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Prenzlauer Berg: Vollendung der Backfabrik nach über 20 Jahren

Die historische Backfabrik in Berlin-Prenzlauer Berg, die zwischen 2000 und 2002 aufwendig saniert und modern erweitert wurde, soll ab 2027 um ein weiteres Gebäude ergänzt werden. Damit wird die ursprüngliche Planung für das Ensemble an der Prenzlauer Allee nach über 20 Jahren letztlich vollendet. 

Nach über 20 Jahren wird die Backfabrik in Berlin-Prenzlauer Berg um ein Bürogebäude ergänzt, welches einem italienischen Palazzo nachempfunden ist. Der Neubau an der Prenzlauer Allee wird die Kubatur des benachbarten Soho House aufnehmen. / © Visualisierung: R.E.M.M. Invest, Marc Kocher Architekten

© Visualisierungen: R.E.M.M. Invest, Marc Kocher Architekten
Text: Björn Leffler

 

Im Pankower Stadtteil Prenzlauer Berg herrschte eine geradezu außerordentliche Dichte an historischen Industriebauten und Gewerbehöfen. Und viele von ihnen werden oder wurden mittlerweile baulich ergänzt und zumeist mit völlig neuen Nutzungskonzepten versehen.

Ein sehr gutes Beispiel ist etwa der derzeit entstehende Bötzow Campus an der Prenzlauer Allee. Auf dem Gelände der historischen Brauerei Julius Bötzow entsteht derzeit ein moderner Medizin-, Gewerbe- und Kulturstandort.

Prenzlauer Berg: Zahlreiche historische Industriegebäude mit moderner Nutzung

Wenige Meter weiter, in der Saarbrücker Straße, wird eine weitere ehemalige Brauerei um ein modernes Bürogebäude ergänzt. Die historische Königstadtbrauerei, deren sanierte Gebäude längst vielfältig genutzt werden, wird um einen Gewerbebau nach Plänen des Büros Tchoban Voss Architekten erweitert.

Zwischen der Königstadtbrauerei und dem Bötzow Campus liegt ein weiteres Gebäudeensemble, welches bereits vor über 20 Jahren saniert, modernisiert und baulich erweitert wurde: die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete, historische Backfabrik.

Historische Backfabrik: Einst Arbeitsort für bis zu 4.000 Menschen

Mitte der 1920er Jahre arbeiteten bis zu 4.000 Menschen auf dem Areal. Errichtet hatten das Industrieensemble die Gebrüder Aschinger, als Hauptsitz ihrer Unternehmensgruppe für Erbsensuppe und “Schrippen”. Auch nach dem Krieg wurden an der Prenzlauer Allee weiter Brot- und Backwaren produziert, zwischenzeitlich für ganz Ost-Berlin.

Selbst nach der Wende wurden immerhin bis 1997 auf dem Gelände noch Backwaren produziert, bis der Standort schließlich endgültig geschlossen wurde und seit der Jahrtausendwende vom Unternehmen R.E.M.M. Invest umgebaut und modernisiert wurde.

Die “neue” Backfabrik entstand nach Plänen des Schweizer Architekten Marc Kocher

Gemeinsam mit dem Schweizer Architekten Marc Kocher wurde bis 2002 ein Gewerbequartier umgesetzt, welches heute vorwiegend von großen Tech-Unternehmen genutzt wird. Diverse Unternehmen haben in der Backfabrik mit 300 Quadratmetern Mietfläche angefangen und sind innerhalb der 2,7 Hektar großen Mietfläche zu sogenannten “Unicorns” herangewachsen, wie zum Beispiel Hello Fresh, Forto oder Adjust.

Doch die Backfabrik in ihrer heutigen Form ist ein tatsächlich unvollendetes Ensemble. Denn an der Ostseite des Ensembles, an der Prenzlauer Allee gelegen, wurde im Zuge der Erweiterungsarbeiten in den 2000er Jahren lediglich ein eingeschossiger Holzbau realisiert, obwohl es dort eine Baugenehmigung für eine Bebauung mit bis zu sechs Etagen gibt.

