Berlins Bevölkerungswachstum setzt sich fort. Bis 2040 geht eine Prognose der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von einem Wachstum von 187.000 Menschen aus – es sollen dann fast vier Millionen Menschen in Berlin leben. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel stellte die Prognose in der vergangenen Woche im Senat vor. Den größten Zuwachs soll es in Pankow und Treptow-Köpenick geben.

Bevölkerungswachstum: Bis 2040 soll die deutsche Hauptstadt auf knapp 4 Millionen Menschen anwachsen. / © Foto: depositphotos.com

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Text: Stephanie Engler

 

Aus der aktuellen “Bevölkerungsprognose 2021 – 2040” geht hervor, dass Berlin bis 2040 um rund 187.000 Menschen wachsen soll. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) legte die Prognose am Dienstag dem Senat vor.

Laut der regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) würde Berlin “vor allen Dingen in Pankow und Treptow-Köpenick” wachsen. Denn Pankow sei schon jetzt der einwohnerstärkste Bezirk Berlins und wird laut Prognose weiterhin schnell anwachsen.

Berlin: Bevölkerungswachstum innerhalb der Bezirke sehr unterschiedlich

Die Zahl der Einwohner Berlins nimmt der Prognose der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zufolge um fünf Prozent auf insgesamt 3,963 Millionen Menschen zu. Jedoch variiert das Wachstum je nach Bezirk deutlich. 

Das größte Wachstum wird es wohl mit jeweils neun Prozent in den Bezirken Pankow (plus 37.000) und Treptow-Köpenick (plus 25.300) geben. Lichtenberg (plus 6,5 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (plus 6,2 Prozent), Mitte (plus 5,9 Prozent), Spandau (plus 5,7 Prozent) und Marzahn-Hellersdorf (plus 5,1 Prozent) sollen ebenfalls überdurchschnittlich wachsen.

Der geringste Zuwachs wird mit 0,6 Prozent für den südwestlichen Bezirk Steglitz-Zehlendorf (plus 1.900) prognostiziert. Auch für die Bezirke Reinickendorf (plus 4,3 Prozent), Charlottenburg-Wilmersdorf (plus 2,6 Prozent), Tempelhof-Schöneberg (plus 2,3 Prozent) und Neukölln (plus 2,0 Prozent) fällt die Prognose “unterdurchschnittlich” aus.

Stadtplanung: Berlin muss sich auf Bevölkerungszuwachs einstellen

Geisel sagte zum prognostizierten Wachstum: “Das bringt viele Herausforderungen mit sich, die wir gemeinsam und in einer stadtweiten Anstrengung lösen müssen, zum Beispiel beim Wohnungsbau, der Kita- und Schulversorgung oder dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Ebendiese Herausforderungen sollen für die Stadt besonders hoch ausfallen, da der Großteil des Wachstums in den kommenden Jahren stattfinden soll. Denn schon für 2030 geht die Prognose von etwa 3,9 Millionen Berliner Einwohnerinnen und Einwohnern aus.

Verschiedene Szenarien für das Wachstum Berlins

Je nach Szenario der Prognose könnte daher sogar ein deutlich stärkerer Zuwachs stattfinden, bei dem bis 2040 auch 4,1 Millionen Menschen in der Stadt leben könnten. Die vorsichtigste Variante geht jedoch sogar fast von einem Stillstand des Bevölkerungswachstums aus.

Allen drei Varianten liegt zudem die Annahme zugrunde, dass der Anstieg 2022 wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine besonders hoch ausgefallen ist – bislang sind 65.000 Ukrainerinnen und Ukrainer neu in Berlin gemeldet. Auch die Zahl russischer Immigranten könnte in den kommenden Jahren deutlich steigen.

Senat unter Druck: Wohnungsbau liegt unter den eigenen Erwartungen

Unabhängig davon, welche Variante künftig eintritt, steht der Senat vorwiegend beim Thema Wohnungen unter Druck. Der Wohnungsbau war ein zentrales Thema zum Start der rot-grün-roten Regierungskoalition sowie der regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey.

Der Senat steckte sich das Ziel, etwa 20.000 neue Wohnungen pro Jahr zu errichten, um den Mietanstieg zu verhindern. Doch ob diese ambitionierte Durchsetzung gelingt, wird immer häufiger bezweifelt, denn die Neubaupläne werden vor allem aufgrund steigender Baukosten, Fachkräftemangel am Bau und Lieferengpässen bei Baumaterialien erschwert – und durch den akuten Personalmangel in der öffentlichen Berliner Verwaltung.

Mobilitätsentwicklung: Umfassender Ausbau des ÖPNV ist notwendig

Auch der öffentliche Nahverkehr muss wie der Autoverkehr an die neuen Zahlen angepasst werden. Denn mehr Menschen bedeuten gleichzeitig mehr Mobilität. Der Ausbau des U-Bahnnetzes könnte erst in vielen Jahren eine Entlastung bringen, während neue Bus- und Straßenbahnlinien leichter und kostengünstiger realisiert werden können.

Doch schon jetzt sind die Berliner Straßen mit 1,1 Millionen angemeldeten Privat-Pkw und dem Wirtschaftsverkehr vielerorts ausgeschöpft. Ein weiterer Zuwachs könnte ohne Anpassung des Straßennetzes mancherorts zum Verkehrskollaps führen. 

Demografischer Wandel durch Zuzug: Berlins bevölkerung wird jünger

Doch die Prognose birgt auch Chancen für die Hauptstadt: Trotz all der notwendigen Anpassungen wird sich der Zuzug von fast 200.000 Menschen wohl positiv auf den demografischen Wandel auswirken. Denn es wird angenommen, dass vor allem Erwerbstätige neu in die Stadt ziehen.

So wird sich der Trend der Überalterung in Berlin erst deutlich später zeigen als in anderen deutschen Regionen. Welche Variante der Prognose letztlich eintreten wird, ist noch nicht abzusehen. Auch ist weiterhin unklar, wie sich der Krieg in der Ukraine auf die weitere Fluchtbewegung auswirken wird.

Jedoch streben sowohl das Land Berlin als auch der Bund an, die Zuwanderung nach Deutschland zu erleichtern, um den Fachkräftemangel in vielen Branchen zu bekämpfen. Die infrastrukturellen Herausforderungen für Berlin sind entsprechend hoch.

 

Quellen: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, berlin.de, Berliner Morgenpost, RBB

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  1. […] unterschiedlich entwickelt, wobei einige Bezirke stärkeres Wachstum zeigen werden als andere. Die Prognose verdeutlicht, dass städtebauliche und soziodemografische Trends einen maßgeblichen Einfluss auf […]

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