Auf dem Gelände des Parks am Nordbahnhof, auf dem sich auch ein Hochseilgarten und insgesamt 50 Beachvolleyball-Felder befinden, plant die Deutsche Bahn womöglich den Bau eines neuen Rangierbahnhofs. Dieser wird nötig, um den geplanten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin und Brandenburg zu gewährleisten. Die beliebten Freiflächen zwischen Mitte, Wedding und Prenzlauer Berg würden im Zuge eines Umbaus aber größtenteils verloren gehen.

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© übrige Fotos: Celine Hellriegel, Björn Leffler
Text: Björn Leffler

 

Das Viertel rund um den Berliner Nordbahnhof hat aufgrund seiner ganz besonderen Lage – als ehemaliger Grenzbahnhof und mitten zwischen den Stadtteilen Wedding, Mitte und Prenzlauer Berg gelegen – eine spannende, städtebauliche Entwicklung erlebt.

Der heutige Nordbahnhof ist eigentlich Teil des einstigen “Stettiner Vorortbahnhofs”, der selbst aber nur bis 1936 betrieben wurde. Aus dieser Zeit jedoch stammt der unterirdische S-Bahnhof, der heute von der Berliner S-Bahn genutzt wird. Der Tunnelbahnhof war während des Bestehens der Berliner Mauer jedoch für den Personenverkehr gesperrt und wurde zu einem sogenannten „Geisterbahnhof“, den die Züge ohne Halt durchfuhren.

wechselhafte Geschichte: Nordbahnhof zwischen Mitte, Wedding und Prenzlberg

Das zugehörige, historische Empfangsgebäude, 1924 errichtet, ist heute Teil des direkt neben dem Gebäude entstandenen Gewerbe- und Büroprojekts “Stettiner Carré”, benannt nach dem einstigen Bahnhof. Das Gebäude wurde 2011 denkmalgerecht saniert und wird heute als Gewerbefläche genutzt, nicht mehr als Empfangsgebäude.

Historische und moderne Architektur prallen hier am Nordbahnhof genauso aufeinander wie die Grenzen der drei Stadtteile Wedding, Mitte und Prenzlauer Berg. Der Nordbahnhof ist Ausgangs- oder Endpunkt (je nachdem) einer der populärsten Mauergedenkstätten Berlins, der Bernauer Straße.

Nordbahnhof: Mauer-Gedenkstätte, Hochseilgarten und Beachvolleyball

Neben den historischen Bahnhofsgebäuden wird auch die deutsch-deutsche Teilungsgeschichte im Umfeld des Nordbahnhofs  anschaulich erlebbar gemacht. Ein Ort, der von vielen Gästen der Stadt, aber auch von den Anwohnerinnen und Anwohnern intensiv besucht und genutzt wird und sich großer Beliebtheit erfreut.

Besonders beliebt ist das unweit des Bahnhofs entstandene Freizeitareal, welches bis 2006 fertiggestellt wurde. Hier gibt es die Grünfläche “Park am Nordbahnhof”, einen populären Hochseilgarten (“Mount Mitte”) und ein rund 50 Felder umfassendes Beachvolleyball-Areal, welches vor allem in den Sommermonaten sehr gut ausgelastet ist.

Deutsche Bahn: Planungen für den Bau eines Rangierbahnhofs

Nun aber gibt es Überlegungen der Deutschen Bahn, das Areal mitsamt dem “Beach Mitte” neu zu entwickeln und demzufolge auch zu überbauen. Denn in den kommenden Jahren will die Bahn die Verbindungen des Nahverkehrs in und um Berlin massiv ausbauen.

Im Zuge des Infrastrukturprojektes i2030, für das sich die Länder Berlin und Brandenburg mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und der Deutschen Bahn zusammengeschlossen haben, sollen in der Metropolregion mehrere Bahnprojekte realisiert werden.

