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Mut zur Olympia-Bewerbung: Berlin verdient Millionen mit Sport-Events

Die Einnahmen, die Berlin durch die Austragung nationaler und internationaler Sportveranstaltungen jährlich erlöst, sind ein wahrer Segen für die Kassen der Stadt – und natürlich für die Berliner Wirtschaft. Umso wichtiger ist es nun, Begeisterung für eine Olympia-Bewerbung zu wecken, von der letztlich die ganze Stadt profitieren würde, meint unser Autor Wolfgang Leffler. 

Das Berliner Olympiastadion als Austragungsort internationaler Sportevents, wie hier beim Champions League Finale 2015 zwischen Juventus Turin und dem FC Barcelona. / © Foto: depositphotos.com

© Fotos: depositphotos.com

Ein Kommentar von Wolfgang Leffler

Das DFB-Pokal-Achtelfinalspiel des Berliner Zweitligisten Hertha BSC gegen den Hamburger SV am vergangenen Mittwochabend im Olympiastadion vor knapp 60.000 Besuchern hat wieder einmal gezeigt, was in Berlin möglich ist, wenn anspruchsvolle Sportevents einen entsprechenden Rahmen bekommen.

Hertha BSC, derzeit auf finanziellem Konsolidierungskurs, werden sowohl die anteiligen Erlöse aus den Zuschauereinnahmen und die knapp 1,7 Millionen Euro für das Erreichen des DFB-Pokal-Viertelfinals einen willkommene Zusatzeinnahmen in die klammen Vereinskasse spülen.

Sportevents in der deutschen Hauptstadt: Ein finanzieller Segen

So wie im Fall von Hertha BSC verhält es sich auch mit den großen Sportevents in der deutschen Hauptstadt. Als plakative Beispiele seien die in diesem Jahr in Berlin ausgetragenen Special Olympic World Games, das jährlich ausgetragene DFB-Pokalfinale oder der international renommierte Berlin-Marathon genannt.

Obwohl solche Großveranstaltungen das Berliner Nahverkehrsnetz stets arg strapazieren und viele Berliner sich von den Zuschauermengen bedrängt fühlen, spülen diese Sportevents jährlich hohe dreistelligen Millionenbeträge auf die Haben-Seite der Konten des Berliner Senats.

Unerwartet hohe Rendite durch Berliner Sportveranstaltungen

Die wirtschaftlichen Nachbetrachtungen zu diesen Veranstaltungen ergaben eine unerwartet hohe Rendite, weitaus höher als ursprünglich veranschlagt. Allein bei den Special Olympics mit über 300.000 Besuchern, die geschätzte 25.000 Übernachtungen in der Stadt und der angrenzenden nahen Region buchten, lag die Wertschöpfung im unteren dreistelligen Millionenbereich.

Gastronomie und Hotellerie klatschen kräftig in die Hände, ebenso beim jährlich stattfindenden DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion. In diesem Jahr wird das Olympiastadion zum 38.Mal Austragungsstätte dieses nationalen Fußball-Pokalwettbewerbs sein und mit erwarteten 74.000 Zuschauern bedeutet das für Berlin eine kalkulierte Wertschöpfung von rund 50 Millionen Euro.

Auch der populäre Berlin-Marathon brint der Stadt jedes Jahr viel Geld ein

Der bereits angesprochenen Berlin-Marathon, eine der bedeutendsten Laufveranstaltungen weltweit, welcher der deutschen Hauptstadt eine Menge an positivem Image und Wertschätzung aufgrund der nahezu perfekten Organisation und der ständig zunehmenden Teilnehmerzahl eingebracht hat, liegt bei der Wertschöpfung noch über den bei den Special Olympics genannten Zahlen.

In Zahlen: Die Stadtrendite für den Berlin-Marathon liegt nach Angaben der Berliner Morgenpost zwischen 380 und 400 Millionen Euro, die Gesamtwertschöpfung der Special Olympics lag bei gut 255 Millionen Euro. Im kommenden Jahr steht mit der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Berlin ein weiteres, höchst lukratives Sport-Event im Programmkalender.

