Das Berliner Museum für Naturkunde soll baulich und thematisch erneuert und erweitert werden. Das Museum soll zu einem offenen und integrierten Forschungsmuseum mit den Themen Biodiversität, Evolution, Wissenschaft und Gesellschaft weiterentwickelt werden. Dafür investieren Bund und Land Berlin insgesamt 660 Millionen Euro.
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© Visualisierungen: Museum für Naturkunde / archimation
Text: Björn Leffler
Das Berliner Museum für Naturkunde soll baulich und thematisch erneuert und erweitert werden. Das Museum soll zu einem offenen und integrierten Forschungsmuseum mit den Themen Biodiversität, Evolution, Wissenschaft und Gesellschaft weiterentwickelt werden.
Das Projekt war Teil des letzten Berliner Koalitionsvertrages der rot-rot-grünen Landesregierung. Der Bund und das Land Berlin investieren insgesamt 660 Millionen Euro in das ambitionierte Vorhaben.
660 Millionen Euro für die entwicklung des Berliner Naturkundemuseums
Das Museum für Naturkunde Berlin ist das größte Naturkundemuseum in Deutschland. Die Bestände umfassen heute mehr als 30 Millionen Objekte. Ursprünglich war das Museum Teil der Humboldt-Universität zu Berlin und ist seit Januar 2009 eine Stiftung des öffentlichen Rechts.
Wegen der großen Bedeutung des Naturkundemuseums für die nationale und internationale Wissenschaftslandschaft und nicht zuletzt als Touristenattraktion haben der Bund und die Berliner Landesregierung bereits vor rund sechs Jahren entschieden, den Museumsstandort an der Invalidenstraße auszubauen und neu zu entwickeln.
Bislang nicht zugängliche Sammlungen sollen verfügbar gemacht werden
Dabei sollen vor allem auch die Sammlungen, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs in den Kellerräumlichkeiten des Museums lagern, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Denn im Krieg wurde der Ostflügel des Museumsgebäudes stark beschädigt. Während große Teile des Gebäudes einstürzten, starben im Luftschutzraum mehrere Menschen.
Von der wertvollen Sammlung wurden große Wal-Skelette verschüttet und die Ausstellungssäle für Insekten und Säugetiere zerstört. Trotzdem konnten die Mehrzahl der Objekte, rund 75 Prozent der Sammlung, in Sicherheit gebracht und damit gerettet werden. Bis heute sind jedoch nur Teile der geretteten Sammlung im Museum sichtbar.
Aufgabenstellung: Wie soll das “Museum der Zukunft” aussehen?
Aber nicht nur die unvollständige Sammlung soll im Rahmen des Projekts wieder zugänglich gemacht werden. “Wir haben uns in den vergangenen Jahren in strukturierten Prozessen ein Bild darüber verschafft, wie das Museum der Zukunft aussehen kann und welche Funktionen es erfüllen muss“, sagt Stephan Junker. Er ist Geschäftsführer des Museums.
Junker betont die Kernthemen des Projekts: “Darin fließen Überlegungen ein, wieviel Besuchende wir erwarten und wie wir ihren Aufenthalt gestalten, wie die Sammlung in Zukunft sicher untergebracht wird und gleichzeitig erforschbar ist. Nun können wir endlich die Planungsleistungen ausschreiben und damit den späteren Bauprozess starten.”
Die Digitalisierung aller Objekte des Museums soll Teil des Projekts werden
Mit dem Geldsegen von Bund und Land lasse sich auch vieles neu denken, was das Museum bislang nur in kleinen Schritten und in Modellprojekten angehen konnte. Die Pläne reichen von der Digitalisierung aller 30 Millionen Objekte über die Bürgerwissenschaft bis zur nationalen Aufklärungszentrale zum Artensterben.
Skizziert ist dies alles im „Zukunftsplan“, den Museumsdirektor Johannes Vogel, Stephan Junker und das verantwortliche Projektteam ausgearbeitet haben. Bereits seit 2018 arbeitet das Museum für Naturkunde Berlin bereits in verschiedenen Teilprojekten an der Umsetzung des Zukunftsplanes.
Das neue Gelände soll wirtschaftlich, funktional und nachhaltig werden
Um sich in den nächsten Jahren als offenes und integriertes Forschungsmuseum und relevanten Wissenschaftsstandort weiter zu entwickeln, bedarf es nach Vorstellungen der Museumsführung eines Geländes, das wirtschaftlich, funktional und nachhaltig Spitzenforschung, Sammlungsentwicklung und Wissenschaftskommunikation befördern soll.
Auf die Projektplaner kommt ein großes Projekt zu. Allein die Gesamtkosten für Sanierung und Neubauten waren schon 2018 auf 430 Millionen Euro veranschlagt, mittlerweile dürfte die Summe noch deutlich höher sein. Das wohl aufwändigste Bauvorhaben wird nach der Fertigstellung unsichtbar, weil unterirdisch sein.
Naturkundemuseum: Sanierung und Neubau werden Hand in Hand gehen
Unter dem Innenhof zwischen dem wiederaufgebauten Ostflügel, dem Thaer-Bau der Humboldt-Universität und dem noch unsanierten Nordflügel sollen in zwei Tiefgeschossen moderne Magazine und Depots entstehen.
Angrenzend an den Innenhof und im Anschluss an den 1917 eröffneten Nordflügel sollen die Laborgebäude des Forschungsmuseums entstehen. In den vergangenen Jahren wurden die Grundlagen ermittelt, die für eine bauliche Ertüchtigung und Erweiterung der des Gebäudes notwendig sind und in einem sogenannten Bedarfsprogramm zusammengefasst.
Der Architekturwettbewerb soll bis Juni 2023 abgeschlossen werden
Im nächsten Schritt soll nun ein Architekturwettbewerb durchgeführt werden. Im Zentrum des Wettbewerbs werden die zukünftige Gestaltung des Vorplatzes mit barrierefreiem Haupteingang, die Erschließung des Museums als modernes und integriertes Forschungsmuseum, die Neubauten auf den Höfen sowie die Gestaltung der Außenanlagen liegen.
Platz soll dabei auch für neue Forschergruppen und für Gastwissenschaftler geschaffen werden. Heute müssen sie teilweise wegen Platzmangels in den alten Laborbereichen untergebracht werden.
Nach Abschluss des Architekturwettbewerbes und der Entscheidung des Preisgerichts, die nach aktuellem Planungsstand im Juni 2023 erfolgen soll, ist die Beteiligung der Öffentlichkeit geplant. Einen genauen Zeitplan für die anschließende, bauliche Umsetzung des Projekts gibt es bislang aber noch nicht.
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Quelle: Museum für Naturkunde Berlin, Koaltionsvereinbarung 2016–2021 zwischen SPD, Die Linke, B`90/Die Grünen, Wikipedia, Der Tagesspiegel, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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