Die Bundesstiftung Bauakademie stellte am 19. Oktober ihre Pläne zum Wiederaufbau der Bauakademie am Schinkelplatz in Berlin-Mitte vor. Eines wurde dabei schnell klar: Eine historische, originalgetreue Rekonstruktion des Gebäudes ist keineswegs garantiert, denn die Stiftung setzt ganz andere Schwerpunkte.
© Titelbild: Wikimedia Commons
Text und weitere Fotos: Wolfgang Leffler
Unter dem Motto “Die Zukunft bauen” hatte die Bundesstiftung Bauakademie am 19. Oktober 2022 am Schinkelplatz in Berlins Mitte zu einer Pressekonferenz geladen, in der die Grundsätze zur geplanten Bebauung am historischen Ort vorgestellt und erläutert werden sollten.
Gründungsdirektor Prof. Dr. Guido Spars sprach in seiner einleitenden Rede von einer Vision, wonach sich die neue Bauakademie als Katalysator für das zukünftige Bauen verstehen will und den Transformationsprozess hin zu einer “Bauwende” einleiten sowie aktiv gestalten und begleiten möchte.
Guido Spars: Bauakademie als Institution für zukünftiges Bauen
Schwerpunkte sieht Spars im Herausarbeiten der systemischen Zusammenhänge zur Nachhaltigkeit im Bauen, denn auch die Bauindustrie steht mit einer hohen CO2- Emission und den im Bauprozess produzierten Abfall sehr weit oben auf der Skala der Umweltsünder.
In Vorbereitung des Planungs- und Auslobungsprozesses zum Architekturwettbewerb fanden im September und Oktober 2022 verschiedene Workshops statt, in denen interdisziplinäre Expertinnen und Experten in einem “Thinktank Wettbewerb” die Ziele der zukünftigen Bauakademie formuliert haben.
“Thinktank Wettbewerb” formuliert die Ziele für den anstehenden Wettbewerb
Parallel dazu kam man an zwei Tagen in einer Bürgerwerkstatt zusammen, um in einer Ideen – und Abwägungsdiskussion Wünsche und Ziele für die neue Bauakademie zusammenzutragen. Deren Ergebnisse wiederum wurden dem Gremium des Thinktanks vorgestellt.
Die Kernziele beider Gremien für den anstehenden Wiederaufbau-Prozess der Bauakademie sind das klimabewusste Bauen, die Berücksichtigung der Historie und der Bedeutung der Schinkelschen Bauakademie, eine Offenheit für Innovationen des modernen Bauenes sowie die Schaffung einer lebendigen Institution und eine teilweise öffentliche Nutzung des Gebäudes.
Hinsichtlich der Fortführung des “Thinktank Wettbewerb” wird das Folge-Gremium der Bundesstiftung Bauakademie Handlungsempfehlungen unterbreiten zum Entwurf eines Nutzungs -und Betriebskonzeptes mit einhergehender Quartiersanalyse sowie einer Energiepotentialanalyse.
Bauakademie: Vielfältige Ansprüche an das zukünftige Gebäude
Die neue Bauakademie soll also ein Demonstrationsprojekt für zukünftiges Bauen sein und dabei die Vorgaben der Bundesregierung für klimagerechtes Bauen einhalten. Gleichzeitig soll das Gebäude verzahnt in das städtische Umfeld sein und den historischen Kontext berücksichtigen. Eine Menge Anforderungen, die es zu erfüllen gilt.
Guido Spars verwies zudem darauf, dass die finanziellen Mittel für den Wiederaufbau begrenzt sind: Insgesamt 62 Millionen Euro wurden vom Bundestag für das Projekt bewilligt.
Projektbudget von 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Bauakademie
Frau Prof. Dr. Anja Rosen ergänzte die Ausführungen ihres Vorredners und verwies darauf, dass man momentan mit den vorhandenen Baumaterialien gar nicht Klimaneutral bauen könne, was auch als Botschaft an das Bauakademie-Projekt verstanden werden könnte.
Bis zur Vorlage der Konzepte an den Stiftungsrat im Frühjahr 2023 gibt es also noch zahlreiche Themenfelder zu diskutieren. Deutlich wurde aber im Rahmen der Pressekonferenz auch: Bislang ist nicht klar, wie und in welcher Form das neue Gebäude gebaut werden soll und wie es aussehen wird. Daher konnte Guido Spars auch nicht abschließend beantworten, ob die Summe von 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau ausreichen wird.
