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Tunnel-Reparatur am Alexanderplatz verzögert Hochhausprojekt bis 2026

BVG und Bauherr Covivio präsentierten in der vergangenen Woche ein Konzept zur Stabilisierung des U-Bahn-Tunnels der Linie U2, die derzeit nur im Pendelverkehr verkehrt. Durch die bis August andauernden Reparaturen wird sich das Hochhausprojekt voraussichtlich bis Ende 2026 verzögern.

So soll die Reparatur des U-Bahntunnels am Alexanderplatz in Berlin-Mitte nach Vorstellung der Projektverantwortlichen durchgeführt werden. / © Visualisierung: Covivio

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© Visualisierung: Covivio
Text: Wolfgang Leffler Leffler

 

Die U-Bahn-Linie U2 wird nach der Modernisierung des Tunnels, die rund zehn Millionen Euro kosten soll, im Bereich Alexanderplatz ab August 2023 wieder den Regelbetrieb aufnehmen. Aus Sicherheitsgründen ist dort wegen des abgesenkten Tunnels derzeit nur ein 15-Minuten-Takt möglich.

Ziel sei es, bis August einen umfassenden, zweiphasigen Betrieb zu starten, sagte die Staatssekretärin für Mobilität, Meike Nidbal, in der vergangenen Woche. Auf einer Pressekonferenz stellte das Covivio-Entwicklungsteam das Konzept vor, nach dem der U-Bahn-Tunnel erst stabilisiert und dann zurückgebaut werden muss.

Covivio-Hochhaus am Alexanderplatz soll 130 Meter hoch werden

Direkt neben dem Tunnel errichtet das Unternehmen einen 130 Meter hohen Büroturm mit einem 36 Meter hohen Sockelgebäude. Geplant sind neben Einzelhandelsflächen auch 220 Mietwohnungen. “Das Sanierungskonzept steht bereits – wir werden die Unterlagen nun mit dem Bezirk und der BVG prüfen und schnellstmöglich veröffentlichen“, sagte Meike Nidbal.

Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Arbeiten im März beginnen und im August diesen Jahres enden, damit die U2 den normalen Betrieb wieder aufnehmen kann. BVG-Hauptgeschäftsführer Rolf Erfurt fügte hinzu, dass weitere Reparaturen später, am besten nachts und ohne Verkehrsbeeinträchtigung auf der Strecke, durchgeführt werden könnten.

Alexanderplatz: Tunnelsanierung der U2 soll 10 Millionen Euro kosten

Covivio-CEO Daniel Frey sagte, er wolle nicht spekulieren, wer für die Absenkung des Tunnels verantwortlich sei. Das soll durch Experten analysiert und geklärt werden. Es wird jedoch berichtet, dass Covivio für die Reparatur 10 Millionen Euro im Voraus zahlt. Die genaue Verteilung soll von den Beteiligten akzeptiert werden, sobald der Bericht erstellt ist.

Auch wenn die Frage nach dem Verursacher des Schadens ungeklärt bleibt, dürften Ausgrabungen die Ursache gewesen sein. Im Sommer 2022 wurden die Stützmauern der Baugrube unter dem Druck des Grundwassers so verformt, dass der benachbarte U2-Tunnel sich um 3,8 cm absenkte.

Die Stützmauer der Baugrube hat sich unter Wasserdruck verformt

Covivio-Projektleiter Andreas Tichay sagte, dass die Aushubstrecke für das Hochhaus an der engsten Stelle zwischen 80 Zentimeter und 2,50 Meter betrage. Im ersten Schritt werden 256 sogenannte Injektionsspeere auf einer Fläche von 16 x 45 Metern durch die Baugrubenwand gestochen. Jeder dieser Speere geht wiederum durch die sogenannte Verdrängungsröhre. “Das ist notwendig, weil wir den Boden nicht abtragen, sondern verdichten“, so der Projektleiter.

Durch diese Speere wird flüssiger Zement unter den Tunnel eingebracht, um den um etwa 4 cm abgesenkten Tunnel in seine ursprüngliche Position zu bringen und ihn zu stabilisieren. Die Baugrubenwand selbst muss dann mit Stahlankern stabilisiert werden. Innerhalb von fünf Monaten soll dieser Prozess abgeschlossen sein, so dass ab August wieder U2-Züge auf beiden Linien verkehren können.

Fertigstellung des Gebäudes verzögert sich voraussichtlich bis Ende 2026

Allerdings muss die Hebetechnik aus Sicherheitsgründen länger vor Ort bleiben, falls das Tunnelbauwerk während des Baus sich wieder absenkt. Weiterhin sagte Tichay, es könne erst sechs Monate nach Abschluss der Bauarbeiten wieder abgebaut werden, um gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können.

