Ein Stadion-Neubau für Hertha BSC soll nach Wünschen des Berliner Senats auf einem Grundstück nördlich des Maifelds im Berliner Olympiapark entstehen. Das in Berlin ansässige Planungsbüro Lindner hat nun einen ersten, sehr innovativen Vorschlag erarbeitet.

Stadion-Neubau nördlich des Maifelds: So könnte das Bauvorhaben auf dem Gelände des Charlottenburger Olympiaparks aussehen. Visualisiert hat das Vorhaben das in Berlin ansässige Planungsbüro Lindner.

© Visualisierungen: Lindner Planungbüro mit Lukas Mering
Text: Björn Leffler

 

Anfang Juni 2022 geisterte plötzlich das Wort “Bombonera” durch die Berliner Medienlandschaft. Ausgerechnet dieses durchaus legendäre Stadion im südamerikanischen Buenos Aires soll nun also als Vorbild für den so lang ersehnten Stadion-Neubau des Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC sein.

Grund dafür ist die Größe des Grundstücks, die Sportsenatorin Iris Spranger für den Stadionbau vorgeschlagen hat. Da Hertha BSC unbedingt auf dem Gelände des Olympiaparks im Berliner Westend bauen möchte, das Wunschgrundstück an der Rominter Allee, zwischen den U-Bahnhöfen Ruhleben und Olympiastadion gelegen, nicht verfügbar ist, wurde gemeinsam mit dem Berliner Senat Alternativen gesucht.

Alternativen für den Standort Rominter Allee wurden gesucht

Nachdem eine vom Vorgängersenat vorgeschlagene Fläche unweit des ehemaligen Flughafengeländes Tegel längst wieder vom Tisch ist, hat die seit Ende 2021 im Amt befindliche Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger den Standort “Lindeneck” an der Friedrich-Friesen-Allee ins Spiel gebracht.

Das Areal liegt nordwestlich der Waldbühne und nördlich des historischen Maifelds mit Glockenturm und Tribüneneinfassung. Nachdem der Vorschlag erstmals öffentlich bekannt wurde, betonte Spranger anschließend mehrfach, dass der Standort nun gesetzt sei und das Vorhaben ernsthaft weiterverfolgt werde.

Im Juni wurde das Thema im Sportausschuss besprochen

Am 10. Juni 2022 war das Projekt Thema im Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Spranger kündigte im Rahmen der Sitzung an, eine Steuerungs- und Projektgruppe einzuberufen, die sie leiten werde. Sie soll nach der Sommerpause im Parlament eingerichtet werden. „Ich bin davon überzeugt, dass Hertha ein Fußballstadion bekommen sollte“, sagte sie im Rahmen der Sitzung.

Details zu einem möglichen neuen Stadion auf dem „Lindeneck“ nannte anschließend Herthas scheidender Geschäftsführer Ingo Schiller. Ursprünglich sei ein Fassungsvermögen von 55.000 Zuschauerinnen und Zuschauern geplant gewesen. Beim aktuellen Entwurf liegt die Kapazität lediglich bei 45.000 Fans.

Bauprojekt “MyField” soll Herthas Stadion-Wunsch möglich machen

Angelehnt an den Standort in direkter Nachbarschaft zum Maifeld hat das Projekt den Namen “Stadion am Lindeneck” erhalten. Für internationale Spiele würden unter den dann gegebenen Voraussetzungen knapp 37.000 Fans in das neue Stadion passen. Nun gab es also eine konkrete Idee, wie ein neues Fußballstadion für Hertha BSC realisiert werden könnte. Problem war Anfang Juni nur, dass es noch keine Visualisierung eines möglichen Stadion-Neubaus gab.

Sehr schnell befasste sich jedoch das in Berlin ansässige Lindner Planungsbüro mit dem vom Verein präsentierten Konzept und entwickelt auf dieser Grundlage ein erstes, umfassendes Konzept für einen Stadionbau auf dem “Lindeneck”-Gelände im Olympiapark. Auch Architekt Lukas Mering gehörte dem Projekt an.

Lindner Planungsbüro ist bekannt für innovative und nachhaltige Konzepte

Das vom Berliner Architekten Mario Lindner geführte Lindner Planungsbüro ist bekannt für seine innovativen, städtebaulichen Ideen, die bereits in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt haben.

Zu den Ideen, die das Team um Mario Lindner entwickelt hat, gehören unter anderem ein Konzept zur Autobahnüberbauung der A100 zu Wohnzwecken, eine Uferbebauung mit Bauminseln an der Charlottenburger Mierendorffinsel oder eine kulturell orientierte Nachnutzung des sanierungsbedürftigen ICC.

