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Central Tower: Baukollegium sieht geplante Höhe von 115 Metern kritisch

Im Rahmen der 102. Sitzung des Berliner Baukollegiums wurden vier Bauvorhaben im Bezirk Mitte diskutiert. Vor allem das Projekt “Central Tower” an der Jannowitzbrücke stand im Fokus. Sowohl Landesdenkmalamt als auch Baukollegium kritisierten die geplante Höhe von 115 Metern.

Ein Bauvorhaben, welches vom Berliner Baukollegium in dieser Form ebenfalls kritisch gesehen wurde: die Aufstockung eines bereits bestehenden Gebäudes an der Mollstraße in Berlin-Mitte. / © Visualisierung: CSMM GmbH

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Wikimedia Commons (Andreas Steinhoff)
© Visualisierung Titelbild: Thomas Müller Ivan Reimann Architekten
© Visualisierung Mollstraße 1: CSMM GmbH
Text: Björn Leffler

 

Im Rahmen der 102. Sitzung des Berliner Baukollegiums unter der Leitung von Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wurden gestern in einer öffentlichen Sitzung vier Bauvorhaben in Mitte diskutiert, die sich im Einzugsgebiet des Alexanderplatzes befinden.

Neben dem derzeit wohl prominentesten Projekt, dem Hochhausvorhaben “Central Tower” an der Jannowitzbrücke, wurde auch über die zukünftige Entwicklung des Areals zwischen Alexanderstraße und Mollstraße (zu dem auch das “Haus der Elektroindustrie” gehört), ein Bauprojekt an der Mollstraße 1 sowie die geplanten Wohnungen im einstigen “Haus der Statistik” beraten.

Central Tower: Baukollegium und denkmalamt kritisieren Gebäudehöhe

Projektentwickler HB Reavis präsentierte, im Beisein der beiden Büros Thomas Müller Ivan Reimann Architekten und Dorte Mandrup A/S, sein Konzept für die Bebauung des Standorts an der Jannowitzbrücke. Bis zu 115 Meter hoch soll das Gebäude werden, in dem eine Mischnutzung aus Gewerbe, Büros und Serviced Apartments entstehen soll.

Noch ist nicht klar, welcher Entwurf letztlich umgesetzt werden soll, wobei das vom Büro Dorte Mandrup A/S vorgestellte Modell jedoch insgesamt mehr Zuspruch erfuhr. Kritisch äußerten sich jedoch Landesdenkmalamt und Baukollegium zur geplanten Höhe des Bauwerks.

Mit 115 Metern entstehe an dieser prominenten Stelle der Innenstadt ein zu dominantes Bauwerk, welches einerseits die Sichtachsen auf den Fernsehturm und weitere historische Gebäude einschränke und sich nicht optimal in die direkte Umgebung einpasse. Kahlfeldt bat daher den Bauherren HB Reavis, beide Entwürfe noch einmal zu überdenken – eine “noch akzeptable Höhe” sieht das Landesdenkmalamt bei etwa 90 Metern.

Mollstraße 1: Aufstockung von Geschäftshaus findet keinen Anklang

An der Mollstraße 1 ist ein neues Bauprojekt geplant, das ein zweiteiliges Bürogebäude umfasst. Auf dem Grundstück im Kreuzungsbereich Mollstraße / Karl-Liebknecht-Straße steht heute ein Bestandsgebäude aus den Jahren 1969/70, das nach Auslaufen eines bestehenden Mietvertrags nun “entwickelt” werden soll, wie das Büro CSMM es nannte.

Vorgesehen ist eine nachhaltige Weiterentwicklung, wobei die charakteristische “Waffelfassade” des Bestandsgebäudes erhalten bleiben soll. Ziel sei es, die schwierige Zugänglichkeit und die derzeit wenig attraktive Situation der Immobilie zu verbessern – und mehr Wohnraum zu schaffen. Dies soll unter anderem durch eine Aufstockung eines bereits bestehenden Eckbaus geschehen, so dass ein Gebäude mit einer Höhe von 82 Metern entstehen würde.

Das Baukollegium, vertreten durch Birgit Rapp, lobte die Erhaltung des Bestands und den geplanten Wohnungsbau, der auf dem Areal realisiert werden soll. Es wurde vorgeschlagen, den Blockrand zur Karl-Liebknecht-Straße hin zu schließen (wie vom Projektentwickler gezeigt), den Bestandsbau aber nicht zu erhöhen, da ein weiterer Hochpunkt in diesem Stadtareal als nicht notwendig erachtet wird. Ein weiteres Hochhaus für die Berliner Mitte wird es nach Wünschen des Baukollegiums also wohl nicht geben.

