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Radbahn-Projekt in Kreuzberg: Teststrecke eröffnet am 25. April

Bereits 2015 wurde das “Projekt Radbahn” erstmals in die Öffentlichkeit gebracht. Es entstand aus einer Idee heraus, den Platz unter dem denkmalgeschützten U-Bahn-Viadukt der U1 in Berlin-Kreuzberg für einen Radweg nutzbar zu machen. Am 25. April eröffnet nun eine erste Teststrecke.

Bunt und belebt soll es werden, wenn am 25. April unter dem U1-Viadukt die erste Teststrecke des Radbahn-Projekts eröffnet wird. / © Foto: Reallabor Radbahn gemeinnützige UG

© Fotos & Visualisierungen: Reallabor Radbahn gemeinnützige UG
Text: Björn Leffler

 

Bereits 2015 wurde das “Projekt Radbahn” erstmals in die Öffentlichkeit gebracht. Es entstand aus einer Idee heraus, den Platz unter dem denkmalgeschützten U-Bahn-Viadukt für einen Radweg nutzbar zu machen.

Auch der Berliner Senat stand bislang hinter dieser Idee und schrieb schon im Jahr 2021 zwei mögliche Varianten für eine entsprechende Machbarkeitsstudie aus. Der Radweg soll am Ende den gesamten Weg zwischen Oberbaumbrücke und Kottbusser Tor umfassen.

“Radbahn-Projekt”: Erstes Testfeld eröffnet am 25. April

Während bislang noch nicht geklärt ist, wo zukünftig die Strecke des Radwegs auf der vollen Distanz verlaufen soll, wird am 25. April ein erstes Testfeld eröffnet.

Mit dem Testfeld wollen wir Menschen für lebenswerte, klimagerechte Stadträume begeistern und zeigen, was alles unter dem Hochbahn-Viadukt möglich ist“, sagt Luise Flade vom verantwortlichen Reallabor Radbahn.

“Experimente zur nachhaltigen Stadt- und Verkehrsentwicklung”

Das Reallabor Radbahn soll damit zur Umsetzung und Veranschaulichung von Experimenten zur nachhaltigen Stadt- und Verkehrsentwicklung im urbanen Raum Berlins beitragen. Wir hoffen, dass unser Projekt inspiriert und andere aus unseren Ergebnissen lernen können“, erläutert Matthias Heskamp weiter.

Auf einem 200 Meter langen Testfeld unter dem denkmalgeschützten Viadukt der U1 ist ein öffentlicher Raum entstanden, der vielfältig genutzt werden kann und soll – so wünschen es sich die Initiatoren. Im Fokus stand die nachhaltige Umgestaltung des Straßenraums.

Großflächige Entsiegelung von Flächen unter dem U1-Viadukt

Durch die großflächige Entsiegelung der ehemaligen Parknischen ist durch Bepflanzung der Seitenstreifen eine Grünfläche entstanden, die auch drängende Fragen des Klimawandels in Städten beantworten kann.

Auf anderen umgestalteten Flächen werden bauliche, technische und gestalterische Lösungen getestet: Diese reichen von Wasseraufbereitungskonzepten und Bodenbelägen über Fahrradleitsysteme, Beleuchtung und verschiedenes Stadtmobiliar bis hin zu Fahrradinfrastrukturen wie Aufstellflächen und Servicestationen.

Verschiedene Funktionen und Anwendungen auf dem Testfeld

Auch technische Angebote wie ein Luftmessgerät, eine Fahrradampel und für alle zugängiges WLAN-Angebot sollen hier getestet werden. Die Teststrecke wird also weit mehr als ein reiner Fahrradweg werden.

Bis zum 15. Juni 2024 läuft die aktive Testphase auf dem Testfeld. Bürger und Interessierte sind in diesem Zeitraum eingeladen, diesen Raum zu testen und sich anzuschauen, was dort Neues entstanden ist. Diese Phase soll begleitet und anschließend kritisch evaluiert werden.

Umfragen sollen zeigen, wie der Stadtraum angenommen wird

Mittels Umfragen soll herausgefunden werden, wie der neue Stadtraum angenommen wird und welche Angebote besonders oder kaum genutzt werden. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, den Prozess des Reallabors, der Beteiligung und die planerischen Abstimmungsprozesse aller Akteure zu evaluieren und daraus relevante Erkenntnisse aufzuzeigen.

Die Idee, den verwaisten Raum unter der U1 zu entwickeln, entstand vor fast neun Jahren, initiiert von der Denkfabrik paper planes e.V. Seit 2019 wurde das Projekt Reallabor im Rahmen der Nationalen Projekte des Städtebaus, gefördert vom Bund und Land Berlin, gemeinsam mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg umgesetzt und von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung begleitet.