Solarmodule und regenauffangbecken an der geschwungenen Außenfassade

Nachhaltig ist auch das Konzept, welches das Büro für einen möglichen Stadionbau vorlegt. Die geschwungene Dachkonstruktion soll so angelegt werden, dass sie die Möglichkeit bieten soll, sie mit flexiblen ETFE-Modulen zu bestücken. Solche Module werden genutzt, um Solarenergie zu erzeugen. Zudem soll über die Konstruktion Regenwasser aufgefangen werden, um dieses für die Spielfeldbewässerung zu nutzen.

Das Stadion ist architektonisch einem Theaterempfang nachempfunden und nimmt die Vorgaben von Stadt und Verein auf, eine Kapazität von 45.000 Menschen zu ermöglichen. Die Fassade soll mit Lichtmodulen verkleidet werden, um das Stadion vielfältig bespielen zu können.

Das Maifeld soll in das zukünftige Flächenkonzept einbezogen werden

Der eindeutige Wunsch des Vereins war es, das Maifeld als Fläche für Veranstaltungen und mögliche Public-Viewing-Events einzubeziehen, die auf der Rückseite der zukünftigen Haupttribüne stattfinden könnten.

Das Spielfeld sowie die unteren Ränge des neuen Stadions würden sich unterhalb des Geländeniveaus befinden, sodass sich das Stadion an den umgebenden Wald und die angrenzende Waldbühne angleichen kann und somit nicht als Störfaktor im denkmalgeschützten Olympiapark-Gelände wahrgenommen wird.

Die Höhe des Stadions soll sich dem Olympiastadion unterordnen

Richtung Westen soll sich das Stadion höhenmäßig abneigen, sodass es sich städtebaulich dem benachbarten Olympiastadion unterordnet und das Maifeld mit der Haupttribüne umschließt. Der Wunsch, die Form des Stadion am argentinischen “La Bombonera” anzupassen, wurde im Entwurf Lindners berücksichtigt.

Mit dem jetzt vorliegenden, ersten Entwurf des Lindner Planungsbüros ist bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt ein ausgesprochen spannendes, innovatives und zudem sehr nachhaltig gedachtes Umsetzungskonzept erstellt worden. Wir werden uns mit dem Büro in einem gemeinsamen Gespräch Anfang August zu diesem Konzept im Detail auseinandersetzen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Geschwungene Fassade mit Regenauffangbecken und Solarmodulen. Zudem sollen Lichtmodule angebracht werden, um die Fassade flexibel zu bespielen.

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Quelle: Lindner Planungsbüro

 

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7 Comments

  1. Marcus 11. Juli 2022 at 09:06 - Reply

    Ich würde mir ja wünschen, dass sich dieses Stadion dann auch innerlich von anderen Stadien abhebt. Quasi nicht wie es aktuell den Anschein macht überwiegend nur äußerlich (inkl. Dachkonstruktion).
    Soll heißen, dass Haupt- und Gegentribüne sowie Kurven nicht zwingend identisch zueinander aussehen sollten. Eins- zwei Tribünen und/ oder Kurven könnten somit ruhig auch mal etwas innovativer gestaltet werden. Das mit der sehr hohen Haupttribüne (wahrscheinlich inklusive VIP-Bereich) in Anlehnung am „La Bombonera“ wäre schon mal ein Anfang, hat auch einen gewissen Reiz und wäre zukünftig sicherlich auch ein Reiseziel für so einige Touristen. Das sollte man immer mit berücksichtigen.

  2. Mark Eins 11. Juli 2022 at 18:02 - Reply

    Wichtig ist natürlich auch der Sound im neuen Stadion, die Fans müssen endlich laut zu hören sein.

  3. […] Architekt Mario Lindner, Gründer des Berliner Lindner Planungsbüros, hat eigenmächtig einen Entwurf für die geplante, neue Arena von Hertha BSC veröffentlicht. Kurios: Der Verein wusste zunächst gar nichts davon. „Wir haben […]

  4. […] Architekt Mario Lindner, Gründer des Berliner Lindner Planungsbüros, hat eigenmächtig einen Entwurf für die geplante, neue Arena von Hertha BSC veröffentlicht. Kurios: Der Verein wusste zunächst gar nichts davon. „Wir haben […]

  5. Sebastian 12. Juli 2022 at 17:06 - Reply

    Grundsätzlich gefällig, aber wieso ist die höhere Tribüne im Süden? Also da, wo das meiste natürliche Licht einstrahlt. Das sorgt automatisch dafür, dass dem Rasen jede Menge Sonnenlicht fehlt.

  6. […] informiert, dass erst nach der anstehenden Europameisterschaft neue Informationen zum Thema Stadion-Neubau von Hertha BSC zu erwarten […]

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