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Kreuzberg autofrei: Lausitzer Platz wird entsiegelt und umgestaltet

Die Umgestaltung des Lausitzer Platzes in Berlin-Kreuzberg ist in vollem Gange. Neben der Verkehrsberuhigung des Areals werden derzeit auch einstige Parkplätze entsiegelt und sollen bepflanzt werden. Im Kiez wird das Projekt jedoch sehr ambivalent bewertet. Auch die historische Emmauskirche wird derzeit saniert und ausgebaut.

Der Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg ist zu einer verkehrsberuhigten Zone umgebaut worden. Das Projekt löst im Kiez jedoch unterschiedliche Reaktionen aus. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Text und Fotos: Björn Leffler

 

Um die Um- und Neugestaltung des Lausitzer Platzes in Berlin-Kreuzberg hat es jahrelange und intensive Diskussionen zwischen Bezirkspolitikern und den im Kiez lebenden Bewohnerinnen und Bewohnern gegeben.

Ein Antrag der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg war bereits Anfang 2019 gestellt worden. Ziel des Antrags war die Umwandlung des Lausitzer Platzes in eine reine Fußgängerzone.

Lausitzer Platz: 2020 wurde Umgestaltung in eine Fußgängerzone beschlossen

Im Sommer 2020 beschlossen die Bezirksverordneten schließlich den Antrag „Widmung von Straßenzügen zu vier Fußgängerzonen“ im gesamten Bezirk. Eine dieser Fußgängerzonen war der Lausitzer Platz. Wie die konkrete Umsetzung aussehen sollte, wurde anschließend in einem öffentlichen Beteiligungsverfahren diskutiert.

Die dreiteilige Beteiligungsphase konnte schließlich Ende September 2022 abgeschlossen werden. Anwohner, Bürgerinitiativen, Gewerbetreibende und die ansässige Heinrich-Zille-Grundschule konnten ihre Meinungen für eine optimale Umgestaltung des Areals einbringen. Dennoch bemängelten viele Teilnehmer, dass wichtige Details ungeklärt blieben.

Annika Gerold (Grüne): Berücksichtigung aller Interessen ist maßgeblich

Neben der Grundschule befinden sich am Lausitzer Platz auch zwei Bolzplätze, eine Kita sowie ein Spielplatz. Verkehrsstadträtin Annika Gerold (Die Grünen), äußerte sich gegenüber der Berliner Woche wie folgt zum Projekt: “Ein solches Projekt bietet viel Potenzial, muss aber auch gleichzeitig viele Interessen berücksichtigen.

Vor allem bei Autofahrern hatten die Pläne für großen Unmut gesorgt. Vor allem fehlende Parkplätze und das Problem, Einkäufe nicht bis zur Wohnung transportieren zu können, wurden heftig kritisiert.

Lausitzer Platz: Versenkbare Bodenpoller und Entsiegelung von Flächen

Mittlerweile wurden auf dem Platz versenkbare Bodenpoller installiert, die an bestimmten Tageszeiten eine Zufahrt auf den Platz ermöglichen. Gleichzeitig wurden Flächen, die vormals als Parkplätze genutzt wurden, entsiegelt.

Diese entsiegelten Flächen sollen neu bepflanzt werden und vor allem die Aufenthaltsqualität am Lausitzer Platz steigern. Während derzeit noch ein weiteres Bürgerbeteiligungsverfahren läuft, um die letzten ausstehenden Fragen zur Umgestaltung des Platzes zu klären, wurden erste Maßnahmen also bereits baulich umgesetzt.

Zu schnelle Radfahrer sorgen derzeit für Ärger bei Anwohnern

Wer den Platz derzeit besucht, findet einen deutlich verkehrs- und auch lärmberuhigten Stadtplatz vor, dem man allerdings an einigen Stellen durchaus ansieht, dass die letzten Investitionen in die Infrastruktur bereits einige Jahre her sind.

