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Nutzungsmix statt Hotel: 115-Meter-Hochhaus an der Jannowitzbrücke

Auf dem letzten noch unbebauten Grundstück an der Jannowitzbrücke sollte ursprünglich ein 68 Meter hohes Hotel entstehen, doch diese Pläne haben sich mittlerweile zerschlagen. Die Pläne des neuen Eigentümers HB Reavis sehen den Bau eines bis zu 115 Meter hohen Gebäudes mit einer gemischten Nutzung vor. 

Wie das zukünftige Hochhaus an der Jannowitzbrücke in Berlin-Mitte aussehen wird, ist noch nicht entschieden. Erste Ideen wurden von 10 Architekturbüros aber bereits entwickelt. / © Foto: Ephraim Gothe

© Visualisierung Titelbild: Müller Reimann Architekten
Text: Björn Leffler

 

Auf dem letzten noch unbebauten Grundstück an der Jannowitzbrücke soll ein rund 110 Meter hohes Gebäude errichtet werden, wie Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung im Bezirk Mitte, im Rahmen eines Pressetermins verkündete.

Ursprünglich war auf dem Gelände ein 68 Meter hohes Gebäude geplant, in dem ein Hotel untergebracht werden sollte. Doch diese Pläne ließen sich letztlich nicht verwirklichen, da sich kein Hotelbetreiber für das geplante Gebäude finden ließ.

Jannowitzbrücke: Pläne für Hotel-Neubau ließen sich nicht realisieren

Die Cesa Group hatte mit ihrem Joint Venture Partner UBM Development das Hochhausprojekt “CentralTower Berlin” zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke geplant. Auf dem rund 2.100 Quadratmeter großen Grundstück sollte eine Nutzfläche von 23.400 Quadratmetern entstehen.

Mittlerweile wurde das Grundstück jedoch weiterverkauft, an das in der Slowakei sitzende Immobilien- und Projektentwicklungsunternehmen HB Reavis, welches auf dem Berliner Immobilienmarkt bereits sehr gut bekannt ist.

Neuer Eigentümer HB Reavis entwickelt mehrere Projekte in Berlin

HB Reavis hat in Prenzlauer Berg das Gewerbeprojekt “DSTRCT.BERLIN” realisiert und baut derzeit in unmittelbarer Nähe zum Ostbahnhof in Friedrichshain ein weiteres Gewerbeprojekt mit dem Namen “PLTFRM.BERLIN“.

Nun will das Unternehmen an der Jannowitzbrücke ein weiteres Projekt umsetzen – und damit gleichzeitig sein erstes Hochhausprojekt in der deutschen Hauptstadt realisieren. Das Gebäude entsteht an einer markanten Schnittstelle, an der mehrere Bauprojekte vorangetrieben werden bzw. wurden.

Jannowitzbrücke: Schicklerhaus, Wohnungsbau und “JAHO”

Direkt angrenzend ist erst kürzlich die Sanierung und Erweiterung des historischen Schicklerhauses abgeschlossen worden. Auf der anderen Seite der Alexanderstraße wird derzeit ein neues Wohn- und Geschäftshaus mit 50 Mietwohnungen errichtet. Dafür wurde eine ehemalige DDR-Kaufhalle abgerissen. Der Neubau soll fünf Stockwerke umfassen und bis Anfang 2025 fertig werden.

Das prominenteste Bauvorhaben am Platz ist allerdings das raumgreifende Gewerbeprojekt “JAHO”, welches an der Straßenkreuzung Holzmarktstraße / Alexanderstraße mit einem vom renommierten Architekten David Chipperfield entworfenen, 70 Meter hohen Büroturm abschließen soll.

Ephraim Gothe: Stadtöffentlichkeit frühzeitig in Hochhausprojekte involvieren

Dieses Gebäude wird also diagonal gegenüber des geplanten 110-Meter-Turms stehen, welches auf dem trapezförmigen Grundstück zwischen Schicklerstraße, Stralauer Straße, Dircksenstraße und Alexanderstraße entstehen soll.

Ephraim Gothe betonte im Rahmen des Gesprächs die Wichtigkeit, die Stadtöffentlichkeit frühzeitig in die Planung von Hochhausprojekten einzubeziehen und erläuterte ausführlich, wie wichtig es sei, dass Gebäude mit solch einer Höhe nur an bestimmten, geeigneten Standorten entstünden.

Standort Jannowitzbrücke: Geeignet für den Bau von Hochhäusern?

Den Standort an der Jannowitzbrücke, in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz, mit weiteren geplanten Hochhausprojekten in ähnlicher Dimension, sieht Gothe als geeignet an. Dieser Sicht folgten offenbar auch die Mitglieder im Stadtentwicklungsausschuss sowie in der BVV Mitte, die das Projekt in der geplanten Form bereits abgesegnet haben.

