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Kaulsdorf: Bezirk und Anwohner wehren sich gegen Nachverdichtung

Das Wohnungsbauunternehmen Stadt und Land möchte in Berlin-Kaulsdorf an zwei Standorten insgesamt 300 neue Mietwohnungen errichten. Dafür sollen bereits bestehende Wohnanlagen verdichtet werden. Anwohner und Bezirk wehren sich gegen das Bauvorhaben.

Zwei Wohnprojekte möchte die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land in Berlin-Kaulsdorf umsetzen. Eines davon ist bereits im Bau, der Baustart des zweiten Projekts jedoch ist noch ungeklärt, denn der Bezirk Marzahn-Hellersdorf wehrt sich gegen die geplante Nachverdichtung.

© Visualisierung oben: Stadt und Land
Text: Björn Leffler

 

In Berlin-Kaulsdorf möchte die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land insgesamt 300 neue Mietwohnungen errichten, davon 234 barrierefrei und vier als rollstuhlgerechte Wohneinheiten. Diese neuen Wohnungen sollen an zwei Standorten entstehen und dabei bereits bestehende Wohnbauten ergänzen.

Ein Standort befindet sich in der Bodo-Uhse-Straße, der andere in der nahegelegenen Lily-Braun-Straße. Die geplante Nachverdichtung durch die Stadt und Land hat bei den Bewohnern der Bestandsbauten allerdings wenig Begeisterung ausgelöst.

Bezirk Marzahn-Hellersdorf stellt sich gegen die Neubaupläne in Kaulsdorf

Zwar ist das Bauvorhaben an der Bodo-Uhse-Straße bereits im Bau (hier sollen 153 der geplanten Wohnungen errichtet werden), der Baustart des zweiten Projekts an der Lily-Braun-Straße ist jedoch ungewiss. Denn das Bezirksamt für Bauprojekte hat der Wohnungsbaugesellschaft die Baugenehmigung verweigert.

Begründet wurde die Entscheidung von Bezirksseite damit, dass die grünen Innenblockbereiche der schon bestehenden Wohnanlagen vor allem der wohnungsnahen Versorgung mit Grünflächen dienten. Und eben diese Grünanlagen sollen als Baugrund für die neuen Wohngebäude dienen.

Wohnprojekt: Begrünte Innenblockbereiche sollen frei bleiben

Mit dem Vorhaben würde der unbebaute Innenblockbereich zu einem hohen Anteil baulich genutzt und dem Quartier wertvolle Grünbereiche verloren gehen“, erklärte Linken-Politiker Kristian Ronneburg gegenüber der Berliner Woche.

Das Bezirksamt hatte zudem vor Kurzem auf eine FDP-Anfrage mitgeteilt, dass es vor dem Hintergrund geänderter klimatischer Bedingungen seit 2022 prioritär die Sicherung von Grünflächen verfolge, wenn es Möglichkeiten zur Abwägung gibt. Im Fall des Bauprojekts der Stadt und Land in Kaulsdorf ist das nun offenbar der Fall.

Das Land Berlin wollte hier ursprünglich 150 geförderte Mietwohnungen realisieren

Was aus klimaorientierten Gesichtspunkten sinnvoll erscheint, ist aus Sicht der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung eher hinderlich, da das Ziel, bezahlbare Wohnungen im gesamten Stadtgebiet zu errichten, dadurch erschwert wird. Denn ursprünglich war geplant die Hälfte der 300 Wohnungen durch das Land Berlin zu fördern, bei einer Nettokaltmiete von 6,50 EUR pro Quadratmeter.

Die Mieten der restlichen Wohnungen sollten durchschnittlich bei unter 11,50 EUR nettokalt pro Quadratmeter liegen. Der Bauantrag für das Teilprojekt an der Lily-Braun-Straße wurde im Mai 2022 gestellt. Bis Ende April 2025 sollte das Vorhaben nach ursprünglichen Planungen abgeschlossen sein.

Bezirk und Senatsverwaltung stehen sich konfrontativ gegenüber

Dass das Bezirksamt die Genehmigung nicht erteilt hat, bedeutet allerdings nicht, dass das Projekt damit schon gänzlich vom Tisch ist. Die Wohnungsbaugesellschaft und Bausenator Andreas Geisel (SPD) hätten noch die Möglichkeit, gegen die Auffassung des Bezirks vorzugehen.

Der Bezirk positioniert sich jedoch eindeutig und setzt sich für den Erhalt des grünen Innenhofs der Lily-Braun-Straße ein“, betont Kristian Ronneburg. Es komme seiner Ansicht nach nun darauf an, dass der Senat und das Unternehmen die Einsprüche von Bezirk und Anwohnern respektierten.

Das Bauvorhaben an der Bodo-Uhse-Straße hat bereits begonnen

Für das Bauvorhaben in der Bodo-Uhse-Straße immerhin hat das Bezirksamt im Juli 2022 die Baugenehmigung erteilt. Bis Februar 2025 entstehen dort 153 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit.

Das künftige Gebäude wird über insgesamt sechs Vollgeschosse plus einem Staffelgeschoss mit begrüntem Flachdach sowie 48 Pkw-Stellplätzen verfügen. Außerdem wird das Unternehmen Stadt und Land dort 345 Fahrradstellplätze installieren und einen Spielplatz errichten.

 

Quellen: Stadt und Land, Berliner Woche, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf

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