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Breite Straße: Bürgervereine fordern hochwertige Gestaltung

Die Breite Straße in Berlin-Mitte soll verändert werden. Ein neues Wohn- und Geschäftsquartier soll in unmittelbarer Nähe zum Humboldt Forum entstehen, die WBM plant die Realisierung von geförderten Mietwohnungen. Eine Allianz von Berliner Bürgervereinen fordert eine hochwertige Gestaltung des Ensembles.

Negatives Vorbild: An der Fischerinsel in Berlin-Mitte läuft der Bau von 210 neuen, landeseigenen Mietwohnungen durch die WBM. Die Fassadengestaltung des Gebäudes sorgt jedoch für wenig Begeisterung. Beim Projekt an der Breiten Straße soll sich das nicht wiederholen, fordert die Allianz Berliner Bürgervereine. / © Foto: Forum Stadtbild Deutschland

© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN
Text: Björn Leffler

 

In den kommenden Jahren soll nach Plänen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in der Breiten Straße in Berlin-Mitte ein anspruchsvolles Ensemble aus Wohnungen, Gewerbeflächen und Künstlerateliers entstehen, um den Stadtraum nachhaltig zu verändern und vor allem zu beleben. Rund 65 bis 70 Wohnungen sollten Teil des Ensembles werden.

Das Quartier wird in unmittelbarer Nähe zum Humboldt Forum entstehen. Besonders prachtvoll ist die Breite Straße heute allerdings nicht. Die Straße wird vor allem geprägt durch eine große, brachliegende Fläche, die sich gegenüber der heutigen Zentral- und Landesbibliothek befindet. Ein Umstand, der eine Entwicklung und Neuausrichtung des Standortes umso erforderlicher macht.

Quartier Breite Straße: Entwicklung läuft seit fast drei Jahren

Diese Entwicklung hatte vor nunmehr fast drei Jahren begonnen. Drei Planungsteams hatten in zwei Bearbeitungsphasen Ideen und Lösungen für das zukünftige Quartier erarbeitet, zudem wurde eine Online-Beteiligung für Bürgerinnen und Bürger durchgeführt.

Mittlerweile ist der Prozess weiter vorangekommen.
Im Dezember 2023 wurde ein nichtoffener Realisierungswettbewerb für die Bebauung zwischen Scharrenstraße und Neumannsgasse in angekündigt.

Im Juli 2024 soll eine Entscheidung über Gestaltung des Areals fallen

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sowie die WBM haben durch eine europaweite Bekanntmachung Architektinnen und Architekten aufgefordert, sich für das bevorstehende Wettbewerbsverfahren in einem Teilnahmewettbewerb zu bewerben.

In den nächsten Wochen sollen aus der Gruppe der 500 Teilnehmenden nunmehr fünf verbleibende Büros ausgewählt werden, um konkrete Entwürfe für das Projekt zu erstellen. Die eingereichten Wettbewerbsentwürfe sollen dann Anfang Juli 2024 in einer Preisgerichtssitzung bewertet und prämiert werden.

Allianz Berliner Bürgervereine fordert hochwertige Gestaltung

Nun hat sich eine Allianz Berliner Bürgervereine an die Öffentlichkeit gewandt, die eine hochwertige Gestaltung des Quartiers an diesem historisch so bedeutenden Ort fordert. Hintergrund ist wohl ein nur wenige Meter entfernt entstehendes Wohnprojekt, bei dem ebenfalls die WBM federführend war.

Seit Ende 2022 ist die Fassade des Neubaus, die dem Mühlendamm zugewandt ist, sichtbar. Herausgekommen ist ein Gebäude, welches sich zwar in seiner Höhe an den umliegenden Gebäuden orientiert, ansonsten aber jegliche Bezüge zur stadtgeschichtlichen Bedeutung des Ortes vermissen lässt.

An der Breiten Straße soll eine banale Fassadengestaltung vermieden werden

Um an der Breiten Straße eine so banale architektonische Gestaltung zu vermeiden, haben die Bürgervereine eine klare Forderung formuliert: “Bei der Auswahl der Preisträger für die Breite Straße sollten Architekturentwürfe vorrangig berücksichtigt werden, die hinsichtlich der Gestaltungsqualität und Materialwahl an die historische Bautradition des Ortes anknüpfen.

Die Allianz gibt auch Hinweise für mögliche Materialien: “Es sollte mit den traditionell regional verwendeten Fassadenmaterialien wie Putz, Ziegel und Natursteinen wie Sand- oder Kalkstein gebaut und damit eine differenzierte Fassadengestaltung ermöglicht werden. Anstriche sollten in ortstypischen Farbtönen erfolgen. Ungeeignet sind hingegen Glas- oder Metallfassaden sowie straßenseitige Wärmedämmverbundsysteme.

Fassadengestaltung verursacht geringe Kosten, die Wirkung ist umso größer

Dabei argumentiert die Gruppe, dass die Fassadengestaltung letztlich nur einen geringen Teil der Gesamtkosten ausmache (rund vier Prozent), für die Wirkung des Bauprojekts am Ende aber umso bedeutender sei: “Die Mehrkosten für eine hochwertige und zeitlos schöne Ausführung fallen dementsprechend kaum ins Gewicht, der Gewinn für das städtische Umfeld ist jedoch erheblich.

Dass an der Breiten Straße sozial geförderte Wohnungen entstehen, wird von der Allianz nicht kritisiert. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass auch die kommunal finanzierten Wohnungsbaugesellschaften eine “Verantwortung für die gesamte Stadt und ihre Gesellschaft” haben.

Zu den Bürgervereinen, die sich für eine ansprechende Gestaltung an der Breiten Straße einsetzen, gehören unter anderem der Berliner Historische Mitte e.V., die Errichtungsstiftung Bauakademie, das Forum Stadtbild Berlin, die Gesellschaft Historisches Berlin und die
Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Auf diesem Gelände soll das neue Wohn- und Gewerbeensemble entstehen in Berlin-Mitte, unweit des Humboldt Forums, entstehen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Open Street Map

Weitere Projekte in Mitte findet Ihr hier
Weitere Wohnprojekte sind hier zu finden
Weitere Gewerbeprojekte gibt es hier

Quellen: Allianz Berliner Bürgervereine, Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Architektur Urbanistik Berlin, Immobilien Zeitung, Berliner Historische Mitte e.V., Errichtungsstiftung Bauakademie, Forum Stadtbild Berlin, Gesellschaft Historisches Berlin, Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin

 

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1 Kommentar

  1. Franz März 5, 2024

    Bitte keine architektonische “Schießschartenmeile”. Und bitte erst recht nicht die Wiederholung der städtebaulichen Katastrophen auf der Fischerinsel (womit ich sowohl den Neubau meine wie auch die Hochhäuser aus der DDR-Zeit). Und bitte rechlich Grün davor (ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass die Hässlichkeit des Fischerinselneubaus hinter Efeu und Kletterhortensien versteckt werden kann …).

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