Und nun wagt der Berliner Senat den lang erwarteten Vorstoß und wirft den Fehdehandschuh in den Ring für eine offizielle Bewerbung für Olympische Spiele in Berlin in den Jahren 2036 oder 2040. In einem ‚Memorandum of Understanding‘ formulierte der Senat die Berliner Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele.

Eine folgerichtige Entscheidung: Berlins Olympiabewerbung

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner nannte die Bewerbung eine “Riesenchance“, um Berlin als Sportmetropole weiter zu entwickeln, aber auch für die Stadt an sich, die vorhandenen Probleme in der Stadt hinsichtlich der Infrastruktur und der Wohnungsnot anzugehen.

Auch Innensenatorin Iris Spranger wies auf den volkswirtschaftlichen Mehrwert für die Stadt hin, denn was die vorhandenen Sportstätten angeht, sei man gut aufgestellt, da kaum neue Sportstätten gebaut werden müssten. Dies sollte man allerdings noch etwas konkretisieren, denn, sollte Berlin tatsächlich den Zuschlag erhalten, wären durchaus noch Investitionen in neue oder temporäre Sportstätten und die Modernisierung der vorhandenen Wettkampfarenen notwendig.

Olympia-Bewerbung: Breitensport kann deutlich profitieren

Unumstritten ergibt sich allerdings bei einer erfolgreichen Bewerbung die Chance, dass der Breitensport an Bedeutung gewinnt. Dies bezieht sich nicht nur auf die Sportstätten, sondern auch auf die Aufmerksamkeit für den Sport im nationalen Rahmen und die Motivation der sportbegeisterten Menschen, sich beruflich oder ehrenamtlich für den Sport zu engagieren.

Fakt ist jedenfalls, dass Berlin in vielerlei Hinsicht von einem Zuschlag profitieren würde, nicht nur was die Infrastruktur betrifft, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht, denn Handel, Gastronomie und Hotellerie würden große Umsatzsprünge machen.

In Paris werden im kommenden Jahr 150.000 zusätzliche Arbeitsplätze erwartet

Für Paris zum Beispiel als Austragungsort der Olympischen Spiele im nächsten Jahr erwartet man etwa 150.000 neue Arbeitsplätze und einen Auftragsboom für kleine und mittlere Unternehmen; diesen Effekt könnte man auch in Berlin erzielen.

Rückblickend auf die letzte Olympiabewerbung Berlins 1993 für die Austragung der Spiele im Jahr 2000 sind naturgemäß Widerstände und Gegenbewegungen zu erwarten. Die Oppositionsparteien Die Grünen und Die Linke stehen einer Bewerbung ablehnend gegenüber, ebenso die Grüne Jugend und die Jusos.

Eigentlich schon erstaunlich, angesichts der sich im Sinkflug befindlichen Umfragewerte. Sollte man nicht darüber nachdenken, was man für das Land und die Stadt tun könnte, um mehr Wähler für sich zu gewinnen und den politischen Gestaltungswillen klar zu dokumentieren?

Linke, Grüne und Jusos sind traditionell gegen eine Olympia-Bewerbung

Wahrscheinlich haben diese Gruppen noch nicht registriert, dass man mit einer Verweigerungshaltung zu großen internationalen Sportveranstaltungen sowohl den Fortschritt als auch die wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadt hemmt.

