Als größte Einzelinvestition der Konzerngeschichte plant Siemens die Errichtung des Innovationsstandorts “Siemensstadt²” bis zum Jahr 2030. Zur Erschließung des neuen Quartiers soll die Siemensbahn auf dem historischen Streckenverlauf bis zur Eröffnung des neuen Stadtteils wieder fahren. Nun wird bereits eine Verlängerung der Strecke bis nach Hakenfelde geprüft.
© Visualisierungen: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg
Die Entwicklung des Siemensstadt-Areals in Berlin-Spandau, in die der Siemens-Konzern 600 Mio. Euro investieren wird, gehört zu den spannendsten und vor allem größten Entwicklungsprojekten der 2020er Jahre in Berlin. Auf dem etwa 70 Hektar großen Areal werden Siemens und das Land Berlin gemeinsam ein völlig neues Stadtviertel begründen.
Freiflächen und Gebäude für Wohnen, Arbeiten und Forschen sollen hier ein attraktives Stadtareal aus der Taufe heben und dabei neuen, öffentlichen Raum schaffen. Denn das Gebiet, auf dem dieses großformatige Projekt umgesetzt werden soll, ist der Öffentlichkeit heute nicht zugänglich. Allein 10.000 Wohnungen sollen auf dem Gelände entstehen.
„Siemensbahn“: Infrastrukturelle Anbindung der „Siemensstadt²“
Mit der Entwicklung einher geht natürlich auch die infrastrukturelle Anbindung des Areals. Die Vernetzung des neuen Stadtviertels mit dem öffentlichen Nahverkehr soll über die Reaktivierung der 1980 eingestellten „Siemensbahn“ erreicht werden. Ziel ist es, diese S-Bahn-Linie bis zum Ende der 2020er Jahre in den produktiven Betrieb zu überführen.
Die von 1927 bis 1929 erbaute „Siemensbahn“ verlief auf einer Länge von viereinhalb Kilometern von Jungfernheide bis Gartenfeld. Die Strecke erschloss dabei die Siemensstadt auf dem Schienenweg. Seit einem Eisenbahnerstreik im September 1980 ist sie außer Betrieb.
Zehn Kilometer neue Gleise, neue Brücken über die Spree
Für die Reaktivierung der Strecke ist das Land Berlin gefordert. Die alte und neue Strecke soll die neu entstehende „Siemensstadt²“ und weitere Wohnviertel, wie etwa das neu entstehende Quartier auf der Insel Gartenfeld, an den S-Bahnhof Jungfernheide und damit an den S-Bahn-Ring anbinden.
Für die Reaktivierung der „Siemensbahn“ müssen rund zehn Kilometer Gleise verlegt und neue Weichen eingebaut werden. Auch die Spree wird auf der Strecke zweimal überquert, sodass Brücken-Neubauten entstehen werden. Außerdem ist die Installation neuer Signaltechnik notwendig. Die historischen Stationen Gartenfeld, Wernerwerk und Siemensstadt sollen wieder in Betrieb genommen werden, was eine Sanierung und Modernisierung der Bahnhöfe erforderlich macht.
Machbarkeitsstudie: Verlängerung der Linie bis Hakenfelde
Neben der Erschließung der neuen Siemensstadt bietet die Reaktivierung dieser S-Bahnlinie auch eine schnellere Anbindung zum Berliner Hauptbahnhof und zum Flughafen BER. Eine weitere Machbarkeitsstudie untersucht derzeit eine mögliche Verlängerung der Strecke bis zum Stadtteil Hakenfelde.
Schon im vergangenen Jahr hatte eine Analyse bestätigt, dass eine Weiterführung der Linie über den bisher geplanten Endbahnhof Gartenfeld hinaus grundsätzlich möglich ist. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hat in den vergangenen Monaten drei mögliche Varianten erarbeitet und diese kürzlich der Öffentlichkeit präsentiert.
Drei mögliche Varianten für Streckenverlängerung
So gibt es eine nördliche Variante, die wohl die meisten Realisierungsmöglichkeiten bietet. Sie könnte teilweise oberirdisch, unterirdisch sowie als Hochbahn geführt werden Bei dieser Option würde die Siemensbahn die Insel Gartenfeld queren – je nach Version unter- oder oberirdisch – und nordwestlich davon, im Bereich der Kreuzung An den Rohrbruchwiesen/Am Havelgarten, halten.
Anschließend ginge die Streckenführung weiter über die Havel oder unter ihr hindurch und danach zur zweiten neuen Station in Hakenfelde im Bereich der Kreuzung Hakenfelder Straße/Streitstraße. Zwei weitere Varianten, die südlich dieser Streckenvariante verlaufen würden, wären ausschließlich unterirdisch realisierbar, aufgrund bestehender und geplanter Bebauungen.
Klar ist auch, ohne dass es bereits Kostenschätzungen gibt, dass ein oberirdischer Streckenbau deutlich günstiger wäre als die Errichtung einer unterirdischen Trasse mittels einer Tunnelbohrmaschine, wie es beim Weiterbau der U-Bahnlinie U5 umgesetzt wurde.
Entscheidung über Umsetzung des Projekts soll Ende 2022 fallen
Für alle drei Varianten soll es laut VBB möglich sein, sie noch weiter in Richtung Westen, also bis zum Falkenhagener Feld, zu verlängern. Dort gäbe es einen Anschluss an die Bötzowbahn. Hierzu gibt es bislang aber keine genaueren Untersuchungen.
Eine endgültige Entscheidung darüber, ob die Weiterführung der bisher geplanten „Siemensbahn“-Strecke weiterverfolgt werden soll, hängt auch von den Ergebnissen der Machbarkeitsuntersuchung für eine neue Straßenbahn-Verbindung von der Paulsternstraße bis zum Rathaus Spandau.
Derzeit wird damit gerechnet, dass Ende des Jahres eine Entscheidung darüber fallen wird, welche dieser Infrastrukturprojekte in Spandau tatsächlich realisiert werden sollen. Unabhängig davon aber ist die Reaktivierung der „Siemensbahn“ zumindest bis nach Gartenfeld bereits beschlossen und wird derzeit verkehrsplanerisch vorangetrieben.
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