An der Alexanderstraße sieht das Baukollegium Potenzial für Hochhäuser

Zwischen Mollstraße, Otto-Braun-Straße, Karl-Liebknecht-Straße und Alexanderstraße liegt ein weiteres Quartier, dessen künftige Entwicklung das Baukollegium diskutiert hat – unter anderem mit einer Ortsbegehung. Der Kollhoff-Masterplan von 1994 sah hier mehrere 150-Meter-Hochhäuser vor. Im Jahr 2015 wurde dieser Masterplan erneut überprüft, wobei einige Gebäude, wie das “Haus des Reisens” und das “Haus des Berliner Verlags” neu bewertet wurden – und deren Erhalt empfohlen wurde. Beide Gebäude stehen mittlerweile unter Denkmalschutz.

Zwischen diesen beiden Gebäuden befindet sich das nicht unter Denkmalschutz stehende „Haus der Elektroindustrie“ an der Alexanderstraße. Bereits mehrfach war spekuliert worden, ob Eigentümer TLG Immobilien auf diesem Areal den Bau von Hochhäusern realisieren will. Die Voraussetzungen dafür wären zumindest gegeben.

Prof. Jörg Springer und Prof. Maren Brakebusch waren an der Analyse des Areals beteiligt und bestätigten in ihrem Statement, dass das Baukollegium mehrere Hochhäuser in enger Dichte an diesem Ort weiterhin für sinnvoll erachtet. Das Gremium schlägt vor, in einem Gutachterverfahren zu diskutieren, wie mit dem Gesamtblock unter Berücksichtigung der Eigentümersituation umgegangen werden soll. Dabei muss entschieden werden, ob ein vollständiger Erhalt oder ein Teilerhalt der bestehenden Gebäude sinnvoll ist. Diese Diskussion soll sicherstellen, dass die städtebaulichen Ziele und die historische Bausubstanz miteinander in Einklang gebracht werden können.

“Haus der Statistik”: Wenig Kreativität beim Wohnungsbau bemängelt

Die Büros Praeger Richter Architekten und DMSW Architekten präsentierten ihre Entwürfe für den geplanten Wohnungsbau im Rahmen des Gesamtprojekts “Haus der Statistik”. Bis 2028 möchte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM hier 270 bezahlbare Wohnungen errichten.

Beide Büros präsentierten Entwürfe, die sehr konventionell daherkamen und beim Berliner Baukollegium wenig Begeisterung hervorriefen – wobei betont wurde, dass die Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum mit einer hochwertigen und kreativen Gebäudegestaltung in Einklang zu bringen, schwierig zu meistern sei.

Gelobt wurde immerhin das Konzept des offenen Erdgeschosses, in dem keine Wohnungen realisiert werden sollen, sondern gewerbliche und öffentliche Nutzungen vorgesehen sind. Die Projektplaner nannten diesen Raum das “Parkett der Stadt”, wo Einzelhandel, Gastronomie, Fahrradwerkstätten, Kitas oder weitere gemeinnützige Einrichtungen eingerichtet werden könnten. Die sehr enge und einfache Gestaltung der Wohngebäude wurde vom Baukollegium jedoch angemahnt und bedarf noch einer weiteren Überarbeitung – immerhin soll ab 2026 der Baubeginn für das erste Wohnhaus sein.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Das “Haus der Elektroindustrie” an der Alexanderstraße, welches nicht unter Denkmalschutz steht. Hier empfiehlt das Baukollegium wie bereits im Masterplan 1994 festgelegt den Bau mehrerer Hochhäuser. / © Foto: Wikimedia Commons (Andreas Steinhoff)

Auch über die geplanten Wohnungen im einstigen “Haus der Statistik” wurde im Rahmen des Berliner Baukollegiums beraten. 270 Wohnungen möchte die WBM hier in mehreren Wohnhäusern realisieren. / © Visualisierung: Teleinternetcafé und Treibhaus

Prof. Jörg Springer und Prof. Maren Brakebusch, beide Mitglieder des Berliner Baukollegiums, sehen weiterhin Potenzial für den Bau von Hochhäusern am nördlichen Rand des Alexanderplatzes. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Open Street Map

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Thomas Müller Ivan Reimann Architekten, Dorte Mandrup A/S, CSMM GmbH, Praeger Richter Architekten, DMSW Architekten

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