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Jede Zeit baut ihre Stadt.

Berlin will Fahrradnetz in den kommenden Jahren stark ausbauen

Der Berliner Senat möchte mehr Menschen ermutigen, das Fahrrad dauerhaft als Verkehrsmittel zu nutzen. Hierfür soll das Radwegenetz signifikant ausgebaut werden. Vorrangrouten und breitere Radwege sind Teil des Vorhabens.

Eine der beliebtesten Locations für Radfahrende der Hauptstadt: Das Tempelhofer Feld im Zentrum der Stadt

 

Die rot-rot-grüne Regierung hat neue Standards für den Radwegbau erlassen und darüber hinaus einen Plan für den weiteren Ausbau des Radwegenetztes vorgelegt. Hierfür wurde eine entsprechende Rechtsverordnung erlassen.

Verkehrssenatorin Regine Günther (Die Grünen) äußerte sich wie folgt zum Plan: “Der Plan und das Netz setzen die Standards für Berlins weiteren Ausbau zur Fahrrad-Hauptstadt. (…) Wir werden den Anteil des umweltfreundlichen, klimaschonenden und stadtverträglichen Radverkehrs steigern, indem wir das Radfahren – auch auf längeren Strecken – attraktiv und sicher machen.

Ziel des Senats: Fahrradfahren in Berlin attraktiv und sicher machen

Ziel der Verkehrsverwaltung ist es, dass zukünftig noch mehr Menschen als heute schon ihre Wege mit dem Fahrrad in der Stadt zurücklegen können und sich dabei sicher fühlen können.

Bis zum Jahr 2030 soll der Radverkehr durch den jetzt beschlossenen Plan auf einen Anteil von 23 Prozent aller zurückgelegten Wege im Stadtgebiet steigen. Bei der letzten Erhebung vor drei Jahren lag der Anteil der per Fahrrad zurückgelegten Wege bei 18 Prozent. Hier ist also definitiv noch Luft nach oben.

Ein Radverkehrsnetz von 3.000 Kilometern Länge soll entstehen

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, soll ein Radverkehrsnetz durch die ganze Stadt mit einer Gesamtlänge von knapp 2.400 Kilometern umgesetzt werden. 865 Kilometer davon sollen ein Vorrangnetz auf den wichtigsten Verbindungen für Radfahrer*innen mit einer Regelbreite der Radwege von 2,50 Metern bilden.

Darüber hinaus sollen weitere 550 Kilometer Strecke an Hauptstraßen entstehen, die nicht zum eigentlichen Radverkehrsnetz gehören, die aber vom Mobilitätsgesetz vorgesehen sind. In diesen Fällen sollen die Wege in der Regel 2,30 Meter breit angelegt werden. Gemeinsam mit den rund 100 Kilometern Radschnellverbindungen kommt der gesamte Netzplan künftig auf rund 3.000 Kilometer Länge.

Kritik am Plan: Fehlende Verbindlichkeit, Finanzierung und zu wenig Personal

So jedenfalls die Theorie. Ließe sich der Plan genau so umsetzen, würde sich Berlin im bundesweiten Vergleich tatsächlich als eine der fahrradfreundlichsten Städte profilieren können. Allerdings fehlt es dem Plan an Verbindlichkeit. So kritisiert beispielsweise der ADFC Berlin das Fehlen festgeschriebener Fristen und Zwischenziele bei der Umsetzung des Radnetzes.

Auch der Verein Changing Cities, der mehrere Fahrradprojekte in Berlin angestoßen hat, kritisiert die bislang schleppende Umsetzung des Mobilitätsgesetzes und vermisst verbindliche Zusagen zu Finanzierung und Personal im nun verabschiedeten Plan. Grundsätzlich wird das Vorhaben vom Verein aber als positiv bewertet.

Vorreiter beim Radwegausbau: Friedrichshain-Kreuzberg

Positive als auch negative Beispiele gibt es beiderseits. So läuft in einigen Bezirken der Ausbau des Radwegnetzes ausgesprochen schnell, wie etwa in Friedrichshain-Kreuzberg, wo zahlreiche neue, breitere Radwege angelegt werden und auch das bundesweit beachtete Radbahn-Projekt vorangetrieben wird.

Ein negatives Beispiel hingegen ist der nur langsam vorankommende Bau von Fahrradparkhäusern, welche an großen ÖPNV- Verkehrsknotenpunkten in der Hauptstadt entstehen sollen. Bis zu 13 Parkhäuser dieser Art möchte der Senat im Stadtgebiet errichten. Solche Parkhäuser sollen etwa am Hauptbahnhof, am Ostkreuz, in Zehlendorf oder in Mahlsdorf entstehen.

Schleppender Bau von Fahrradparkhäusern

Bislang ist es allerdings bei den Planungen geblieben. Das geplante Fahrradparkhaus am Ostkreuz für rund 2.000 Fahrräder soll nach einem aktuellen Bericht erst im Jahr 2027 fertiggestellt werden, also in sechs Jahren. Etwas schneller gehen soll es immerhin in Spandau. Das geplante Fahrradparkhaus soll dort bis 2024 realisiert werden.

Für weitere Standorte wie etwa den S-Bahnhof Mahlsdorf oder den seit Jahren diskutierten Standort am S-Bahnhof Zehlendorf gibt es bislang noch keinen konkreten Zeitplan. Vor allem die planungsrechtlichen Prozesse und Bürgerbeteiligungen verlangsamen die Projekte. Aber auch der Personalmangel in den betroffenen Ämtern spielt eine wichtige Rolle.

Der Wille der Berliner Regierung, die Verkehrswende weiter voranzutreiben, ist also erkennbar und gegeben. Die Dauer der Umsetzung allerdings lässt derzeit häufig noch sehr zu wünschen übrig.

Interview mit Alexandra Meyer vom Verein “Changin Cities”
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Schon heute eines der beliebtesten Verkehrsmittel in Berlin: das Fahrrad. Der Berliner Senat möchte das Netzwerk der Fahrradwege in den kommenden Jahren weiter ausbauen.

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1 Kommentar

  1. T.Matte Februar 17, 2022

    Es gibt wohl leider keine Rücksichtsloseren Verkehrsteinehmer als Fahrradfahrer, Fußgänger, rote Ampeln, kleine Kinder, Vorfahrtsreglungen komplett alles wird missachtet.
    Dazu noch im Dunkeln ohne Licht, man ist ja anonym unterwegs, keiner kann einem was.
    Bevor ihr die ganze Stadt und damit auch große Teile der Wrtschaft lahmlegt/ schadet ändert zuerst einmal die Anonymität dieser Gruppe vom Verkehrsteilnehmern.
    Wer Rechte einfordert muss sich auch zu seinen Pflichten bekennen und da ist gegenseitige Rücksichtnahme nun mal Paragraph 1.
    Dem kann mann sich nur leider durch eine fehlende Kennzeichnung komplett entziehen.

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