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Berlin-Wilmersdorf: Bundesplatz soll umgestaltet werden

Am Bundesplatz, an der Grenze zwischen Wilmersdorf und Friedenau, soll der unter dem Platz verlaufende Autotunnel nach Wünschen einer Bürgerinitiative und des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf geschlossen werden, um die Aufenthaltsqualität auf dem Platz zu verbessern. Für die Umsetzung ist allerdings die Unterstützung des Senats erforderlich.

Der Bundesplatz heute. Der unter dem Platz verlaufende Autotunnel soll nach Wünschen der “Initiative Bundesplatz” geschlossen werden. / © Foto: A. Savin, Wikimedia Commons

© Fotos: Wikimedia Commons
Text: Björn Leffler

 

Der Bundesplatz in Berlin-Wilmersdorf könnte in den kommenden Jahren Schauplatz mehrerer, städtebaulicher Veränderungen werden, denn unterschiedliche Initiativen fordern eine Umgestaltung des historischen Stadtplatzes. Dabei zielen diese geplanten Umgestaltungen vor allem auf die Verkehrs-Infrastruktur ab.

Der Bundesplatz im Westen der Hauptstadt ist heute vor allem geprägt von großen Verkehrsadern, die unmittelbar über dem Platz oder direkt in seiner Nähe verlaufen. Der Platz liegt an der Grenze zwischen den Stadtteilen Wilmersdorf und Friedenau und somit auch am Übergang der Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf.

Bundesplatz in Wilmersdorf: dominiert vom lauten Durchgangsverkehr

Sowohl U- als auch S-Bahnen verkehren im gleichnamigen Bahnhof Bundesplatz, oberirdisch und unterirdisch. Zudem durchquert die breite Trasse der Stadtautobahn das Stadtareal, genauso wie die mehrspurige Bundesallee, die in einem Tunnel unter dem Platz verläuft. Der heutige Bundesplatz steht also voll und ganz im Zeichen urbaner Mobilität.

Der Platz wurde 1875 als Straßburger Platz angelegt. Auf ihm kreuzte die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Kaiserallee (heute: Bundesallee) die in West-Ost-Verbindung verlaufende Margarethenstraße (heute: Detmolder Straße und Wexstraße). Am 16. März 1888 wurde er nach dem eine Woche zuvor verstorbenen Kaiser Wilhelm I. in Kaiserplatz umbenannt.

Autobahn und Tunnel: Umbau in den 1960er Jahren am “Buddelplatz”

In den 1960er Jahren trug der Platz wegen jahrelanger Bauarbeiten den scherzhaften Beinamen „Buddelplatz“: Parallel zur Ringbahntrasse wurde die Stadtautobahn angelegt. Die Anschlussstellen 15 (Detmolder Straße) und 16 (Wexstraße) sowie 17 (Innsbrucker Platz) liegen jeweils nur wenige hundert Meter westlich bzw. östlich des heutigen Bundesplatzes.

Im Zuge des Ausbaus der Bundesallee wurde der je Fahrtrichtung der zweistreifige Tunnel unter dem Bundesplatz angelegt, der die Kreuzungen mit der Detmolder Straße und der Wexstraße sowie (etwas weiter südlich) die Einmündung des Südwestkorsos unterquert, um Autofahrern ein schnelles Durchfahren des Gebietes zu ermöglichen.

Durch die Vielzahl der sich am Platz kreuzenden Verkehrswege ist der einst urbane, angenehme Stadtplatz heute vollends durch den lauten Durchgangsverkehr dominiert. Bereits im Dezember hatten wir über einen Vorstoß des Architekturbüros delusearchitects berichtet, welches eine Umnutzung der Parkplatzflächen unter der Autobahntrasse vorschlägt.

“delusearchitects” schlägt eine Umnutzung der Flächen unter der Autobahn vor

Demnach soll unter der breiten Autobahntrasse am Eingang zum S-Bahnhof Bundesplatz ein innovativer Mobilitäts-Hub entstehen, der unterschiedliche Angebote für Sharing-Modelle und Einzelhandel bündeln und den Freiraum neu beleben soll.

Neben den Mobilitätsangeboten sollen auch Einzelhandelsflächen, unterschiedliche Sitzmöglichkeiten und die mit Rutschen bespielte Böschung die Aufenthaltsqualität an diesem Ort deutlich erhöhen. Bislang handelt es sich dabei um eine Konzeptidee, die das Büro delusearchitects eigeninitiativ entwickelt hat.

Bürgerinitiative kämpft seit 12 Jahren für Schließung des Autotunnels

Eine weitere Initiative widmet sich dem Autotunnel, der den Bundesplatz wie bereits erwähnt in Nord-Süd-Richtung unterquert. Seit rund zwölf Jahren kämpft die Initiative Bundesplatz gegen den Autotunnel, weil er ihrer Ansicht nach den Platz verschandele und in der Mitte zerschneide.

Bereits im August 2020 stimmte auch die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf mehrheitlich für die Schließung des Tunnels. Wann diese tatsächlich erfolgen soll, ist bislang aber noch nicht kommuniziert worden.

