Die Arbeit der Bundesstiftung Bauakademie nimmt Form an. Gründungsdirektor Guido Spars hat die unterschiedlichen Gremien und Formate installiert, um die Realisierung des Wiederaufbaus auf den Weg zu bringen. Das Land Berlin wünscht sich einen Wiederaufbau, der sich streng am historischem Vorbild orientiert.
© Foto oben: Florian Schuh für Bundesstiftung Bauakademie
Text: Björn Leffler
Ein Jahr nach Amtsantritt des Gründungsdirektors Prof. Dr. Guido Spars nimmt die Arbeit der Bundesstiftung Bauakademie Form an. Nach dem erfolgten Erwerb des Baugrunds wird nun die Arbeit der Gremien auf den Weg gebracht und mehrere Öffentlichkeitsveranstaltungen durchgeführt.
Im vergangenen Oktober berichteten wir über den Amtsantritt von Guido Spars, der seit rund einem Jahr als Gründungsdirektor für den Wiederaufbau der Bauakademie am Schinkelplatz in Berlin-Mitte und den parallel erfolgenden Aufbau der Wissenschaftsinstitution Bauakademie verantwortlich ist.
Bundesstiftung Bauakademie soll in das rekonstruierte Gebäude ziehen
Im Gebäude am Schinkelplatz, welches in den kommenden Jahren wieder errichtet werden soll, soll zukünftig die Bundesstiftung Bauakademie ihre Heimat finden. Diese Stiftung wird sich mit Fragen rund um das nachhaltige Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden und Siedlungsprojekten auseinandersetzen.
Ziel ihrer Arbeit soll es sein, den übergreifenden Austausch zwischen allen Disziplinen des Bauens zu fördern und die Öffentlichkeit intensiv in diesen Austausch einzubeziehen. Handwerk, Bauindustrie, Baustoffwirtschaft, Architektur- und Ingenieurwesen, Stadt- und Siedlungsentwicklung sollen in der Bauakademie zusammentreffen und gemeinsam neue Ansätze für ein menschenfreundliches, ökologisch nachhaltiges, ökonomisch sinnvolles und ästhetisch überzeugendes Bauen entwickeln.
Stiftung Bauakademie: Übergreifender Austausch zwischen Disziplinen des Bauens
Es sind durchaus hohe, inhaltliche Ansprüche, die sich die Bundestiftung Bauakademie mit dieser Vorgabe selbst stellt. Der wichtigste Schritt beim Aufbau der Institution ist zweifelsohne die Errichtung des namensgebenden Gebäudes selbst, der historischen Bauakademie, die in den 1960er Jahren durch die Behörden der DDR abgerissen wurde, um Platz für eine Neuentwicklung des ehemaligen historischen Zentrums Berlins zu machen.
Das Gebäude, dessen äußere und innere Gestaltung im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs gefunden werden soll, wird auf dem Grundriss des historischen Schinkel-Baus neu errichtet und soll nach seiner Eröffnung als offene Wissens- und Dialogplattform genutzt werden, so der Plan.
Die Bundesstiftung ist seit seit September 2022 Eigentümerin des Baugrunds
Der Kaufvertrag zwischen dem Land Berlin und der Bundesstiftung Bauakademie wurde im November 2021 geschlossen. Anfang September 2022 erfolgte die Eigentums-Übergabe. Nun kann die Bundesstiftung Bauakademie mit Aktivitäten auf dem Gelände beginnen.
Wie wichtig die Einbindung der Öffentlichkeit in die zukünftige Stiftungsarbeit ist, sollen gleich mehrere Beteiligungsformate zeigen, die noch im September und Oktober 2022 stattfinden oder auf den Weg gebracht werden.
Mehrere öffentliche Beteiligungsformate werden umgesetzt
Auf dem Gelände befinden sich heute zwei Musterbauten. Einerseits ist das die Musterecke des Bauakademie-Gebäudes, die im Jahr 1999 aufgestellt und durch ein Metallgestell ergänzt wurde, um die Ausmaße des historischen Gebäudes erlebbar zu machen. Mittlerweile wurden das Metallgestell und die Planen mit der aufgemalten Fassade allerdings wieder abgebaut, die Musterecke steht aber noch. Der zweite Musterbau ist der Rote Saal, der 2005 gebaut worden ist.
Bis zur Wintersaison 2022/2023 wird dieses Gelände für die Öffentlichkeit noch begehbar sein. Am Einheitswochenende kann der Rote Saal kostenfrei besichtigt werden. Die Veranstaltung „Werkstatt Bauakademie“ fand erstmals am vergangenen Samstag statt und soll am 3.Oktober 2022 wiederholt werden. Das Werkstattformat informiert die interessierte Öffentlichkeit über den bevorstehenden Realisierungswettbewerb.