Die bis heute gültige Baugenehmigung soll umgesetzt werden

Diese Baugenehmigung wurde kürzlich erneuert – und soll in den kommenden Jahren, mit rund 20-jähriger Verzögerung, entsprechend umgesetzt werden. So beabsichtigt es der Immobilienentwickler R.E.M.M. Invest, der auch selbst in der Backfabrik sitzt.

Das derzeitige Holzgebäude, in dem ein Fitnessstudio untergebracht ist, soll nach Ende des dort heute noch laufenden Mietvertrages abgetragen werden, um Platz für einen Neubau zu schaffen, der das Ensemble letztlich vervollständigen wird – und ebenfalls aus der Feder von Architekt Marc Kocher stammt.

Der geplante Neubau wird das “Soho Haus” in Kubatur und Größe “spiegeln”

Unter dem bestehenden Gebäude gibt es bereits eine Tiefgarage mit mehreren Stellplätzen. Die Ausmaße des geplanten Neubaus, der in seiner Gestaltung einem italienischen Palazzo nachempfunden ist, entsprechen dem direkt angrenzenden Soho House und “spiegelt” das bekannte Eckgebäude an der Ecke Prenzlauer Allee / Torstraße gewissermaßen.

Auf dem Gelände der Backfabrik wird sich aber noch mehr tun. Neben dem geplanten Bürogebäude soll auch eine historisierend gestaltete Verbindungsbrücke mit italienischen Bögen errichtet werden, welche den Neubau mit einem bereits bestehenden Gebäude verbinden wird.

Da das Bauvorhaben eine Vollendung des Ensembles und kein alleinstehendes Projekt darstellt, soll es auch keinen neuen Namen erhalten, sondern lediglich Teil des Gewerbeensembles Backfabrik werden.

Backfabrik: Grosse Uhr an der Fassade und neue Brücke mit italienischen Bögen

Der zukünftige Haupteingang des Gebäudes soll nach Plänen der Projektentwickler nicht an der Prenzlauer Allee, sondern im Innenhof des Areals liegen, um den Hof zukünftig mit Leben zu füllen. Besonders markant wird zudem ein Glasbau in der Mitte des Gebäudes werden, der sich über sämtliche Etagen nach oben zieht.

R.E.M.M. Invest wollen mit der Vollendung der Backfabrik ganz offensichtlich kein steriles Bürogebäude errichten, sondern eine Gewerbe-Location der besonderen Art umsetzen, die sowohl mit ihrer eleganten Gestaltung als auch mit ihrem Standort unweit des Alexanderplatzes punkten möchte. Das zeigt sich unter anderem an der Tatsache, dass aus dem zukünftigen Gebäude eine Etage herausgenommen wurde, um die Deckenhöhe der verbliebenen Etagen deutlich erhöhen zu können. Somit kann ein deutlich angenehmeres Raumklima realisiert werden.

Prenzlauer Allee: Bis 2027 soll der Erweiterungsbau stehen

Am südlichen Ende der Prenzlauer Allee werden sich mit der Erweiterung der Backfabrik, die nach aktuellem Planungsstand ab 2027 realisiert werden soll, völlig neue architektonische Eindrücke entfalten.

Besonderes Highlight der zukünftigen Fassade soll im Übrigen eine große Uhr werden, die den Verkehrsteilnehmern mit dem Ziel östliche Innenstadt stets die aktuelle Stunde anzeigen wird. Auf die Umsetzung dieser ambitionierten Pläne darf man in jedem Fall gespannt sein.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Handschriftliche Skizze: So stellt sich der Schweizer Architekt Marc Kocher den künftigen Eingangsbereich des Neubaus vor. / © Marc Kocher Architekten

Die zwischen 2000 und 2002 modernisierte Backfabrik in Berlin-Prenzlauer Berg. / © Foto: Wikimedia Commons

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Quellen: Industriekultur Berlin, Marc Kocher Architekten, R.E.M.M. Invest

 

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1 Kommentar

  1. andrea Hüber Mai 7, 2024

    seit 2016 und nu ooch noch bis 2027. es ist zum kotzen mit dem baulärm, wohne hier seit 1987 ubnd es war immer ruhig, es sollte eine entschädigung für die anwohner geben, die diesen nervenklau mitmachen müssen

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