Mehrere Standorte für neue Rangierbahnhöfe in Berlin festgelegt

Eines dieser Vorhaben ist etwa die Reaktivierung der historischen Siemensbahn in Berlin-Spandau. Um diese Projekte realisieren zu können, muss die Bahn innerhalb des Stadtgebiets mehrere Abstell- und Zugbildungsanlagen errichten.

Dies sollen kleine Rangierbahnhöfe werden, die vor allem für die Zusammenstellung und Reinigung der S-Bahnzüge benötigt werden. Mehrere Standorte wurden für den Bau dieser Rangierbahnhöfe festgelegt. So sind Projekte in Frohnau, Waidmannslust sowie am Westhafen geplant.

Einige Beachvolleyball-Felder könnten auf das Dach der Bahnhofshalle ziehen

Auch am Nordbahnhof soll nach aktuellem Planungsstand eine solche Anlage entstehen, und zwar genau dort, wo heute noch Beachvolleyball gespielt wird. Wie die Umsetzung eines solchen Projekts aussehen könnte, wird in Bahn-Foren derzeit intensiv diskutiert.

Die historischen und teilweise noch vorhandenen Gleise, die aus dem Tunnel herausführen und bis 1984 in Betrieb waren, müssten in einem ersten Schritt saniert werden. Zusätzlich müssten noch neue Gleise gebaut werden.

Nordbahnhof: Gleise müssten modernisiert und neu gebaut werden

Laut Tagesspiegel zeigt eine Simulation aus einer Machbarkeitsstudie der Bahn eine Halle, die über den Gleisen errichtet werden soll. So könnte immerhin ein Teil der Sportplätze auf das begrünte Hallendach verlegt werden.

Ein offizielles Statement der Deutschen Bahn gibt es allerdings noch nicht, so bleibt das Vorhaben derzeit noch Spekulation. Dennoch wäre ein solches Projekt ein tiefgreifender Einschnitt in den Stadtraum rund um den Nordbahnhof.

Park am Nordbahnhof: Eine Bebauung des Areals wird seit Jahren diskutiert

Zudem würden liebgewonnene Grün- und Freizeitflächen wegfallen, wenn der Bau der Gleisanlage tatsächlich kommt. Gänzlich neu sind die Pläne allerdings nicht. Dass die Deutsche Bahn die vorhandenen Flächen neu entwickeln möchte, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert.

So haben die Betreiber des “Beach Mitte” sowie des “Mount Mitte” auch nur kurzfristige Mietverträge, die bislang aber immer verlängert wurden. Der Bedarf am Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist nicht nur unbestritten, sondern wird von vielen Bewohnerinnen und Bewohnern zunehmend eingefordert.

Der massive Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs hat seinen Preis

Am Nordbahnhof wird nun sichtbar, was ein solcher Ausbau auch bedeuten kann, nämlich die Umnutzung von bisherigen Freiflächen für den Bau neuer Gleise und Rangieranlagen. Einen konkreten Zeitplan gibt es hingegen noch nicht.

Das letzte Projekt, was bislang am Nordbahnhof fertiggestellt worden ist, ist ein sechsstöckiges Wohnhaus, welches vom Unternehmen ARB Investment errichtet worden ist. Im Neubau sind insgesamt 85 Mietwohnungen, Büros, Restaurants, kleinere Läden sowie ein großer Bio-Supermarkt entstanden. Die Umgebung für die neu eingezogenen Mieterinnen und Mieter könnte sich in den kommenden Jahren stark verändern.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

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Quellen: Deutsche Bahn, der Tagesspiegel

 

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One Comment

  1. Aro Kuhrt 23. Juni 2023 at 19:08 - Reply

    “Die beliebten Freiflächen zwischen Mitte, Wedding und Prenzlauer Berg” ist falsch. Der Prenzlauer Berg beginnt am Mauerpark, also rund einen Kilometer weiter östlich. Auf einen entsprechenden Hinweis von mir per E-Mail wurde leider bis heute nicht reagiert. :-(

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