An der Mollstraße in Berlin-Mitte soll ein ehemaliges Wohnhaus aus den 1970er Jahren, welches bis 2019 von der Mercure-Gruppe als Hotel genutzt wurde, abgerissen werden. Ein privater Investor möchte an der Stelle einen Büro-Neubau realisieren. Der Bezirk Mitte würde das Gebäude lieber sanieren und Wohnungen einrichten.
Text und Fotos: Björn Leffler
Eines der letzten Gebäudeensembles im Umfeld des Alexanderplatzes, welches noch immer quasi unverändert steht, ist das einstige Haus der Statistik an der Otto-Braun-Straße. Berlinerinnen und Berliner sowie Touristen haben sich vermutlich schon häufig gefragt, warum die “DDR-Ruine”, als die das Gebäude bereits in zahlreichen Medien bezeichnet wurde, nicht längst abgerissen worden ist.
Die Stadt Berlin hat aber gänzlich andere Pläne mit dem maroden Gebäudekörper. Entstanden ist das Gebäudeensemble in den Jahren von 1968 bis 1970 als Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik der DDR. Nach der Wiedervereinigung nutzten verschiedene bundesdeutsche Behörden die Gebäude. Seit 2008 stehen die insgesamt vier Gebäudeteile leer.
Haus der Statistik in Berlin-Mitte: Aufwendiger Umbau statt Abriss
Der städtebauliche Entwurf für das zukünftige Haus der Statistik sieht ein vielseitig nutzbares Quartier für Menschen aller Altersklassen vor. Das Konzept der Planungsgesellschaft Teleinternetcafé und Treibhaus hatte sich in einem Wettbewerb vor rund drei Jahren durchgesetzt.
Zu den 46.000 bereits bestehenden Quadratmetern in den Altbauten an der Alexanderstraße und Otto-Braun-Straße sollen rund 66.000 Quadratmeter Neubau hinzukommen. Rund 250 bis 350 Millionen Euro soll das neue Quartier kosten.
Direkt angrenzend befindet sich das ehemalige Mercure-Hotel
Anstatt die Gebäude abzureißen, wird das Ensemble also derzeit aufwendig saniert und mit einem vollkommen neuen Nutzungskonzept versehen. Ähnlich könnte man auch bei einem direkt benachbarten, ehemaligen Wohnhaus verfahren, welches direkt angrenzend an der Straßenkreuzung Mollstraße / Otto-Braun-Straße steht.
Bis 2019 wurde das Gebäude von der Mercure-Gruppe als Hotel genutzt. Seitdem ist das Gebäude geschlossen, auch die Läden im Erdgeschoss haben dicht gemacht. Das in den 1970er Jahren entstandene Gebäude macht mittlerweile einen erbärmlichen Eindruck.
In dem einstigen Wohnhaus waren einmal 214 Wohnungen mit Balkon untergebracht
Dabei könnte es in Zeiten grassierender Wohnungsnot helfen. Der Bezirk Mitte würde das Gebäude gern erhalten, modernisieren und neue Wohnungen in dem Gebäude unterbringen. Es verfügt über 214 Einzimmerwohnungen mit Balkon, Küchenzeile und Bad.
Ein privater Investor, dem das Gebäude gehört, möchte allerdings den Abriss des DDR-Plattenbaus. An gleicher Stelle soll in den kommenden Jahren ein Neubau in ähnlicher Dimension entstehen.
Ein Privater Investor möchte das Gebäude aus den 1970er Jahren abreißen
Sowohl die Grünen als auch die CDU im Bezirk kritisieren das. “Angesichts des in Berlin herrschenden Mangels an Wohnraum wäre eine Nutzung des ehemaligen Hotels und eine Umwandlung in Wohnungen zu begrüßen”, sagte der CDU-Verordnete Olaf Lemke gegenüber dem Tagesspiegel.
Die Bezirkspolitiker würden das Gebäude gern in das direkt benachbarte Projekt “Haus der Statistik” miteinbeziehen. Rein optisch und auch von der Baustruktur her würde das tatsächlich passen. Denn der Zustand des ehemaligen Hauses der Statistik war vor dem begonnenen Umbau nicht besser als der jetzige Zustand des geschlossenen Mercure-Hotels.
Auf dem Grundstück soll ein reines Bürogebäude entstehen
Der in Hamburg ansässige Investor habe sich nach Angaben des Bezirks aber wenig offen für solche Planspiele gezeigt, obwohl auch das Berliner Landesdenkmalamt den geplanten Abriss kritisiert. Zudem werden im Neubau keine Wohnungen entstehen.
Geplant ist nach Bezirksangaben der Bau eines reinen Bürogebäudes. Die geplante Lobby soll von beiden Seiten aus erreichbar sein, auch ein Café soll im Erdgeschoss eingerichtet werden. Wie gut oder schlecht der geplante Neubau mit dem angrenzenden Campus des Hauses der Statistik korrespondieren wird, bleibt letztlich abzuwarten.
Für den Bezirk Mitte ist der geplante Abriss ein Ärgernis, da die Chance auf Schaffung zusätzlicher Wohnungen in Innenstadtlage damit verstreicht. Wie der geplante Neubau künftig aussehen soll, ist bislang noch nicht bekannt.
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Quellen: Der Tagesspiegel, Bezirksamt Mitte, Architektur Urbanistik Berlin
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