Zwei Varianten für Streckenführung wurden untersucht

Bezirk und Senatsverwaltung haben bislang aber noch immer keine finale Streckenvariante für die gesamte geplante Strecke festgelegt. In einer Studie waren zwei mögliche Umsetzungsvarianten geprüft worden.

In der Variante A (Radweg in Mittellage) fahren die Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Radbahn unter dem U1-Viadukt sowie auf zusätzlichen Radverkehrsanlagen links und rechts der Fahrbahn. Diese Variante fußt auf der ursprünglichen Idee: eine Radverkehrsführung unter dem Viadukt.

In der Variante B – genannt “Mobilitäts- und Frischluftachse” – wird der Platz unter dem Viadukt und die gesamte nördliche Fahrbahnseite für den Autoverkehr gesperrt – mit Ausnahmen für den Lieferverkehr. Damit würde ein deutlich erweitertes Platzangebot für Rad- und Fußverkehr entstehen.

Komplette Strecke soll vom Kottbusser Tor bis zur Oberbaumbrücke gehen

Beide Varianten wurden in den vergangenen Jahren von der Verkehrsverwaltung untersucht. Hierbei wurde die verkehrliche Realisierbarkeit im Abschnitt vom Kottbusser Tor bis zur Oberbaumbrücke betrachtet.

Der Schwerpunkt lag bei der Analyse vor allem auf der tatsächlichen Gestaltung der Strecke und der unweigerlichen Knotenpunkte auf der geplanten Route, bei denen es zum Aufeinandertreffen verschiedener Verkehrsmittel und -ströme kommen würde.

Etwas überraschend kam die Studie des Senats im Mai 2023 zu dem Ergebnis, dass die Variante B zu bevorzugen sei. Damit würde der gesamte Fahrradverkehr auf die Straße verlegt werden. Gleichzeitig wäre damit die Ursprungsidee, die Fahrradstrecke unter dem U-Bahnviadukt einzurichten, hinfällig.

Einen Zeitplan für die Realisierung des Projekts gibt es bislang nicht

Diese vom Senat favorisierte Variante würde die Verkehrsströme nicht in Richtungen aufteilen, sondern nach Verkehrsmitteln. So würde auf einer Seite des Viadukts der Radverkehr (gemeinsam mit dem Fußverkehr) geführt werden und auf der anderen Seite der Fahrbahn der Kfz-Verkehr.

Ob und wie die Strecke nun überhaupt realisiert werden kann, ist unter Berücksichtigung der deutlich weniger fahrradorientierten Verkehrsplanung unter Senatorin Manja Schreiner (CDU) tatsächlich offen. Immerhin ist mit der erwarteten Eröffnung der Teststrecke ein erster Meilenstein erreicht.

 

Zum geplanten Programm am Eröffnungstag gelangt Ihr hier

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

So sah die ursprüngliche Idee für das Projekt “Radbahn” aus. / © Visualisierung: paper planes e.V. / Reallabor Radbahn

© Open Street Map

Weitere Projekte in Kreuzberg findet Ihr hier
Weitere Verkehrsprojekte sind hier zu finden

Quellen: Reallabor Radbahn gemeinnützige UG, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, paper planes e.V.

 

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3 Kommentare

  1. FrankTank April 19, 2024

    Die Idee ist ja gut und schön wenn hier urbaner Grünraum entsteht. Aber widerspricht sich Radweg und Begegnungsfläche (so wie in der Visualisierung gezeigt) nicht? Auch diese Optik mit den Plastiktanks und diesen (ich vermeute es sind Pflanztröge) Dingern aus Bauholz sieht dann m.E. schon arg improvisiert und minderwertig aus, wenn das Holz unbehandelt bleibt, fällt das in wenigen Jahren auseinander…

  2. nathan April 19, 2024

    Wie kannst du die Information weglassen, wo der Testlauf tatsächlich stattfindet?

  3. Franz April 19, 2024

    Wird nun ein Radweg gewonnen? Warum dann aber nur 200m? Oder geht es um öffentlichen Raum und Begrünung unter der U? Dazu brauchte es aber dieses Projektes nicht. Denn was aus ungepflegten Grünstreifen unter der U wird, kann man zwischen der U-Stationen Görlitzer Bhf und Schlesisches Tor sehen. Dort verwüstet es, aus Grün wird Sand, die Wege sind mit Taubenkot übersät und zwischendrin zelten Obdachlose oder Leute, die einfach billig zelten möchten in Berlin. So wird auf den Rest-Grünstreifen auch die Notdurft verrichtet, weil die öff Toiletten im Umfeld dauerkaputt sind. Statt für Obdachlose Wohnraum zu schaffen und den sozialpolitischen Skandal zu begrenzen bzw. Billigcamper mit Ordnungsrecht zu befassen, passiert nun also solch ein Modellprojekt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, wenn ich recht verstehe. Werden da vielleicht die Prioritäten ob der sozialpolitischen Bedarfe falsch gesetzt? Ich fürchte: JA!

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