Auch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ist für die Tunnel-Schließung

Das Bezirksamt hat aber nun ein Konzept zur Aufwertung des Kiezes vorgestellt, welches mit der Bürgerinitiative abgesprochen wurde. Im ersten Schritt soll die Grünanlage in der Platzmitte um rund 1.200 Quadratmeter wachsen. In deren südwestlichem Teil ist ein Café geplant.

Die Umsetzung sei ab 2024 möglich, sagte Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger (Die Grünen) im BVV-Verkehrsausschuss. Die spangenförmigen, oberirdischen Fahrbahnen beiderseits des Tunnels sollen begradigt und leicht verschwenkt werden. Das gehe zwar auch zu Lasten der Gehwege, doch bliebe auf diesen noch genug Platz für Passanten und Außengastronomie.

Für die Umsetzung ist Unterstützung durch die Verkehrsverwaltung erforderlich

Über die geplante Schließung des Tunnels kann der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf jedoch nicht allein entscheiden. Hier ist vor allem die Senatsverkehrsverwaltung gefragt. Mit einer Machbarkeitsstudie des Senats jedoch rechnet Schruoffeneger frühestens in zwei bis drei Jahren.

Bis dahin werde die Senatsverwaltung wohl komplett ausgelastet mit der Umsetzung des geplanten Autobahn-Abrisses am Breitenbachplatz in Dahlem sein. Die Schließung des Tunnels hätte zudem ihren Preis: Obwohl die Kosten noch nicht abschließend untersucht worden seien, müsste bei Baumaßnahmen am Tunnel wohl mit einem zweistelligen Millionenbetrag gerechnet werden.

Einen Plan zur Nachnutzung für den nach einer Stilllegung eventuell entstehenden Hohlraum gibt es bislang noch nicht, der Bezirk möchte hier einen Schritt nach dem anderen machen. Immerhin: Das Wohlwollen der von Bettina Jarasch (Die Grünen) geführten Verkehrsverwaltung hat das Projekt, da Jarasch selbst die Reduzierung übermäßiger Auto-Infrastrukturen vorantreibt.

Bundesplatz: CDU und FDP sehen noch viele offene Fragen zum Vorhaben

Kritik an der ersten Ausbaustufe äußerte Karsten Sell von der CDU-Fraktion im Bezirk. Das Pflanzen von Bäumen würde keine wirkliche Verbesserung bringen, weil der störende Verkehrslärm noch immer zu präsent wäre. Er sagt: “Es wäre mir weiter zu laut.” Schruoffeneger bewertete die geplante Anpassung der Bepflanzung aber als wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg zur Umgestaltung des Platzes.

Tobias Bergmann von der FDP-Fraktion fragte hingegen, ob es Erkenntnisse gebe, welche Auswirkungen das Aus des Tunnels auf den Verkehrsfluss der anderen Straßen hätte. Laut Bezirk wurde dies noch nicht untersucht. Es gibt in den kommenden Jahren am Bundesplatz also noch einige Fragen zu klären, bis die Schließung des Tunndes tatsächlich umgesetzt werden kann.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Aufnahme aus dem Jahr 1912: So sah der einstige Kaiserplatz vor über 100 Jahren aus. / © Foto: Wikimedia Commons

Mobility Hub am Bundesplatz: So stellt sich das Büro delusearchitects die zukünftige Gestaltung unter der massiven Autobahntrasse der Stadtautobahn vor. So soll der heute unwirtliche und dunkle Ort wieder nutzbar und angenehmer werden. / © Visualisierung: delusearchitects

Weitere Projekte in Wilmersdorf findet Ihr hier

Quellen: Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, Wikipedia, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

 

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3 Kommentare

  1. Sergio Januar 11, 2023

    Auch den AdenauerPlatz untertunneln und zum Parkplatz machen, und dies tut auch Parkplätze für Autos, also von dort aus den öffentlichen Nahverkehr nutzen, Transferzentrum

  2. Lucas Januar 13, 2023

    Wirklich absoluter Schwachsinn.
    Die Bundesallee wird vom Kudamm bis Steglitz genutzt NordSüd.
    Das würde ein absolutes Verkehrschaos bedeuten. Zudem wer setzt sich in die Grünanlagen wenn 100m weiter die A100 ist…oder soll die gleich mit abgerissen werden?

  3. Chris September 21, 2023

    Guter Vorschlag Lucas.
    Diese riesigen Magistralen zerstören die Aufenthalts – und Wohnqualität in den Bezirken drum rum entscheidend.
    Sowieso absurd eine Autobahn durch das Herz der westlichen Innenstadt zu bauen ohne überhaupt über Lärmschutz nachzudenken… Und am Bundesplatz merkt man es besonders, einst ein wunderschöner Platz (wenn man mit der U-Bahn fährt, sieht man die alten Bilder in den Aufgängen), der mittlerweile nur noch den Charme einer Mittelinsel einer Kreuzung hat..

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