Eine originalgetreue Rekonstruktion der Bauakademie ist nicht garantiert
Die Bundesstiftung betonte mehrfach, dass die zukünftige Form des Gebäudes und die Form des Wiederaufbaus vollkommen offen sind. Eine originalgetreue, historisch korrekte Rekonstruktion ist daher keinesfalls garantiert und wird nach aktuellem Stand auch nicht zur Vorgabe des anstehenden Gestaltungswettbewerbs gemacht, auch wenn das Land Berlin dies gern sehen würde. Bauherr ist jedoch der Bund, nicht das Land Berlin.
Bei den Anhängern einer originalgetreuen Rekonstruktion des historischen Gebäudes sorgten die Aussagen der Bundesstiftung für Verwirrung. Die Allianz Berliner Bürgervereine reagierte anschließend mit einer öffentlichen Stellungnahme auf die Pressekonferenz.
Berliner Bürgervereine fordern historisch korrekte Rekonstruktion
So heißt es dort unter anderem: “Nur die sorgfältige Rekonstruktion der historischen Fassaden des Schinkelschen Bauakademiegebäudes wird zu einem dauerhaft zufriedenstellenden Ergebnis führen. Daher ist der Wiederaufbau des bedeutenden Bauwerks die vernünftigste und nachhaltigste Lösung und muss Leitlinie beim geplanten Realisierungswettbewerb werden.”
Die Befürchtung der Bürgervereine vor einer architektonischen Beliebigkeit an einem so wichtigen Ort der Berliner Baugeschichte ist groß. Dabei betonen sie auch die Klimaresilienz einer historisch orientierten Rekonstruktion.
Bauakademie: Berlin steht die nächste Architektur-Debatte ins Haus
In der Stellungnahme wird dies wie folgt verargumentiert: “Die Grundmauern hierfür sind nach den Ausgrabungsbefunden noch vorhanden, zahlreiche Spolien ließen sich bei einer Rekonstruktion
wiederverwenden. Ziegelsteine und Terrakotten könnten in der Region gefertigt werden und sind haltbar über Jahrhunderte. Eine rekonstruierte Bauakademie ließe sich als langfristig klimagerechtes, CO2-neutrales Gebäude mit einer Vollziegelfassade realisieren.”
Eines ist schon jetzt klar: Berlin steht nach den zahlreichen Debatten um den nicht weit entfernten, geplanten Wiederaufbau des Molkenmarktes die nächste Architektur-Debatte ins Haus. Der im Frühjahr 2023 beginnende Wettbewerb wird in jedem Fall viel Spannung bieten.
Parallel zur Pressekonferenz fand im benachbarten Humboldt Forum passenderweise das Colloquium “Mineral Building Materials for Climate-friendly Construction” der XELLA Technologie – und Forschungsgesellschaft statt. Vielleicht können sich die Projektbeteiligten ja dort noch etwas Inspiration für die zu verwendenden Baumaterialien einholen.
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Wäre es möglich, den möglichst original-getreuen “historischen” Wiederaufbau zeitnah endlich zu realisieren- mehr als 30 Jahre sind vergangen- worauf denn noch immer warten- war das nicht schon längst mehr als genug Zeit zum “Diskutieren” etc.?
Man will es nicht glauben! Der Bund will die Reko, der Senat will die Reko, das Volk will sowieso die Reko ( siehe drei oder vier verschiedene Umfragen) und selbst ein Dudler hat sich dafür ausgesprochen … Aber NEIN, ein paar Selbstverwirklicher müssen auch hier wieder das immer wiederkäuende Reingegrätsche mit ihrer (zumindest in Berlin) gescheiterten Moderne zelebrieren…..
Soll gegen den Willen der Bürger, die gerne eine historische Rekonstruktion fördern, entschieden werden, nur weil ein paar wenige Architekturhanseln meinen ihren Willen durchsetzen zu müssen um ihre lieblose Bauklötzchen Architektur durchzusetzen.
Man sieht es ja in der ganzen Bundesrepublik welche hässlichen modernen Bauten überall entstanden sind, hässlich, lieblos, man will sich dort nicht lange aufhalten. Mir ist eine Rekonstruktion die nur eine Kopie von einem historischen Gebäude ist, tausend Mal lieber als irgendein Beton- oder Glasklotz. Ich hoffe das der Wunsch der Mehrheit sich durchsetzt. Beim Berliner Schloss gab es ja auch diese Diskussion und jetzt sind die meisten glücklich darüber das das Schloß fast (bis auf den hässlichen Trakt mit dem Krankenhauscharakter) Orignal aufgebaut wurde.