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“Am Tacheles”: Kultur-, Wohn- und Gewerbeprojekt lässt Hüllen fallen

In Berlin-Mitte nähert sich das Wohn-, Gewerbe- und Kulturquartier “Am Tacheles” sukzessive seiner Fertigstellung. Erste Läden wurden bereits eröffnet, die 150 Meter lange Passage zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße wurde ebenfalls für die Öffentlichkeit freigegeben. Wir haben uns auf dem Gelände einmal umgesehen.

Zwischen Friedrichstraße und Oranienburger Straße in Berlin-Mitte nähert sich das Projekt “Am Tacheles” sukzessive seiner Fertigstellung. Die 150 Meter lange Passage wurde bereits eröffnet. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Fotos: depositphotos.com
Text und Fotos: Björn Leffler

 

Zwischen Oranienburger Straße, Friedrichstraße und Johannisstraße nähert sich eines der größten Bauprojekte des vergangenen Jahrzehnts sukzessive seiner Fertigstellung: das Wohn-, Gewerbe- und Kulturareal “Am Tacheles”.

Das Projekt wird nach Plänen des renommierten Architekturbüros Herzog de Meuron umgesetzt. Auf dem riesigen Baufeld, welches um das einstige Künstlerhaus “Tacheles” eingerichtet wurde, ist in den vergangenen Jahren ein völlig neues Quartier entstanden.

Galerie “Fotografiska” eröffnet 2023 ihren Berliner Standort am “Tacheles”

In die modernisierte und denkmalgeschützte Kaufhaus-Ruine wird die schwedische Fotogalerie “Fotografiska” einziehen, die Eröffnung soll Ende 2023 erfolgen. “Fotografiska” ist ein Fotomuseum im Stadtbezirk Södermalm in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, gegründet von den Brüdern Jan und Per Broman.

Mit international beachteten Fotoausstellungen und einem vielfältigen, kulturellen Programm möchte sich das Haus als offenes Kulturzentrum in der deutschen Hauptstadt etablieren. Auch ein Restaurant ist geplant. Das “Fotografiska Berlin” wird neben den Museen in Stockholm, New York und Tallinn der vierte Ableger des Fotomuseums sein.

Berlin-Mitte: Zehn Neubauten sind auf dem Areal “Am Tacheles” entstanden

Zwei weitere, ebenfalls denkmalgeschützte Häuser, die direkt an der Friedrichstraße stehen, werden erhalten bleiben. Um sie herum wurde neu gebaut, und zwar im großen Stil: Zehn Neubauten wurden auf dem Areal am Oranienburger Tor, in direkter Nachbarschaft zum Friedrichstadt-Palast, errichtet.

Nun wurden erste Teile des Areals für die Öffentlichkeit freigegeben. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist nun wieder ein Durchgang zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße möglich. Hierfür schreitet man durch das historische “Tacheles”-Portal und spaziert vorbei an modernen Bürofassaden und ersten Läden. REWE und Rossmann haben ihre Filialen bereits eröffnet, viele weitere werden folgen.

45 Shops und Restaurants soll es zukünftig im Quartier “Am Tacheles” geben

Insgesamt 45 Shops und Läden sollen im Quartier “Am Tacheles” eingerichtet werden, die meisten von ihnen in der 150 Meter langen und 12 Meter breiten Passage, die mit goldenen Stableuchten und grün umrankten Brücken ausgestattet wurde.

Zukünftig soll hier die spanische Automarke Cupra, das Steakhouse The Dry Gin & Beef sowie ein Starbucks direkt am Eingang zur Friedrichstraße auf Gäste warten. Darüber hinaus werden ein Fitnessstudio und weitere Gastronomie-Angebote einziehen.

Historischer Vorläufer: Die 1908 errichtete Friedrichstraßenpassage

Tatsächlich hat die Passage sogar einen historischen Vorläufer. Das von Franz Ahrens in 15 Monaten von 1907 bis 1908 errichtete Gebäude wurde 1909 als “Friedrichstraßenpassage” eröffnet. Es verband die Friedrichstraße mit der Oranienburger Straße.

Nach der Kaisergalerie war sie die zweitgrößte Einkaufspassage der Stadt. Die Baukosten betrugen damals rund sieben Millionen Mark. Nachdem der Gebäudekomplex im Zweiten Weltkrieg beschädigt worden war, wurde das Gebäude von der DDR-Regierung nicht wieder aufgebaut.

Die DDR-Regierung plante den Abriss des ehemaligen Warenhauses “Tacheles”

Aufgrund zweier Statikgutachten aus den Jahren 1969 und 1977 sollten die noch erhaltenen Gebäudeteile abgerissen werden, obwohl sich dort zum Teil eine intensive Nutzung etabliert hatte. Unter anderem war auch ein Kino im historischen Gebäude untergebracht.

Eine neue Straße sollte über das Gelände verlaufen und eine Abkürzung zwischen Oranienburger Straße und Friedrichstraße bilden. Der Abriss begann schließlich im Jahr 1980. Zwei Jahre später wurden das Kino geschlossen und der noch komplett erhaltene Kuppelbau gesprengt.

1990 besetzten Künstlergruppen das Gebäude – und verhinderten den Abriss

Der noch heute stehende Teil sollte laut Plan im April 1990 abgebaut werden, was durch den Fall der Mauer und das energische Eingreifen von Künstlergruppen verhindert wurde. Kurz vor der planmäßigen Sprengung wurde der noch stehengebliebene Rest des Gebäudes am 13. Februar 1990 von der Künstlerinitiative Tacheles besetzt.

Der Abriss konnte nach einigen Kontroversen verhindert werden. Die Künstlerinitiative ließ ein neues Gutachten zur Bausubstanz und Statik erstellen. Auf Grund des positiven Ergebnisses wurde das Haus zunächst vorläufig unter Denkmalschutz gestellt, der nach einem weiteren Gutachten vom 18. Februar 1992 bestätigt wurde.

In den kommenden Jahren erlangte das Gebäude internationale Berühmtheit als offenes und zeitgenössisches Kunsthaus. 2014 jedoch erfolgte der Verkauf des Grundstücks und die Neuplanung des gesamten Areals.

Projekt “Am Tacheles”: Auch ein großer Parkplatz wurde vollständig überbaut

Dabei wurde auch eine große Parkplatzfläche, die zwischen Johannisstraße und Oranienburger Straße angelegt worden war, neu geplant und mittlerweile vollständig überbaut. Das heutige Quartier “Am Tacheles” hat, rein architektonisch, nur noch wenig mit der historischen Vorgänger-Bebauung zu tun – abgesehen natürlich von der erhaltenen Kaufhaus-Ruine.

Dennoch ist hier in den vergangenen Jahren ein Ensemble entstanden, welches den Stadtraum rund um Oranienburger Tor und nördliche Friedrichstraße vollkommen neu definiert und – vor allem durch die Galerie “Fotografiska” – neue Anlaufpunkte kreieren wird. Wie sich das Quartier zukünftig in den Stadtraum einfügen wird, bleibt abzuwarten.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

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Quellen: Herzog de Meuron, B.Z., Architektur Urbanistik Berlin, Fotografiska, Wikipedia

 

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