Gothe hält allerdings nichts von der aus seiner Sicht pauschalen Forderung der Berliner CDU, innerhalb Berlins grundsätzlich mehr Hochhäuser errichten zu wollen. Die seit der Wende in Berlin entwickelten Standorte für Hochhausprojekte – am Alexanderplatz, in der City West, am Potsdamer Platz, am Hauptbahnhof sowie am Mercedes-Benz-Platz am Ostbahnhof – erfüllen aus Gothes Sicht die Anforderungen an Standorte für Hochhausprojekte, die auch im noch immer gültigen Hochhausleitbild des Berliner Senats verankert sind.

“Central Tower Berlin”: Berliner Hochhausleitbild soll greifen

Dieses Leitbild soll auch beim geplanten “Central Tower Berlin” – so der Name des Hochhausprojekts – an der Jannowitzbrücke angewandt werden. Im Klartext bedeutet dies, dass im neuen Gebäude eine Mischnutzung eingerichtet werden soll.

Rund 70 Prozent sind für gewerbliche Nutzungen vorgesehen, etwa 30 Prozent für andere Nutzungen wie Wohnen, Kultur oder gemeinnützige Einrichtungen. Im Neubau an der Jannowitzbrücke machen diese 30 Prozent immerhin eine Fläche von 9.000 Quadratmetern aus.

HB Reavis möchte im Neubau keine Eigentumswohnungen realisieren

Diese große Fläche für nicht-gewerbliche Nutzungen rechtfertigt aus Gothes Sicht dann auch die Tatsache, dass auf dem Grundstück nun ein nahezu doppelt so hohes Gebäude entstehen kann als zuvor geplant. Da im neuen Gebäude keine ausschließliche Hotelnutzung vorgesehen ist, muss auch der Bebauungsplan entsprechend angepasst werden.

Projektentwickler HB Reavis hat bereits angekündigt, in diesem Teil des Gebäudes keine Eigentumswohnungen, sondern ausschließlich Mietwohnungen einrichten zu wollen. Über die genaue Ausgestaltung dieser Fläche wollen die Projektparteien bereits in der kommenden Woche noch einmal im Detail sprechen, um das Projekt weiter voranzutreiben.

10 Büros lieferten erste Entwürfe für das zukünftige Hochhaus

Gothe wünscht sich ein schlankes und elegantes Gebäude am Standort. In einem ersten, nichtöffentlichen Verfahren hatte der Eigentümer zehn Architekturbüros eingeladen, um erste Entwürfe für das Hochhaus zu entwerfen. Fünf dieser Entwürfe sollen in einer zweiten Wettbewerbsphase weiter ausgearbeitet werden.

Auf der Spitze des Gebäudes soll es eine öffentlich zugängliche Dachterrasse geben, die auf einer Fläche von etwa 2.000 Quadratmetern realisiert werden soll. Wie die Ausgestaltung der Dachterrasse aussehen soll und wie der öffentliche Zugang geregelt wird, ist bislang aber noch nicht klar.

Baubeginn für das Projekt könnte ab Ende 2026 sein

Gothe betonte, dass es einen Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan erst geben kann, wenn die genaue Nutzung der nicht gewerblichen Teile des Gebäudes belastbar definiert ist. Ein konkreter Zeitplan hängt also von einer zügigen Klärung dieses Sachverhalts ab.

Sollte bis zum März 2024 eine Einigung in dieser Frage erfolgen, wird für die erneute Aufstellung des Bebauungsplans mit einem Zeitraum von etwa zwei Jahren gerechnet. Ein Baustart könnte demzufolge ab Ende 2026 erfolgen, die Fertigstellung schließlich bis Ende der 2020er Jahre.

Die angrenzenden Wohnhäuser, die einer Wohnungsbaugenossenschaft gehören, haben jeweils eine Höhe von rund 58 Metern, die durch den “Central Tower” künftig deutlich überragt werden. An der Jannowitzbrücke wird in den kommenden Jahren also ein weiteres, ambitioniertes Hochhausprojekt in der Berliner Innenstadt in Angriff genommen.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

Nachbarprojekt: Direkt gegenüber entsteht das Gewerbeprojekt “JAHO”, mit einem von David Chipperfield entworfenen Büroturm. Auch das Büro KUEHN MALVEZZI Architects war hier involviert. / © Visualisierung: Art-Invest Real Estate

 

Weitere Projekte in Mitte findet Ihr hier
Weitere Gewerbeprojekte sind hier zu finden
Weitere Wohnprojekte gibt es hier

Quellen: Bezirksamt Mitte, HB Reavis, Architektur Urbanistik Berlin

 

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3 Kommentare

  1. Flip Januar 4, 2024

    Laut Morgenpost, soll das Gebäude 115 Meter hoch werden.

  2. Dani Januar 5, 2024

    Jemand fragte: “Haben die Investoren/Stadträte in Berlin Höhenangst? Warum nur 110/115 m, nicht mal 150 m, dass es “offiziell” als “Wolkenkratzer” durchginge? Soll dieser 110/115-m-Wolkenkratzer-Stumpf etwa ein weiteres Beispiel für vertikale Platz-/Raum-Verschwendung in Berlin sein/werden?!”

  3. Anonym Januar 7, 2024

    Die Baugrube des Central Towers ist direkt neben dem U8 Tunnel. Gibt es Pläne, Probleme wie beim Covivo Tower zu verhindern?

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