Obwohl der Platz nun vom Autoverkehr befreit worden ist, wird von vielen Anwohnern aber das zu schnelle Fahren von Radfahrern kritisiert, denn schließlich sind am Lausitzer Platz noch immer vorwiegend Familien mit Kindern unterwegs.

Künftig sollen also auch die Fahrradfahrer stärker in die Pflicht genommen werden, die verkehrsberuhigte Zone auch zu respektieren. Es gibt jedoch noch weitere Konfliktpunkte. Einige Anwohner fürchten durch den Bau von Bänken und Sitzmöglichkeiten großen Lärm durch Jugendliche, der bis in die Nacht anhält.

Auch die Emmauskirche wird für zwei Jahre saniert und umgebaut

Auch die Emmauskirche, zentrales Bauwerk des Lausitzer Platzes, wird derzeit saniert. Vor allem der Turm der Kirche muss instandgesetzt werden, da feuchte Stellen im Mauerwerk behandelt werden und Sicherungsmaßnahmen am Dach notwendig sind.

Bei den Bauarbeiten mit eingeschlossen sind Pläne für den zweiten Stock der Kirche. Dort wird ein Saal erweitert und eine ehemalige Pfarrerwohnung umgewandelt. Am Ende sollen Büroflächen entstehen, die für gemeinnützige Mieter vorgesehen sind.

Emmauskirche: Erbaut bis 1893, nach dem Krieg mehrfach umgebaut

Die historische Emmauskirche wurde nach Plänen und unter Leitung von August Orth von 1890 bis 1893 am Lausitzer Platz errichtet. Der Sakralbau bildete mit dem gegenüberliegenden, ebenfalls von August Orth geplanten Görlitzer Bahnhof ein Bauensemble.

Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirchenschiff wurde abgetragen, ebenso die Annexe des Kirchturms. Ende der 1950er Jahre wurde ein neues, modern konzipiertes Kirchenschiff neu gebaut. Von 1990 bis 1995 wurde nach Plänen von Wulf Eichstädt der Kirchturm für Gemeindeaktivitäten, Büros und eine Pfarrdienstwohnung umgebaut.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Aus ehemaligen Parkplätzen sind entsiegelte Flächen geworden, die neu bepflanzt werden sollen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Auch die Emmauskirche, zentrales Bauwerk am Lausitzer Platz, wird derzeit saniert und baulich erweitert. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Berliner Woche, Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Wikipedia

 

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2 Kommentare

  1. nathan April 13, 2023

    es erstaunt mich immer wieder, wie sehr sich Menschen, die in der Stadt leben wollen, über Lärm aufregen. Sollen wir alle Bänke überall entfernen, damit sich niemand hinsetzen und versammeln kann, um – Gott bewahre – gelegentlich zu viel Lärm zu machen? Diese Leute wohnen direkt neben der Hochbahn, die die ganze Nacht fährt. Zieht aus der Stadt, wenn ihr Ruhe haben wollt. Punkt.

  2. Freddy Juni 28, 2023

    Für wen sollen die ganzen Fußgängerzonen sein, es sind keine Parks, es sind keine Geschäftstrassen, es bleiben Hitzespots und sind auch keine Versickerungsflächen und jeder der nicht mehr gut zu Fuss ist,kann dort nicht mehr leben. Für Handwerker und Dienstleister, auch Pflegedienste der blanke Horror. Kann ja alles an Touristen vermietet werden. Platz für Schulen und Kindergärten, Fehlanzeige zu laut.
    Und das alles auf pump finanziert. Einwohnerbefragung und Beachtung von Gewerbe und geschäften nicht erwünscht – die sind ja jeden Tag im realen Leben und schaffen bis man ihnen die Infrastruktur und Kunden entfernt …schon Mal überlegt, das Verkehr reduziert wird, wenn Wohnen und Arbeitsplätze in einem Viertel möglich sind?

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