Parallel zur Sonnenallee soll in Berlin-Neukölln eine über zwei Kilometer lange, reine Fahrradstraße entstehen. Der erste Teil des Projekts soll bereits Ende 2021 fertig sein.

Vorfahrt für Fahrradfahrer*innen: In der Neuköllner Weserstraße soll der Autoverkehr zukünftig nur noch in Ausnahmefällen gestattet sein

 

Vom beliebten Reuterkiez im Norden Neuköllns bis zum S-Bahnhof Sonnenallee sollen Radfahrende zukünftig auf einer eigenen Fahrradstraße fahren können, befreit vom Autoverkehr.

Realisiert wird das Projekt in der Weserstraße, die parallel zur viel befahrenen Sonnenallee verläuft. Das Projekt soll in mehreren Bauabschnitten realisiert werden. Bis 2024 soll die gesamte Straße umgewandelt werden.

Abschluss des Projektes bis 2024 geplant

Martin Hikel (SPD), Bezirksbürgermeister von Neukölln, nahm am Montag am feierlichen Spatenstich für das Projekt teil. Der Bezirk plant mit diesem Projekt die längste Fahrradstraße Berlins. Denn eine reine Fahrradstraße auf einer solchen Länge – insgesamt 2,5 Kilometer wird die Strecke umfassen – gibt es in der Hauptstadt bislang nicht.

Radfahrende sollen zukünftig zwischen Kottbusser Damm und dem S- und U-Bahnhof Sonnenallee eine 5,50 Meter breite, asphaltierte Fahrbahn nutzen können. Autos werden in der Weserstraße dann weitgehend tabu sein. Allerdings soll es Ausnahmen für Anwohner*innen, Liefer- oder Rettungsfahrzeuge geben, was in solchen Projekten üblich ist.

5,50 Meter breite, asphaltierte Fahrradstraße

Der erste Bauabschnitt des Projekts zwischen Pannierstraße und Fuldastraße soll bereits Ende 2021 fertig sein, wie am Montag zu hören war. Insgesamt investiert der Bezirk knapp vier Millionen Euro in die Umwandlung der Straße, die aber nicht nur auf der Fahrbahn profitieren soll.

Auch die Gehwege der Weserstraße sollen erneuert und neue Bäume gepflanzt werden. Bezirksbürgermeister Hikel sagt dazu: “Mit der Fahrradstraße leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Verkehrswende.

Baukosten in Höhe von 4 Millionen Euro

Apropos Verkehrswende. Möglich wird der Umbau zur Fahrradstraße auf Grundlage des Berliner Mobilitätsgesetzes, welches der Berliner Senat vor rund drei Jahren verabschiedet hat. Kritiker werfen der rot-rot-grünen Regierung jedoch vor, bislang deutlich zu wenig daraus gemacht zu haben.

Immerhin lässt sich festhalten, dass das Projekt in Neukölln kein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Weitere Fahrradstraßen in der Innenstadt sind beispielsweise in der Linienstraße in Mitte oder im Weidenweg in Friedrichshain entstanden.

Kritiker bemängeln das langsame Tempo der Verkehrswende in Berlin

Auch beim mittlerweile abgeschlossenen Umbau der Karl-Marx-Allee in Mitte wurden sehr breite und komfortabel zu befahrende Radwege umgesetzt. Zudem arbeitet vor allem der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg intensiv daran, viele der im Zuge der Corona-Krise entstandenen Pop-Up-Radwege in dauerhafte Radwege umzusetzen.

Den Aktivisten der Initiative “Changing Cities” geht dies dennoch deutlich zu langsam. Erst kürzlich äußerte sich Alexandra Meyer, Sprecherin des Netzwerks Fahrradfreundliche Mitte, im Interview mit ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN kritisch zur Verkehrsbilanz des Senats: “Drei Jahre nach Verabschiedung des Berliner Mobilitätsgesetzes ist für uns in Punkto Umsetzung wenig zu spüren. Hier wird der schwarze Peter von der Senatsverwaltung den Bezirken zugeschoben und umgekehrt. Niemand fühlt sich verantwortlich für die schleppende Umsetzung des Gesetzes.

Immerhin, das Neuköllner Beispiel zeigt, dass eine schrittweise Umsetzung des Gesetzes voranschreitet, wenn auch nicht im gewünschten Tempo vieler Verkehrsaktivisten.

Beitragsbild: Exemplarische Darstellung der Linienstraße in Berlin-Mitte

Eine Initiative fordert, den Autoverkehr vollständig aus dem Berliner Innenstadtbereich zu verbannen und möchte ein Volksbegehren erreichen.
Neue, emissionsarme Formen der Logistik werden derzeit in Berlin getestet. Hier erfahrt Ihr mehr dazu.
Weitere Projekte in Neukölln findet Ihr hier.

 

Im Interview: Alexandra Meyer von der Organisation “Changing Cities”

Fordern bessere Radwege und schnellere Umsetzung: Aktivisten der Organisation “Changing Cities”

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