Auf dem riesigen Baufeld, welches sich um das einstige Künstlerhaus “Tacheles” auftut, entsteht derzeit ein völlig neues Quartier, das nur noch wenig mit dem berühmten Geist der Nachwendejahre zu tun haben wird, der das “Tacheles” und die Berliner Mitte in den 90er Jahren weltberühmt gemacht hat. Und natürlich wäre jeder Versuch, diese Zeit, ihre Umstände und das städtebauliche Panorama wiederzubeleben, zum Scheitern verurteilt.
Ins “Tacheles” zieht die schwedische Fotogalerie “Fotografiska”
Daher wird das vom Projektentwickler pwr development auch gar nicht versucht. Bezüge zur Vergangenheit dieses Stadtbereichs soll es dennoch geben. Natürlich, das einstige Kaufhaus und später als Galerie-, Kunst- und Partypalast genutzte “Tacheles” wird erhalten bleiben – schließlich gibt es dem neuen Viertel den Namen: “AM TACHELES”.
In die modernisierte Kaufhaus-Ruine soll die schwedische Fotogalerie Fotografiska einziehen. Und auch zwei weitere, ebenfalls denkmalgeschützte Häuser, die direkt an der Friedrichstraße stehen, werden erhalten bleiben.
Zehn Neubauten und drei bestehende Gebäude
Um sie herum wird neu gebaut, und zwar im ganz großen Stil: Zehn Neubauten werden auf dem Areal zwischen Oranienburger, Friedrich- und Johannisstraße sprichwörtlich aus dem Boden gestampft.
Sieben Wohnhäuser werden darunter sein. Diese werden hauptsächlich an der ruhigeren Johannisstraße errichtet. Darüber hinaus wird es drei Büro- und Geschäftshäuser geben, die an der Friedrich- und Oranienburger Straße entstehen.
So entstehen 100.000 Quadratmeter Nutzfläche in exponierter Innenstadtlage. 85.000 Quadratmeter werden neu gebaut, 15.000 stehen in den Altbauten zur Verfügung und werden modernisiert. 275 Eigentumswohnungen werden hier untergebracht, zudem Büros auf knapp 42.000 Quadratmetern. Weitere 12.000 Quadratmeter sind dem Einzelhandel vorbehalten.
“Herzog de Meuron” entwickelten die Idee für das neue Stadtquartier
Das städtebauliche Konzept wurde vom renommierten Schweizer Architekturüro Herzog de Meuron entwickelt. Das Büro entwickelte in Berlin auch die viel diskutierten Pläne für das Museum der Moderne im Kulturforum. Auch diese Pläne setzten sich, wie auch der Entwurf für das Tacheles-Areal, im internationalen Wettbewerb, durch.
Zwischen Oranienburger und Friedrichstraße sehen Herzog de Meuron nicht nur geschlossene Gebäude, sondern – nach historischem Vorbild – auch einen öffentlichen Bereich vor. Es wird eine nicht überdachte Fußgängerpassage zwischen Oranienburger und Friedrichstraße geben sowie einen achteckigen Stadtplatz. Es ist die Absicht, einen rund um die Uhr offenen und öffentlichen Raum zu schaffen, der Leben in das neue Quartier bringen soll.
Manko des Projekts: Keine Miet- und Sozialwohnungen
Ein Manko weist das Projekt hingegen auf: Sozial- oder Mietwohnungen wird es nicht geben. Das liegt an der langen Vorlaufzeit der Projektplanung. Der Bebauungsplan des Geländes datiert aus dem Jahre 2003.
Damals war die heutige Vorgabe, dass Sozial- und Mietwohnungen fester Bestandteil jedes größeren, innerstädtischen Neubauvorhabens sein müssen, noch nicht entwickelt. Ein Wehrmutstropfen auf ein äußerst spannendes Entwicklungsprojekt.
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