Aufgrund dieser Tunnelrettungsarbeiten wird der Wolkenkratzer voraussichtlich neun Monate später als geplant bis Ende 2026 fertiggestellt werden. Bislang bringt das am Montag vorgestellte Konzept für BVG-Kunden keine Änderungen. Die Fahrgastsituation auf dieser Strecke wird sich bis August daher nicht verbessern, da die U2 in dieser Zeit nur noch zwischen Klosterstraße und Senefelderplatz verkehrt.

Der Takt der TramLinie M1 soll verkürzt werden, um eine Alternative zu schaffen

Laut BVG-Hauptgeschäftsführer Rolf Erfurt ist es aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich, Züge über den Senefelderplatz hinaus bis zum Rosa-Luxemburg-Platz verkehren zu lassen. Diese Verbesserung wurde noch letzte Woche anheim gestellt.

Wir bereiten jedoch gemeinsam mit dem Land die Verstärkung durch die Straßenbahnlinie M1 vor, die viele Menschen als Alternative nutzen. Ziel ist es, dass die Linie M1 ab Anfang April alle 5 Minuten statt alle 7,5 Minuten fährt,” so Erfurt.

Daniel Frey von Covivio, sagte, dass das Unternehmen für die Instandsetzung der U2-Linie “in den letzten Monaten all seine Energie darauf verwendet hat, eine zuverlässige technische Lösung zu finden“. Auch wenn ungewiss ist, ob Covivio für den verursachten Schaden voll aufkommen wird, zahlt der Immobilienkonzern seit Oktober für jeden Tag, an dem die BVG nur im Pendelverkehr unterwegs ist, eine Vertragsstrafe.

Allerdings wollte keiner der Beteiligten sagen, wie hoch die sogenannte Strafe für das Unternehmen ist. “Aber ich kann Ihnen versichern: Es tut richtig weh“, sagte der BVG-Vorstand Erfurt.

Der Baugrund Berlins ist für Hochhäuser kompliziert

Schäden an Tunneln durch den Bau von Gebäuden in der Nähe der U-Bahn haben in Berlin eine breite Debatte darüber ausgelöst, ob solche Projekte genehmigt werden sollten. Ephraim Gothe (SPD), Baustadtrat in Mitte, sagt dazu: “Der Baugrund Berlins ist mit seinen Schichten aus Sand, Kies und überwucherten Sumpflinsen wesentlich instabiler als die Insel Manhattan, wo die Wolkenkratzer auf einem Granitsockel stehen.

Der Bezirk Mitte als zuständige Behörde hatte eine Baugenehmigung für das Covivio-Hochhaus erteilt. “Aber ich denke, wir sollten nicht zu entmutigt sein, es gibt technische Lösungen,” fügte Gothe an. Auch die Stadt Hamburg hätte aufgrund der dort vorherrschenden Bodenbeschaffenheit ihre Bauaktivitäten nicht eingestellt, sondern funktionierende Alternativen gefunden.

Zukünftig soll eine Verpflichtung zur Risikoanalyse der Maßstab sein

Allerdings, so Gothe weiter, seien bei Projekten sensibler Verkehrsinfrastruktur in naher Zukunft noch größere Vorkehrungen zu treffen. Dies wurde allerdings bereits beim Covivio-Projekt durchgeführt.

Die Baugenehmigung war von Anfang an eine gute Nachbarschaftsvereinbarung zwischen dem Bauherrn und der BVG, die uns nun schnell die Möglichkeit zum Handeln gab“, ergänzt Gothe. Dies hat den Vorteil, dass größere Schäden sofort in Planung und Ausführung beseitigt werden können. „Das wird bei der künftigen Bauplanung am Alexanderplatz zum Normalfall.

So sah es auch Staatssekretärin Niedbal aus dem Haus der Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Die Grünen): “Künftig müssen wir bei allen nachfolgenden Bauvorhaben die Risiken für die öffentliche Infrastruktur berücksichtigen und darstellen sowie im Vorfeld auf ein Abkommen über gute Nachbarschaft drängen – zum Glück gibt es eine solche Vereinbarung zwischen Covivio und BVG“, bestätigte sie und verwies auf die zahlreichen Bauvorhaben, die sich teilweise auch in der Nähe von U-Bahn-Tunneln befinden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier:

So soll das Gebäude am Alexanderplatz in Berlin-Mitte nach Fertigstellung aussehen. / © Visualisierung: Covivio

 

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Quellen: Covivio, Berliner Woche, Berliner Morgenpost, BVG, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

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