Es geht jetzt für den Berliner Senat darum, die Berliner Bevölkerung dahingehend zu motivieren, eine Olympia-Bewerbung für die Stadt als positives Zeichen zu klassifizieren, um gemeinsam die Infrastruktur, die Wirtschaft und den Imagezuwachs für Berlin voran zu bringen. Denn davon werden letztlich alle profitieren.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Eröffnungsfeier der Special Olympics World Games 2023 im Berliner Olympiastadion. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

Weitere Sportprojekte sind hier zu finden

Quellen: Landessportbund Berlin, Olympiastadion Berlin GmbH, Hertha BSC, 1. FC Union Berlin, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Kicker, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Stadionwelt, GOOLAZO BERLIN, Pro Sieben, UEFA, RBB

 

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2 Kommentare

  1. Globetrotter Dezember 11, 2023

    “Wahrscheinlich haben diese Gruppen [Linke, Grüne, JuSos] noch nicht registriert, dass man mit einer Verweigerungshaltung zu großen internationalen Sportveranstaltungen sowohl den Fortschritt als auch die wirtschaftliche Entwicklung der Hauptstadt hemmt.”
    LOL

    Olympia bringt doch dem einzelnen Berliner Normalo GAR NICHTS!
    Da verdienen ein paar Baulöwen und Sport-Manager Millionen und der Rest hat Stress, Stau und höhere Mieten.

    Wieso um Herrgottswillen sollten Berliner gerade für Olympia sein???
    Das ist die totale Verarsche!
    Und dabei spreche ich noch gar nicht von der Korruption im IOC…

  2. Brandenburg Dezember 12, 2023

    Zitat: “Unumstritten ergibt sich allerdings bei einer erfolgreichen Bewerbung die Chance, dass der Breitensport an Bedeutung gewinnt. Dies bezieht sich nicht nur auf die Sportstätten, sondern auch auf die Aufmerksamkeit für den Sport im nationalen Rahmen und die Motivation der sportbegeisterten Menschen, sich beruflich oder ehrenamtlich für den Sport zu engagieren.”

    Kaum etwas ist in Berlin so mutlos wie die Lobby für den Breitensport. Wahrscheinlich kennen Sie sich im Sport nicht so aus, sonst würden sie die obigen Zeilen nicht schreiben. Der Breitensport liegt danieder. Die Sportstättensituation ist seit Jahren bodenlos. Zu wenig Plätze, schimmlige Umkleiden, Legionellen in den Duschen, riesige Wartelisten bei vielen Vereinen… Und nun kommen Sie mit der Mär, ausgerechnet Olympia würde daran etwas ändern. Warum sollte es?

    Für Olympia wird in Stätten des Spitzensports investiert. So rühmte sich LSB-Chef Härtel jüngst, man würde nun das Sportforum in Hohenschönhausen auf Drittligatauglichkeit umbauen. 3. Liga im Fußball heißt Profifußball. Und sonst wird niemand in dem neuen Tempel spielen. Ein weiteres Millionengrab ist der Jahnsportpark, der ein halbes Jahr nach Special Olympics immer noch weit von der Fertigstellung entfernt ist – und das noch lange bleiben wird.

    2036 ist vom hochkorrupten IOC, dem die Kriegsopfer in der Urkaine schlicht egal sind, längst an Indien vergeben worden. Die Saudis werden das Geld bereitstellen, Baugenehmigungen werden dort im Gegensatz zu Berlin kein Problem sein. Wie sollte es die Berliner Verwaltung auch schaffen, innerhalb von 12 Jahren eine Baufertigstellung zu garantieren?

    Es ist Ihre Meinung, ob Sie für oder gegen Olympia sind. Wir leben in einer freien Stadt, auch wenn viele internationale Sportfunktionäre daran nichts Gutes finden, auch Deutsche darunter. Sie sollten aber ein wenig mehr Realität in Ihren Text und in Ihre Berechnungen einfließen lassen. Letztlich ist es egal, denn natürlich wird die Berliner Bewerbung scheitern, bevor sie begonnen hat. Schade nur um die Steuergelder, die für die Bewerbungsvorbereitungen verschwendet werden.

    Hoffen wir, dass für die von Ihnen zitierten Ehrenamtler wenigstens noch genug Geld für ein paar nutzlose Urkunden übrig bleibt. Über wirklich bessere Bedingungen in ihren Sportanlagen, würden sie sich sicher mehr freuen.

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