftiger Hochpunkt des neuen, in weiten Teilen fertiggestellten Mercedes Benz Quartiers fungieren.

Das derzeit entstehende Gebäude wird vornehmlich vom US-Unternehmen Amazon genutzt werden, so dass der inoffizielle Name des Hochhauses schon seit längerem feststeht: „Amazon Tower“. Amazon wird 28 der späteren 35 Etagen beziehen. Das Gebäude soll bereits in zwei Jahren fertiggestellt werden, also bis 2023. Der Entwurf für das Gebäude stammt aus der Feder der Architekten der Bjarke Ingels Group. Insgesamt sollen etwas mehr als 80.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen.

EDGE Technologies betont nachhaltiges Baukonzept

Projektentwickler EDGE Technologies, welcher in Berlin bereits das EDGE Grand Central am Hauptbahnhof errichtet hat und am Bahnhof Südkreuz an der Errichtung der neuen Vattenfall Unternehmenszentrale arbeitet, betont die Nachhaltigkeit des Bauprojekts. Die Verwendung von Produkten der Kreislaufwirtschaft und Materialien, die frei von flüchtigen, organischen Verbindungen sind, sollen Teil dieses nachhaltigen Konzepts sein.

Das Unternehmen möchte nach eigener Auskunft zeigen, dass es schon heute möglich ist, besser zu bauen. So entsteht die erwähnte Vattenfall-Zentrale am Südkreuz in einem Bauverfahren, bei dem vorwiegend auf den Baustoff Holz gesetzt wird. Dies wird beim deutlich größeren Projekt an der Warschauer Straße jedoch nicht der Fall sein.

Zukünftiger Ankermieter wird das US-Unternehmen Amazon

Der zukünftige Ankermieter Amazon beschäftigt in der Region Berlin-Brandenburg über 2.800 Mitarbeiter*innen in mehreren Büros im Berliner Stadtgebiet und in der Logistikzentrale in Brandenburg. Bislang ist Amazon in Berlin mit dem Kundenservicezentrum in Berlin-Mitte sowie dem Forschungs- und Entwicklungszentrum in den Krausenhöfen vertreten. Sobald der Neubau an der Warschauer Brücke abgeschlossen ist, werden diese Bereiche im neuen Hochhaus in Friedrichshain-Kreuzberg untergebracht.

Das Gebäude soll jedoch keine abgeschlossene „Stadt in der Stadt“ werden. In der erweiterten Sockelzone, die sich über die ersten fünf Etagen des Hochhauses erstrecken soll, soll ein offener und kreativ konzipierter „vertical hub“ entstehen. Hier sind Flächen für Co-Working sowie gastronomische Angebote geplant.

Im Bezirk ist das Projekt umstritten

Im Bezirk selbst war und ist das Bauvorhaben umstritten. In den vergangenen Jahren hatte es durch einige Gruppen und Aktivisten massive Proteste gegen die Umsetzung des Projekts gegeben. Auch der Bezirk selbst, allen voran Bezirksstadtrat Florian Schmidt, hatte sich öffentlich gegen das Projekt ausgesprochen und eine Rücknahme der Baugenehmigung ins Spiel gebracht.

Dieser Vorstoß blieb jedoch erfolglos, da der Bezirk selbst zuvor die Baugenehmigung für das Hochhausprojekt erteilt hatte. Auch im Berliner Baukollegium unter Leitung von Regula Lüscher wurde vor allem die äußere Gestaltung des Gebäudes mehrfach kritisiert, so dass der Entwurf an einigen Stellen überarbeiten werden musste.

Der Hochbau des Projekts läuft auf Hochtouren

An der Umsetzung des Projekts besteht mittlerweile kein Zweifel mehr, da der Hochbau des Projekts längst begonnen hat. Aber weder das Gebäude noch sein Ankermieter werden in diesem neu entstehenden und entstandenen Quartier als große Ausnahme gelten. Das EDGE East Side ist eines von mehreren Hochhausprojekten, die unweit der East Side Gallery entstehen.

Zudem ist Amazon nicht das einzige Unternehmen, welches im Mercedes Benz Quartier umfangreiche Büroflächen nutzen wird. Der bisherige „Platzhirsch“, der Berliner Online-Versandhändler Zalando nutzt bereits mehrere Gebäude auf dem Areal und wird mit dem kurz vor der Fertigstellung stehenden „Stream Berlin“ in Kürze ein weiteres Objekt als Ankermieter beziehen.

Weitere Projekte am und im Mercedes Benz Quartier

Auch das vor wenigen Monaten fertiggestellte Bürogebäude am Ostbahnhof, eine ehemalige, umgebaute Kaufhof-Immobilie, wird mittlerweile von Zalando genutzt. Zwei weitere Hochhäuser entstehen auf der westlichen Seite des Geländes, unweit des Ostbahnhofs. Hier entsteht das Wohnungsprojekt „Max & Moritz“, welches nach Plänen des Berliner Architekturbüros Nöfer Architekten entsteht.

Auf dem historischen Bahngelände am Postbahnhof wird in den kommenden Jahren ein neuer Gewerbe-Campus entstehen. Dieses Projekt befindet sich allerdings noch im Planungsstatus.

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