Bauakaedmie: Thinktank “Wettbewerb” nimmt in Kürze seine Arbeit auf
Zudem soll das Format gewährleisten, dass die Öffentlichkeit in die Vorbereitung des Wettbewerbs involviert wird. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Werkstatt können sich aktiv einbringen. Auch zivilgesellschaftliche Initiativen wurden laut Stiftung eingeladen, grundsätzlich sind alle Bürgerinnen und Bürger willkommen. Am 1. und 2. Oktober kann, unabhängig vom Werkstattverfahren, der Rote Saal besichtigt werden, er wird dafür geöffnet.
Ein weiteres Gremium, was in Kürze seine Arbeit aufnehmen wird, ist der Thinktank „Wettbewerb“, der die Bundesstiftung Bauakademie bei der Vorbereitung des Realisierungswettbewerbs für das Gebäude beraten wird. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind ausgewählte Expertinnen und Experten für Sach- und Fachgebiete.
Hohe Ansprüche an den Neubau: Rekonstruktion, Nachhaltigkeit, Innovation
An den geplanten Neubau der Bauakademie werden durchaus komplexe Ansprüche gestellt. Das Gremium soll daher in Workshops die Anforderungen an das Gebäude wie die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung, die Bauakademie als Demonstrationsprojekt für innovatives und nachhaltiges Bauen, die Digitalisierung der Wettbewerbs-, Planungs-, Bau- und Betriebsprozesse, die Entwicklung als Plattform für Innovationen sowie Fragen der Rekonstruktion erörtern und letztlich Handlungsempfehlungen für die Auslobung des Realisierungswettbewerbs entwickeln.
In die Umsetzung des geplanten Wiederaufbaus der historischen Bauakademie am Schinkelplatz ist nach vielen Jahren der politischen Überzeugungsarbeit und Planung also endlich Bewegung gekommen. Gründungsdirektor Spars zeigt, dass er die anspruchsvolle Aufgabe zielgerichtet angeht und das vergangene Jahr genutzt hat, um den Grundstein für den Aufbau der zukünftigen Stiftungsarbeit zu legen.
Das Land Berlin wünscht sich eine historische Rekonstruktion des Gebäudes
Was die bauliche Umsetzung des zukünftigen Gebäudes angeht, soll ein möglicher Wiederaufbau in moderner Form oder als Hybrid-Variante durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung verhindert werden, wie Der Tagesspiegel erfahren haben will.
So soll die Senatsverwaltung einen Entwurf zur “Verordnung über die äußere Gestaltung der wiederzuerrichtenden von Karl Friedrich Schinkel erbauten Bauakademie am Schinkelplatz 1 in Berlin Mitte, Ortsteil Mitte” erarbeiten haben, die wohl eine historische Rekonstruktion zwingend vorschreibt.
Senatsverwaltung macht Vorgaben für originalgetreue Rekonstruktion
Das Land Berlin würde damit dem Bund, der Bauherr des Projekts ist, die Gestaltung des Gebäudes quasi vorgeben bzw. extrem enge Richtlinien für den Realisierungswettbewerb festlegen. Guido Spars äußerte sich dazu vor kurzem derzeit aber noch salomonisch: “Eine Rekonstruktion ist nicht ausgeschlossen, ein hybrides Gebäude, wie das Schloss eines ist, auch nicht.”
Guido Spars schloss damit einen Wiederaufbau nach Vorbild des Humboldt Forums – als multifunktionales Gebäude mit historischen, aber auch modernen Fassadenelementen – nicht aus. Das Land Berlin hat hier mittlerweile eine überraschend eindeutige Haltung und wünscht eine Replik nach den historischen Gebäudeplänen.
Gründungsdirektor will sich nicht auf künftige Form des Gebäudes festlegen
In der vorbereiteten Gestaltungsverordnung der Senatsverwaltung heißt es wie folgt: “Lage, Volumen sowie die Profilierung sämtlicher von außen sichtbarer Bauteile haben den von Karl Friedrich Schinkel für das Gebäude der Bauakademie (…) erstellten Gesamt- und Detailplänen gemäß den Anlagen 1-9 (Zeichnungen nach Entwurf von Karl Friedrich Schinkel) weitestgehend zu entsprechen“.
Eine Umsetzung der Bauakademie in dieser Form wäre in der Tat eine völlig andere Herangehensweise als sie im Rahmen der Stadtschloss-Rekonstruktion gewählt wurde, deren Wettbewerbsbeiträge sehr unterschiedlich waren. Es bleibt nun abzuwarten, wie Guido Spars und der Bund als Bauherr mit dieser Vorgabe des Landes Berlin umgehen werden.
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Quellen: Bundesstiftung Bauakademie, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Der Tagesspiegel, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
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